Pellets statt Koks?
BAU-Forum: Heizung / Warmwasser

Pellets statt Koks?

Hallo,
wir haben ein großes Haus mit 300 m² Wohnfläche, auf drei Ebenen a 100 m² verteilt. Momentan heizen wir mit einem alten Sieger-Festbrennstoff-Kessel. Der hat eine Leistung von 34 kW. Unser Koks-Verbrauch liegt für einen durchschnittlichen Winter zwischen 6 und 8 Tonnen. Wir wollen eine grundsätzliche Änderung des Brennstoffes in Erwägung ziehen.
Die Frage ist nun, ob es sich lohnt, auf einen Pelletkessel umzusteigen? Hat hier jemand Erfahrungen? Oder besser beim Koks bzw. Anthrazit bleiben. Ändert sich der Verbrauch an Koks eigentlich wesentlich, wenn wir einen kleineren Kessel nehmen würden und bei Koks bleiben? 26 kW könnten auch reichen.
Danke
  • Name:
  • Frank
  1. Keine Frage,

    selbst wenn Sie einen kleineren Kokskessel einsetzten würden  -  das Haus würde immer noch die gleiche Energiemenge an Wärme nach draußen verlieren wie bisher. Denn an dämmenden Maßnahmen am Gebäude selbst haben sie (noch) nichts durchgeführt. Vielleicht würde der kleinere Kokskessel etwa 10 % besser (also sparsamer) heizen, doch bedenken Sie, dass ab übernächstem Jahr die Emissionsgrenzwerte gerade für alle Arten von Kohlefeuerungen deutlich verschärft werden, was zu einen AUS auch für Ihren neuen Kessel führen wird. Denn schließlich ist Koks neben der Braunkohle der umweltschädlichste Brennstoff, den wir (immer noch) verfeuern! Nur durch extrem aufwendige Technologien in hochmodernen Neubau-Großkraftwerken schaffen wir es, den CO2-Ausstoß nennenswert zu senken. Aber von einer CO2-NEURTALEN Verbrennung wie die von Holz ist jede Art der Kohlefeuerung meilenweit entfernt.
    Deshalb gibt es für mich Ihre Frage eigentlich nicht. Wenn nun der Zeitpunkt zur Kesselerneuerung gekommen ist, dann ist der Umstieg auf Holzpellets eine der besten Alternativen, die Sie beschreiten können.
    Als Ersatz für die jetzigen 6-8 To. Koks werden Sie ca. 10-11 To. Pellets verfeuern. Dafür benötigen Sie ca. 15-16 m³ Lagerraum. Wenn der nicht da ist, dann eben zweimal pro Jahr tanken.
    11 To. Pellets kosten derzeit so ca. 2.200 bis 2.400 € inkl. Steuer und Einfüllen in Ihr Lager. Die Verfeuerung des Brennstoffs erfolgt vollautomatisch inkl. täglicher Reinigung der Rauchgaszüge. Sie als Betreiber leeren pro Saison nur drei-X1234Xbis fünfmal die Aschekiste und das war's. Die Asche kann als hochwertiger Dünger in den Garten oder in die grüne Tonne.
    Die komplette 25 kW Anlage kostet je nach Ausstattung zwischen 18 und 22.000 € inkl. aller notwendigen Umbauten (ohne evtl. Schornsteinsanierung). Wenn jemand z.B. das Lager selbst bauen möchte, könnte er Arbeitslohn sparen. Der Staat fördert Ihnen die Pelletsanlage mit 2.000 € Zuschuss pauschal und zusätzlichen kostengünstigen KfW-Krediten. Ich meine, die Anreize zum Umstieg sind sehr attraktiv.
    Hier bei uns in NRW gibt es die "Aktion Holzpellets", getragen von der Energieagentur NRW. Dort bekommen Sie noch mehr unabhängige Informationen.
    Also: Keine Frage!
  2. Gehe davon aus, dass die anstehende BImschV-Verschärfung

    hinsichtlich Feinstaub den Koksern mittelfristig (= ab 2012) ohne Partikelabscheider/Zyklon mittelfristig sowieso den Hals = Schornstein abdrehen wird. Insbesondere solchen ohne Pufferspeicher, die gerade bei nichtmudulierenden Festbrennstoffkesseln ein absolutes MUSDS sind.

