Darauf sollten Sie bei einer Bestandsimmobilie achten
Darauf sollten Sie bei einer Bestandsimmobilie achten
Wer auf der Suche nach den eigenen vier Wänden zum Leben und als Altersvorsorge ist, der wird aufgrund der astronomischen Preise für einen Neubau wohl eher zu einer Bestandsimmobilie tendieren. Bestehende Immobilien sind meist deutlich günstiger, dafür aber oft auch weder technisch noch energetisch auf dem neusten Stand. So viele Vorteile die Bestandsimmobilie auch hat, sollten sich Interessenten nicht vor einer ehrlichen Bestandsaufnahme drücken. Wir wollen in diesem Artikel verdeutlichen, was Modernisierungsmaßnahmen kosten, warum man bereits beim Kauf an die Zukunft denken muss und was bei der Finanzierung zu beachten ist.
Unsplash.com © Peter Herrmann CC0 Public Domain
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So charmant und idyllisch ein älteres Haus auf den ersten Blick auch wirken mag – einfach isolierte Fenster, Abbilyneine veraltete Heizung oder ein altes Dach können schnell für hohe Kosten und großen Aufwand sorgen.
Bestehende Immobilien sind meist günstiger
Auch wenn aus verschiedenen Gründen der Immobilienmarkt ziemlich überdreht ist, sind Bestandsimmobilien in den meisten Fällen günstiger zu haben, als ein neues Haus zu bauen. Steigende Materialpreise und hohe Löhne, astronomische Preise für Bauland und hohe Kosten für Anschlüsse sorgen dafür, dass viele Neubauten unbezahlbar sind.
Noch vor rund 15 Jahren konnte man argumentieren, dass der Neubau in den ersten Jahren praktisch überbewertet ist. Wer auf dem Land für 250.000 Euro ein Einfamilienhaus gebaut hat, wo bestehende Häuser nur 150.000 Euro kosten, der hätte bei einem frühen Verkauf dramatische Verluste erlitten.
Insgesamt gibt es einige Gründe, warum der Kauf eines älteren Gebäudes in dem Wissen um den Sanierungsbedarf den Bestandskauf attraktiv machen:
- Interessenten finden in der gewünschten Region einfach keine freien Grundstücke, die bebaut werden dürfen.
- Auf dem Markt werden keine neueren Bestandsimmobilien ohne Sanierungsbedarf angeboten.
- Man erbt eine Immobilie.
- Die finanziellen Möglichkeiten reichen nur für ein älteres Haus.
Käufer tun gut daran, den Sanierungsbedarf nicht zu blauäugig zu sehen und die Kosten sowie den Aufwand nicht zu unterschätzen. Mit Gutachtern und Experten sollten lückenlos alle notwendigen Maßnahmen aufgestellt werden. Danach sollten die Maßnahmen für die Baufinanzierung summiert werden, um diese Kosten direkt in die Finanzierung einfließen zu lassen. Die Grafik macht deutlich, wo überall Kostenfallen lauern:
Neben akuten Baustellen auch die Zukunft beachten
Wenn Käufer sich in eine Immobilie verliebt haben oder nach langer Suche endlich ein vermeintlich bezahlbares Heim gefunden haben, beginnt vielfach eine Art Selbstbetrug. Sätze wie „das machen wir alles nach und nach“, „das machen wir selber“ oder ähnliche Phrasen sollten beim Kauf aus dem Wortschatz gestrichen werden.
Käufer sollten auch nicht versuchen, ihrer Bank eine Immobilie schön zu reden – spätestens dann, wenn es durch das marode Dach regnet und die Käufer einen weiteren Kredit benötigen, geht dieser Schuss nach hinten los.
Seriöse Baufinanzierer beraten die Kunden ohne perfide Hintergedanken. Der Banker achtet einerseits darauf, dass die Käufer ihren eigenen, finanziellen Rahmen realistisch betrachten. Auf der anderen Seite sichert sich die Bank vor Verlusten, indem sie selbst den echten Wert der Immobilie prüft.
Weiß ein junges Paar vielleicht bereits, dass die Hausbank einer Finanzierung von 350.00 Euro über 40 Jahre zustimmen würde, wird sich meist an dieser Zahl orientiert. Findet das Paar nun ein älteres Haus für 300.000 Euro klingt dies nach einem guten Angebot: Wir dürfen 350.000 Euro aufnehmen und können die anderen 50.000 Euro in die Sanierung stecken.
