Berücksichtigung von Strahlungswärme bei offenen Kaminen: Reaktion des Gesetzgebers und Effizienzfragen
BAU-Forum: Kamin und Kachelofen

Berücksichtigung von Strahlungswärme bei offenen Kaminen: Reaktion des Gesetzgebers und Effizienzfragen

Hallo, wir haben also einen Kamin, offen. Unsere Freunde haben denselbe geschlossen.

Bei identischer Wetterlage und Feuerung (Verbrauch) gibt unser Kamin wegen der Strahlungswärme (spürbar) mehr Wärme ab. Das ist so. Was mehr abgegeben wurde, verweilt dann hernach in der Speichermasse Außenwand oder Geschossdecke - auch mehr. Jetzt haben wir aber die Auflage, dass wir den offenen Kamin wegen der Vorschriften nicht täglich benutzen können.

Durch die ansonsten gestiegenen Energiepreise (Gas) fehlen uns also die Tage, wo es uns rechtlich nicht erlaubt ist, und unsere Kosten sind unverhältnismäßig höher.

Wenn wir den Kamin zu einem geschlossene umbauen, dürfen wir zwar täglich feuern, aber es geht uns Energie, konkret die Strahlungswärme verloren, haben also einen größeren Brennstoffverbrauch!

Die Vorschriften über die Verwendbarkeit der offenen Kamine kommen vom Gesetzgeber.

Der rechnet den geschlossenen Kamin besser obgleich dieser weniger Strahlungswärme abgibt.

Ferner würden wir bei einem etwaigen Umbau, der für uns nicht vakant ist, einen abgasgefilterten Herd einbauen müssen, der dann sicher genau dieselben jährlich sich wiederholenden Dauerprüfungen, wie die Gaskessel erfährt.

Daher meine Frage: Warum berücksichtigt der Gesetzgeber die tatsächlich effizient vorhandene Strahlungswärme nicht, (das Einzige, was bei einem Lagerfeuer spürbar ist. am Lagerfeuer ist keinerlei Konvektionswärme verwertbar!) obgleich sie vorhanden und allgemein überdies Brennstoff spart?

Sind die Vorschriften der Benachteilgung der offenen Feuerstelle nicht in Reaktion darauf reinstes Konjunkturprogramm?

Oder haben wir einen Punkt übersehen, wo der Gesetzgeber dies berücksichtigt?

(z.B. andere Wärmequelle (Gas) stillegen und offenen Kamin als "Grundofen" deklarieren, weil das wäre angeblich die Alternative.)

  • Name:
  • Ralf Gast
  1. Das ist nicht so!

    Foto von wiki

    Wer/was hat Sie mit soviel emotionaler Energie aufgeladen? Sorry! "Offene Kamine haben einen sehr geringen Wirkungsgrad. Sie erzeugen - bezogen auf den Brennstoffeinsatz - nur wenig Raumwärme, weil die meiste Wärme durch den Kamin abzieht. Da sie aber sehr hohe Emissionen verursachen, ist ihr Betrieb grundsätzlich nur gelegentlich erlaubt." Zitat: Umweltbundesamt 2007 Bei der von Ihnen gefühlt höhere Wärmestrahlung (in der Phase des "Strohfeuers") handelt es sich auch zum Großteil um Wärmetransport durch Konvektion mit sehr viel Feinstaubtransport (auch in den Raum!). Lassen Sie sich durch Ihren Bezirksschornsteinfegermeister beraten.
  2. Mmh

    Die technischen Erläuterungen von wiki kann ich weder glauben noch technischlogisch nachvollziehen - aber zur eigentlichen Frage:
    1. Wer verbietet ihnen die tägliche Nutzung des offenen Kamins? Ihr Schornsteinfeger? Ihr Nachbar? Ihr typisch deutsches schlechtes Gewissen nach dem Lesen eines Beitrags in der Dorfzeitung?
    2. Wer ist "der Gesetzgeber" und wie heißt dieses Gesetz auf welches sie ihren Ärger beziehen?
    3. Wessen "Auflagen" zwingen sie dazu den Kamin nur jeden 3. Tag zu befeuern? Ihr Schornsteinfeger? Ihr Nachbar?
    4. Wer kontrolliert ihr tatsächliches Nutzungsverhalten?

