Sägemehl- / Steinholz-Verbundestrich auf Betondecke schlitzen für Leitungsverlegung?
BAU-Forum: Estrich und Bodenbeläge

Sägemehl- / Steinholz-Verbundestrich auf Betondecke schlitzen für Leitungsverlegung?

Hallo Zusammen,

für das Verlegen von Kommunikations- und Elektrokabeln (Kommunikationskabeln, Elektrokabeln) schlägt der Elektriker vor, den Estrich zu schlitzen, um diese dort in einem Leerrohr zu verlegen. Ein horizontales Schlitzen der tragenden 11,5er Vollziegelwände ist ja nicht zulässig und an Türen und Durchgängen würden auch Sockelkanäle nicht weiter helfen.

Eingebaut ist ein Sägemehl-Verbundestrich aus 1957 (Steinholz- / Magnesit Estrich?), mit einer Stärke von rd. 6 cm.

Für den Fußbodenleger sind 20 mm Leerrohre "voll OK " und er sieht keine Notwendigkeit bei dieser Verbundestrichdicke, die Schlitze anschließend zu verharzen. Ein Verspachteln mit Flexkleber wäre hier ausreichend, da auch die eingebrachte Feuchtigkeit sehr, sehr gering wäre und erst in 8-10 Wochen der Bodenbelag darauf schwimmend verlegt würde. Zudem wäre es mit der vorgesehene Akustik Dämmunterlage Ewifoam Universol Professional und dem Meister Nadura Boden ein diffusionsoffener Aufbau.

Der Elektriker meinte noch, Leitungen dürften mit Schutzrohr/-Kanal im Estrich, auf dem Estrich und in der Rohbetondecke verlegt werden, direkt, also ohne Schutzrohr/-Kanal, nur im Estrich. Im Gegensatz zum schwimmend verlegten Estrichen gäbe es bei Verbundestrichen keine Mindestdicke und ob Leitungen oben, mittig oder unten im Estrich verlegt wären, dazu gäbe es keine Vorschrift. Er würde sich an die Installationszone im Fußboden gem. DINAbk. 18015-3 halten und wäre damit auf der sicheren Seite.

Wie sehen das die Estrichfachleute hier im Forum? Irgendwie habe ich beim Schlitzen des Estrichs ein bisschen Bauschmerzen. Berechtigt und Finger weg vom Estrich, sollte ich darauf bestehen, dass die Schlitze entsprechend tiefer gefräst und mit Estrichklammern verharzt werden oder sind evtl. Bedenken bei der Estrichdicke von rd. 6 cm und da im Verbund eingebaut, hier eher unbegründet?

Herzlichen Dank für die Einschätzung

Martin

  1. nicht zulässig

    Die Verlegung im geschlitzten Estrich ist keine geschützte Verlegung, so kann zum Beispiel die Punktlast eines Stuhles durchbrechen. Ich würde über die Decke gehen, diese mit einer Unterbaudecke verkleiden und die Wände senkrecht schlitzen. Einzig bei Kommunikationskabel besteht kein Sicherheitsrisiko.
  2. Sichere Verlegung wäre bereits mit Schutzrohr mittlerer Druckfestigkeitsklasse erfüllt

    Besten Dank für die Info, Klaus Kirschner. Über die Decke zu gehen, scheidet bedauerlicherweise aus, schade.

    Auf die Bedenken des Durchbrechens angesprochen, meinte der Elektriker, er würde immer Schutzrohre mittlerer Druckfestigkeit (750 N) einbauen. Damit wäre die Leitung entsprechend der vorgesehenen Nutzung des Fußbodens ausreichend geschützt und hielt auch problemlos einen Stuhl mit >150 kg Balast aus. Etwas lächelnd bot er aber an, gegen Aufpreis ein Schutzrohr schwerer Druckfestigkeitsklasse (1250 N) zu nehmen. Bei mehr als 400 kg auf einem Stuhl, würde aber wohl eher dieser die Grätsche machen, als dass das Rohr im Estrich Schaden nähme.

    Mhh, richtig oder falsch, irrt der Elektriker hier oder weiß er schon, was er tut?

  3. Installationszonen

    "im Estrich" ist in der VDE nicht als Installationszone definiert. Verlegt ein Fachmann oder Meister darin Kabel, so haftet er für die Ausführung und Folgeschäden am Boden. Das Risiko ist einzig für Auslässe in Raummitte zu akzeptieren, nicht für durchgehende Starkstromkabel. Deckeninstallation ist immer möglich mit einer Unterbaudecke, im EGAbk. könnte man auf den Keller ausweichen.
  4. Aderleitungen H07 V-U in vorhandenes Leerrohr mit einziehen als Alternative?

    Herzlichen Dank, Klaus Kirschner, für die Info. Ich werde den Eklektikermeister auf den Hinweis ("im Estrich" ist in der VDE nicht als Installationszone definiert.) ansprechen, sobald er aus dem Urlaub zurück ist.
    Ich habe noch mal ein bisschen nachgeforscht, es gibt da auch noch ein Leerrohr vom OGAbk., durchs EGAbk. in den Keller. Darin sind allerdings bereits 2x Cat7-Netzwerkkabel verlegt, die nicht ohne sehr, sehr großen Aufwand umgelegt werden können. Da würde zwar eine Mantelleitung (NYM) nicht mehr rein passen, jedoch aber drei einzelne Aderleitungen (H07 V-U 1,5). Wäre es nach VDE tolerierbar, in einem in der Wand eingeputzten, vertikal verlaufenden Leerrohr auf einer Teilstrecke von ca. 3 m Aderleitungen und Cat7-Kabel gemeinsam zu verlegen? Der Mantel des NYM dient ja nicht der Isolierung, sondern dem mechanischen Schutz, Übersprechen dürfte es bei 3 m und CAT7 wohl kaum geben und evtl. Induktionsströme sollten durch die Abschirmung des Netzwerkkabels über den Potentialausgleich abgeleitet werden, richtig?
    Kann ich das dem Elektriker so vorschlagen, anstatt das Stromkabel mit Schutzrohr in den Estrich zu legen?

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