Die Bank sieht dies aber anders. Hier wird die Kreditsumme immer anhand des Wertes der Immobilie ermittelt – denn fallen die Käufer beim Bedienen des Kredites aus, gehört das Haus der Bank. Würde die Bank also Luftschlösser ohne Gegenwert finanzieren, hätte sie ein schlechtes Geschäft gemacht.
Die finanzierende Bank will nach dem Kauf monatliche Raten haben und die Käufer müssen Zinsen zahlen. Neben den bereits einkalkulierten Sanierungsarbeiten, die meist durch einen guten Kredit mit abgebildet werden, müssen Hausbesitzer aber auch an die Zukunft denken. Denn Heizung, Dach oder Fenster und Dämmung müssen während der Lebenszeit in der Immobilie meist auch noch modernisiert oder irgendwann renoviert werden. Dieses Geld muss also parallel zusammengespart werden. Doch als Hausbesitzer fallen noch weitere Kosten plötzlich an, die ebenfalls gedeckt werden wollen:
- Grundsteuer
- Müllabfuhr
- Straßenreinigung
- Wartungskosten Heizungsanlage
- Schornsteinfeger
- Teilw. Erbbauzinsen
- Wohngebäudeversicherung
- Höhere Kosten für Hausratversicherung
- Ggf. Elementarschadenversicherung
Der Blick in die Zukunft sollte auch den eigenen Lebensweg beinhalten. Werden Kinder geplant, möchte jemand weniger arbeiten und was passiert beim Verlust des Jobs? Welche Kosten entstehen für einen höheren Mobilitätsaufwand? Ist das Gebäude seniorengerecht gestaltet, sodass es als Alterssitz genutzt werden kann? All diese Fragen sollten Käufer schon im Vorfeld ehrlich beantworten.
Makler sind Verkäufer und keine Gutachter
Ein Makler lebt davon, Häuser zu verkaufen und eine Provision abzurechnen. Auch wenn der Makler auf offensichtliche Baustellen hinweist, ist es nicht seine Aufgabe, den Käufer im Detail über den echten Sanierungs- und Renovierungsaufwand zu informieren.
Als Käufer sollte man daher die Kosten für einen unabhängigen Gutachter nicht scheuen. Dieser weiß genau, worauf man achten soll und weist Käufer detailliert darauf hin, wo in Kürze oder in naher Zukunft investiert werden muss. Er kann beispielsweise darauf hinweisen, dass die Heizungsanlage nicht mehr zeitgemäß ist und unwirtschaftlich arbeitet. Die Kosten liegen bei mindestens 12.000 Euro und in diesem Zusammenhang sollte dann möglichst noch eine regenerative Energiequelle wie Solar ergänzt werden. Das Badezimmer und die Küche hingegen haben die Käufer meist als Sanierungsobjekt selbst auf der Rechnung, wobei hier eigentlich aus technischer Sicht kein Handlungsbedarf besteht.
Käufer sollten im Vorfeld ahnen können, wie lange Dach, Keller und Fenster den energetischen Anforderungen noch genügen und auch, welche Kosten für die Sanierung fällig werden. Dabei hilft häufig auch schon ein Blick in den Energieausweis der Immobilie. Hier wird beispielsweise auf eine fehlende Dämmung der Kellerdecke hingewiesen, was sich oft kostengünstiger durch eine isolierende Trittschalldämmung unter dem neuen Fußboden lösen lässt.
Den eigenen Spielraum realistisch einschätzen
Der Wunsch nach dem eigenen Haus ist häufig so groß, dass Menschen für die Erfüllung ihres Traums an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. Doch wer wirklich glaubt, dass man über Jahre hinweg auf Urlaube und Kosten für Vergnügen verzichten könnte, der irrt leider.
Viel zu oft leben Menschen in renovierungsbedürftigen Häusern, die sie mit Eigenleistungen sanieren wollten. Doch das Leben geht weiter, Jobwechsel, Krankheiten oder die Geburt von Kindern sorgen häufig dafür, dass für die Baustellen keine Zeit oder kein Geld zur Verfügung stehen.
Solche Lebenssituationen lassen viele Menschen verzweifeln, sodass aus dem Traum vom Eigenheim ein Alptraum wird. Nicht selten scheitern Beziehungen daran, dass der Kauf einer Immobilie getätigt wird. Haben beide Partner nicht exakt die gleichen Bedürfnisse und Vorstellungen, kann eine sanierungsbedürftige Immobilie zur Trennung führen.