    Die Kritik an offenen Öfen ist zum einem dem Brandschutz geschuldet und zum anderen lässt sich Holz in einem geschlossenen Ofen mit kontrollierten Zug deutlich langsamer und damit sparsamer abbrennen. Damit wird dann auch (wenn der Ofen gut ist) kontinuierlich über eine längere Zeit Strahlungswärme vom Ofen abgegeben (zwar nicht so heiß wie aus dem Vollbrand bei offenem Kamin) aber dafür länger anhaltend, weshalb es subjektiv als weniger effizient empfunden wird.

  3. Theorie vs. Praxis

    Hallo und danke für die Rückmeldungen. Ich will es wie folgt zusammenfassen.

    1. es liegt wie immer an der Bauweise der Brennstelle Bei dem Kamin handelt es sich ausdrücklich um KEINEN Ofen im herkömmlichen Sinne, da er fest eingebaut mit dem Mauerwerk verbunden ist.

    Dies bedeutet, dass im geschlossenen Zustand tatsächlich die Speichermasse "aufgeladen" wird, die arbeitet, wie der Name sagt.

    Aber die Strahlungswärme, wie beim Lagerfeuer, geht vollkommen verloren, kommt minimal durch die Scheiben.

    Da brauch man nicht mit Theorien herkommen, einfach davor setzen und ausprobieren, wer es nicht glaubt.

    Alle die das bei unseren Kaminen erfahren haben bestätigen den Eindruck.

    offen: deutlich wärmer, deutlich geringerer Brennstoffverbrauch

    Da beißt die Maus keinen Faden ab, und Wiki erachte ich hierbei als ausdrücklich nicht hilfreich, weil es von Theoretikern und nicht Praktikern gespeist wird.

    Es ist ja genau dieses Rätsel, welches sich durch die konkrete Erfahrung ganz im Gegensatz zur schöngerechneten Theorie ergibt.

    Eine alles berücksichtigende Erklärung habe ich freilich nicht - deshalb ja hier die Frage.

    Wir haben in der Nähe ein Schloss, wo es immer mal einen Tag der offenen Tür mit Gesellschaft und Ausschank gibt.

    Ebenda ist ein genau solcher offener Kamin verbaut, nur 2-3 Dimensionen größer, dass nur mit metrigen Holzscheiten gefeuert wird.

    Die Raumtiefe (schätze 12- 15 m) ist ausschließlich durch die offene Feuerung, weil Strahlungswärmenutzung beheizbar.

    Hier wird offenkundig, dass eine abschließende Kamintür bei gleicher Holzfeuerung keinerlei Wirkung für die Raumtiefe erzielen würde.

    Ferner haben wir ein Museumsdorf, wo dasselbe Prinzip Offenfeuer für einen Raum verwendet, wird, den ich nach heutigen Maßstäben nicht beschreiben kann. Deutlich größer, als was man heute kennt, eher eine Scheune mit entsprechender "Dämmung" logisch von früher, eher gar nicht.

    Eine offen Feuerstelle mit Kochplatte darüber, vielleicht sogar Backofen.

    Rückseitig ist dieser offen Kamin ein Kachelofen. hat also einen Aufenthaltsraum, der quasi die Restwärme des aufgeheizten Mauerwerks abnimmt und langsam an die Räumlichkeit, nebst Schlafgemach abgibt, Die Rückseite wirkt aber eher wir das Altenteil, des Hofes also der Aufenhaltsbereich der Senioren, die weniger in den Arbeitsablauf eingebunden sind. Der Vorderteil ist Kochgelegenheit Küche und Aufenthaltsbereich der Familie der Arbeitsbereich. wo am Ende sogar noch ein Pferdefuhrwerk platz hat.

    Also auch hier bei beiden Beispielen klar das Strahlungswärmeprinzip als der wesentliche Punkt des Kaminfeuers genutzt.

    Sind unsere Vorfahren etwa völlig dumm gewesen?

    Kommen wir aber noch zum mE und meiner Erfahrung nach herausragend entscheidenden Teil des Verlustes des geschlossenen Kamins.

    Der Schornstein.

    Der ist ja immer offen, auch wenn das Feuer aus ist. Die im Kamin gespeicherte Wärme, ja wohin geht die denn?

    Nach draußen, weil schlicht die Warme Luft nach oben steigt.