    1 kg. Koks = ca. 8 kW, macht bei 8 to 64 MWh/a oder 213 kWh/m²*a brutto bzw. bei einem anzunehmenden Jahresnutzungsgrad von max 65 % um die 140 kWh/m²*a und also eine Heizlast von ca. 21 kW.
    (immer angenommen die Hütte wurde voll geheizt).
    Ich sehe folgende Möglichkeiten:

    • kurzfristig vollbunkern & weiterkoksen, da ich annehme, dass die Kokspreise für die nächsten Monate Aufgrund der Stahlkrise ebenso in den Keller gehen, Puffer min 800 l nachrüsten (kann man später weiterbenutzen), sparen & dann energetisch auf Vordermann bringen, dann umstellen
    • Pellet-Nachrüstbrenner mit automatischer Beschickung ab 2.500 dranflanschen, möglichst Puffer nachrüsten (obwohl es auch halbwegs modulierende Nachrüstbrenner gibt); später Haus energetisch auf Vordermann, dann umstellen.
    • jetzt günstigste Konditionen (Zinsen) bei KFWAbk. & BAFA abgreifen, Hütte sanieren & gleich umstellen (daf+ür gibt es besonders gute Konditionen).

    Infos unter

  3. Das wäre für mich die zweite Frage, nicht die erste

    Sie verbrauchen mit 6-8 to. Koks 42'000  -  56'000 kWh, das entspricht einem Energieverbrauch von 140  -  186 kWh/m² und Jahr. Bei einem so hohen Heizenergiebedarf pro Wohnfläche sollten Sie sich zuerst über Energiesparmaßnahmen auf der Verbraucherseite informieren (Dämmen, bessere Fenster, evtl. oberstes Geschoss baulich abtrennen und nicht mehr aktiv heizen ...), bevor Sie in einen anderen Wärmeerzeuger investieren. Erst wenn feststeht, wieviel Energie Sie nachher brauchen, können Sie den richtig dimensionierten Pelletsofen (wenn es denn ein solcher wird) wählen.
  4. Zusatz

    Ihre Berechnung ist einleuchtend. Allerdings sei erwähnt, dass der 34 kW-Kessel wohl um einiges zu groß ist. Der läuft maximal bei 60 gradC und das ganze Haus ist auch bei Minus-Graden warm (24 gradC). Vorlauf 60 gradC  -  Rücklauf immer noch 50-55 gradC. Ich gehe also davon aus, dass ein wesentlich kleinerer Kessel reichen würde. Ich dachte an einen 25 kW.
    • Name:
    • Frank
  5. Energiekosten

    Hallo
    Sie betreiben einen "Feststoffbrenner", der Umstieg von 35 auf 25 kW wird wohl viel weniger als 1 % bringen, was er Sicherlich bringt ist mehr Arbeit, der Füllraum ist kleiner, sie müssen öfter nachlegen ...
    Betreiben sie den Brenner wenigstens mit einem Puffer?
    Nochmals der Tipp, suchen sie sich einen Fachmann (Energieberater, Fachplaner usw., ) und lassen sich ein Konzept erstellen.
    Gruß
    PS. Die Bafa fördert Energieberatungen mit 300-360 T€
  6. ein paar Prozentchen mehr

    >heizen wir mit einem alten Sieger-Festbrennstoff-Kessel.
    Hauptunterschied zu neuen: Dämmung gegen Null ;-) und wenn dann der Heizraum noch hübsch durchlüftet wird, kann man mindestens noch 'ne Null dranhängen.

    statt eines neuen Kessels tut's aber auch 10 cm selbstgemachte Zusatzdämmung ...