Wer seinen finanziellen Rahmen überstrapaziert, lebt dann dauerhaft mit großen Geldsorgen. Permanenter Verzicht führt oft zu Vereinsamung und schlechter Laune. Wer im Sommer entscheiden muss, ob für die Anschaffung des Rasenmähers der Urlaub ausfällt, lebt unter unschönen Bedingungen.
Die Bestandsimmobilie ehrlich bewerten
Vor dem Kauf können Interessenten durch diverse Maßnahmen ohne Emotionen bewerten, ob dieses Haus tatsächlich ein Traumhaus mit Sanierungsbedarf sein kann.
Die Lage ehrlich bewerten: Nicht nur die Mieten steigen in den Städten, sondern auch die Kaufpreise für Immobilien. Daher treibt es Käufer immer weiter an die Ränder und häufig sogar hinaus aufs Land. Hier sollten Käufer sich ehrlich fragen: Wie romantisch ist das Landleben wirklich? Geprüft werden sollte das Angebot von Supermärkten, Restaurants, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Sport, Schulen und weitere Details. Wer raus aufs Land zieht und dann nur noch im Auto sitzt, um Hobbies in der Stadt durchzuführen und Freunde zu treffen, wird dort nicht dauerhaft glücklich.
Auf das Baujahr achten: So romantisch die Villa aus der Gründerzeit auch aussieht, so kritisch sollte das Baujahr einer Immobilie betrachtet werden. Alte Häuser sind schlechter isoliert, stehen im schlimmsten Fall sogar unter Denkmalschutz. Die Kosten und der Aufwand für Modernisierungsarbeiten sind bei sehr alten Häusern oft drastisch höher. Alte Dächer, feuchte Wände, blinde Fenster und herabfallender Putz sind hier nur die offensichtlichen Probleme. Verkalkte Leitungen ohne Wasserdruck, uralte Stromleitungen und ähnliche, versteckte Baustellen können oft nur unter größtem Aufwand an moderne Anforderungen angepasst werden.
Hilfe holen: Es muss nicht immer ein Gutachter oder Sachverständiger sein, aber ein neutraler Begleiter kann vielen Käufern bereits die Augen öffnen. Wo sich verliebte Käufer gedanklich mit dem Innenausbau befassen, fragt ein rationaler Freund vielleicht die richtigen Fragen. Dem fällt vielleicht auf, dass weder Auffahrt noch Einfahrt für den Pkw vorhanden sind und die gigantischen Bäume auf dem Grundstück im Herbst für viel Arbeit sorgen. Keine Terrasse, kein Carport und wohin sollen eigentlich die Gartengeräte? Wer baut den Zaun, damit Hund und Kind das Grundstück nicht verlassen? Im Handumdrehen kostet es bei neutraler Betrachtung schon wieder 10.000 Euro mehr dort einzuziehen.
Mit den Nachbarn sprechen: Von Nachbarn können Käufer erfahren, warum die Besitzer das vermeintliche Traumhaus tatsächlich verkaufen wollen. Hier gibt es im Gespräch häufig Hinweise auf schwerwiegende Mängel wie einen immer mal wieder volllaufenden Keller. Was Nachbarn außerdem wissen: Wird in nächster Zeit ein Einkaufszentrum nebenan gebaut? Wird es bald laut, weil eine Umgehungsstraße hinter die Häuser verlegt wird? Plant die Gemeinde eine kostenpflichtige Sanierung der Straße? Solche und ähnliche Fragen rund um Lage und Entwicklung des Viertels erhalten Käufer hier vielfach aus erster und selbst betroffener Hand.
Sind alle Fragen beantwortet und alle absehbaren Kosten addiert, können Käufer sich nach der geeigneten Finanzierung umschauen. Häufig lassen sich auch Förderkredite nutzen, bei denen beispielsweise im Rahmen der altersgerechten Sanierung unter Einhaltung bestimmter Kriterien Schönheitskorrekturen durchgeführt werden können. Wer über mehrere Jahrzehnte hinweg eine Immobilie abbezahlt, um später darin mietfrei alt zu werden, der sollte beizeiten Maßnahmen für die altersgerechte Sanierung ergreifen.
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Bei alten Häusern ist der Renovierungsaufwand teilweise sehr hoch.