    ALso das, was vorher energetisch nicht in den Wohnraum sondern in den Kamin, der Speichermasse gelangte, erreicht nie den Wohnraum selbst sondern nimmt statt dessen die Abkürzung nach draussen.

    Anders gesagt, Energiefluss ist nun mal nur vom hohen zum niedrigen Niveau!

    Jetzt haben wir eine Raumtemperatur von 21 °C eine Kamintemperatur (Mitte des Speicherquerschnittes) von 70 °C und eine Außentemperatur von 0 °C.

    Konkret entweicht also die Energie aus der Mitte des Speichermassenquerschnittes " wenn der Ofen aus ist, rein physikalisch nicht in den Wohnraum sondern in den Schornstein nach draußen, schlicht weil dort die eindeutige Richtung von hoch nach Niedrig gegeben ist.

    Schlimmer noch!

    Selbst die 21 °C Zimmertamperatur - Energie nimmt bei kaltem Kamin denselben Weg nach draußen über den Schornstein - weil der Rauchgasquerschnitt eben nicht komplett verschlossen sondern bestenfalls verringert ist, und selbst wenn 100 % verschlossen, was nützt denn ein Blech mit Lambda von 200?

    Die Kamintür selbst ist auch nicht dicht sondern nur bis zu einer definierten Undichtigkeit hinunter abgedichtet.

    Probier einen blower door Test.

    Also auf der einen Seite von Dichtigkeit zu reden aber auf der anderen Seite einen Ofen zu betreiben, der von der Brennstelle noch oben offen wie ein Scheunentor ist (ggf. ja noch über die Zuluft) passt nicht zusammen.

    Nach meiner Erfahrung hat der offene Kamin also genau die Konfiguration wie oben beschrieben.

    Er gibt mehr Energie in den Raum ab, bei gleichzeitiger Brennmaterialersparnis - schlicht weil die Strahlungswärme gefühlt das 20 fache der Konvektionswärme ergibt.

    Hab leider eben keine Vergleichswerte gefunden, was den Kamn offen so benachteiligt.

    Und zu guterletzt, es gibt eine Vorschrift im Wohngebiet, dass der offene Kamin keine 7 Tage die Woche betrieben werden darf.

    Und wer was hat und wer nicht weiß jeder und die Denunzianten und die Neider gibts eben auch.

    Deshalb haben schon viele ihre von früher gewohnt offenen Kamine gegen was Anderes getauscht.

    Das Leben könnte ohne diesen Vorschriftenwulst so schön sein...

  4. Elektrische Strahlungsheizkörper

    Grad ist mir noch ein Kollege zur Seite gesprungen, der von der elektrischen Variante geredet hat.

    Es gibt ja angeblich auch Strahlungsheizkörper, die elektrisch betrieben mit einem Verkaufsargument der Stromkostenersparnis daher kommen. Hier wird also im Verkauf offen erklärt, dass die Strahlungswärme , wenn sie elektrisch bereit gestellt wird, deutlich weniger Energie benötigt, als der Konvektionswärme produzierende Heizlüfter oder Radiator.

    Was bei Strom offenkundig richtig ist, kann doch bei festen Brennstoffen nicht völlig daneben sein,

    Daher fühlt es sich für mich als Beobachter so an, dass der offene Kamin mit einem unangemessenen Malus behaftet ist - obgleich er enorme energetische Vorteile gegenüber einem geschlossenen Kamin hat.

    Ich will noch die Speichermasse dazu erörtern.

    Bei den Vergleichsverbrennungen aus der Ausgangsfrage haben wir eine Fußbodenerwärmung beim Kamin im offenen Betrieb (Fliesenfußboden).

    Der geschlossene Kamin leistet dies nicht.

    Sämtliche der Strahlungswärme exponierten. vorzugsweise massiven Bauteile erwärme sich spürbar, sofern in der Nähe befindlich.

    Ich möchte es fast mit einer Klinkeraussenwand, Westwand, die tiefstehender Sonne ausgesetzt, nur deshalb deutlich wärmer aufgeheizt ist, als eben die Luft daneben.

    Wer es richtig "spüren" will geht bei unseren Nachbarn mal auf die Terassse. Die haben vom Bauträger eine Abdeckung auf den Terassentürsims bekommen - aus Alu. Die Außenwand hat 17,5 Kalksandstein und irgendwie 15 cm Dämmung. da dieser Dämmnereich also überbrückt werden muss, liegt dort die Aluabdeckung.

    Bei Sonne, und man geht nun mal eher bei Sonnenschein, als Regen auf die Terrasse, schlimmstenfalls Barfuß auf das Alublech, sind die Fußsohlen verbrannt.

    Frage mich, wie ein Bauträger eine solche Gefahrenquelle bauen kann.

    Es sind also nur die Sonnenstrahlen, also die Strahlungsenergie, die das Blech aufheizt. Das haben wir an vielen Stellen aber nur hier kommt man im Zweifel damit in Kontakt.

    Also Lufttemperatur 28 °C aber Alublechtemperatur geschätzte 90 °C

    Und genauso verhält es sich mit der Strahlungswärme anscheinend generell - je nach Energiebereitsteller abgemindert.

    Die Gesetzeslage aktuell zwingt zu schlechteren Öfen, schlechterer Energieausnutzung und damit mehr Energieverbrauch an der Stelle, und das hat mich schlicht verwundert.

    Falls sich also demnächst jemand wundert, warum mehr verbrannt wird, hier steht einer von mehreren Gründen.

  5. offener Kamin vs. Grundofen

    Foto von wiki

    ich habe in 45 Jahren verschiedene Feuerstätten betreiben "dürfen"/müssen:
    • Küchenherd
    • Kaminkassette
    • Warmluftofen
    • Heizkamin
    • Grundofen
    • Kaminofen (mit/ohne Schaumkeramikfilter).

    Aufgrund der Erfahrungen werden wir hoffentlich noch dieses Jahr einen Gundofen im Neubau realisieren. Als mich der Kaminfeger darauf hingeweisen hatte, dass offene Kamine nur "gelegentlich" betrieben werden dürfen (1. BImSchV, §4, Abs.4) empfand ich das damals als Anmaßung. Heute kann ich das nur unterstützen: Ich habe unzählige Messungen - was gelogen ist, denn ich habe sie gezählt: es waren 167 mit Temp.(Feuerraum, Überbrand, Abgasmessstelle, Kaminkopf - jeweils innen/außen) Schornsteinzug, lambda und CO - durchgeführt. Als pyromanisch veranlagter Mensch mache ich auch nicht einfach Feuer, sondern genieße das Flammenspiel und beobachte meine Brände. Ein offener Kamin brennt mit einem Luftverhältnis von etwa 10, d.h. es wird die zehnfache Luft angesaugt, die theoretisch notwendig wäre. Bei einer geschlossenen Feuerstätte sinkt der anfänglich hohe Wert auf 2-3 während des Abbrandes. Dadurch dass weniger Ballastluft aufgeheizt wird, ist die Temperaur im Überbrand deutlich höher. Zwischen der Verbrennungtemperatur und der Schadstoffbildung gibt es eindeutige Zusammenhänge. Kurz: je heißer desto sauberer die Verbrennung, deshalb werden die Öfen ja auch mit Schamotte bzw. Vermiculite ausgekleidet (letzteres macht als Wandverkleidung keinen Sinn, da zu wenig mechanisch stabil, wenn man die Holzscheite dagegen stößt). Unsere ehemalige Kamikassette war aus Guss und leitete soviel Wärme aus dem Brennraum, dass die Holzstücke miserabel abbrannten, wenn sie nicht klein genug gespalten waren; der Grundofen hingegen "fraß" die problemlos - und ich spreche hier nicht von Klötzen, sondern von ca. 1 kg-Scheiten bei 33cm Länge). Bei der direkten Wärmeabstrahlung mag die Scheibe tatsächlich hinderlich sein, das Speichervermögen eines offenen Kamins ist jedoch vernachlässigbar. Sämtliche meiner Öfen waren spätestens 2 h nach Feuerende so gut wie kalt; unser Grundofen mit 4,4 m2 Oberfläche nach 12 h immer noch 35 °C warm. Sowohl bei den Schadstoffwerten wie auch bei der Wärmenutzung sind Grundöfen (ich sage bewusst nicht "Kachelöfen", da einem unter diesem Label alles mögliche angeboten wird) unschlagbar. Wer es nicht glauben will, muss es nicht. Wer Zweifel hat, dem kann ich die entsprechenden, veröffentlichten Untersuchungen zum Selbststudium zitieren.

    Gruß J. Kraus


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