  7. Verständnisfrage

    Zunächst "Danke" für die Antworten. Ich habe eine Verständnisfrage. Wenn ich in meinem großen Haus eine Vorlauftemperatur von 60 und eine Rücklauftemperatur von mindestens 50 habe, dann bedeutet das für mich als Nichtfachmann, dass ich keine groben Wärmeverluste habe, außer das, was ich an Wärme brauche. Wo ist also meine schlechte Isolierung? Oder verstehe ich was falsch. Am liebsten würde ich ja den Kessel behalten. Aber wenn sich die Grenzwerte so enorm ändern, dass ich "strafzahlen" muss, dann ist eben die Frage, ob sich das noch lohnt.
    • Name:
    • Frank
  8. Wenn Sie den Kessel behalten wollen,

    dann war Ihre Ausgangsfrage irreleitend. Dann kann ich mich nur anschließen, dass erst einmal die Wärmeverluste, die ja nun erheblich da sind (lesen Sie mal den Link, oder nutzen die Suche), durch wärmedämmende Maßnahmen deutlich verringert werden. Dann benötigen Sie vielleicht nur noch 4 Tonnen Koks pro Jahr. Diese Sanierungsmaßnahmen werden in Summe aber erheblich teurer ausfallen, als der Umstieg auf Holzpellets. Und danach ist der Kokskessel auch etwas älter geworden.
    Das Geld können Sie nur einmal ausgeben, es ist halt nur die Frage wofür und was Sie für sinnvoll halten. Indes nichts oder kaum zu investieren und dennoch erheblich an den Brennstoffkosten sparen zu können, kann nicht funktionieren.
    Der Kompromiss von Herrn Knoll mit dem externen Pelletsbrenner hört sich erst einmal gut an, da wenig Investitionskosten. Er käme Ihnen als regelmäßigem "Heizer" auch entgegen, da solche Brenner in der Saison ca. 1 x die Woche rausgeschwenkt und gereinigt werden müssen. Und der Kessel bleibt ein alter Kokskessel mit seiner eigenen Luftführung, etc. Dennoch haben Sie dann immer noch keine energiesparende, elektronische Heizungsregelung, und ein Pelletslager mit automatischer Zuführung zum angeflanschten Brenner ist auch noch nicht gebaut ... Was möchten Sie eigentlich?
    Mit sonnigem Gruß ... Lb
  9. Ach, den Link vergessen,

    hier ist er. Stellvertretend für viele andere.
  10. Was ich will

    ist:
    Primär die laufenden Kosten senken. Aber nicht so, dass die Amortisation in 15 Jahren erst eintritt, weil in 15 Jahren wahrscheinlich schon wieder was neues auf dem Markt ist. Der Pellet-Kessel kam in Betracht, falls man uns sagt, der Koks-Kessel dürfe wegen der vielleicht zu schlechten Abgaswerte nicht mehr betrieben werden. Ich muss den Pellet-Kessel aber nicht haben. Allerdings fällt mir dazu auch keine echte Alternative ein. Die Frage war also, ob es sich von den Kosten her lohnt, Koks gegen Pellets zu tauschen.
    ABER BITTE nochmal ZU meiner EFFIZIENZ-FRAGE:
    Mein Koks-Kessel läuft doch schon bei nur max. 60, manchmal nur auf 45-50 gradC Vorlauf-Temperatur. Das ist für meine Begriffe sehr wenig. Und trotzdem ist es warm. Wie weit soll ich die Vorlauf-Temperatur denn noch runter drehen? Irgendwann geht er nämlich auch aus ;-). Meiner zumindest. Oder anders herum gefragt, was bringt mir bei der ohnehin schon niedrigen Vorlauf-Temperatur noch mehr Dämmung? Wenn ich die Vorlauf-Temperatur ohnehin nicht mehr viel weiter runterfahren kann, warum soll ich dann noch weiter dämmen?
    Für den Fall, dass ich es nicht verstanden habe, sei nochmals angemerkt, dass ich absolut kein Fachmann bin.
    • Name:
    • Frank
  11. Wärmeverlust

    = Temperaturdifferenz Vorlauf zu Rücklauf mal Durchflussmenge pro Zeit mal speifische Wärme des Wassers.
    Wenn Sie die Durchflussmenge nicht kennen (und die ist nicht einfach so zu messen) dann könnten sie den Temperaturunterschied Vorlauf-Rücklauf auch verringern, indem Sie die Pumpe schneller laufen lassen.
    Niedrige Vorlauftemperaturen sind aus folgenden Gründen anzustreben:
    a) Wärmepumpen und Solarkollektoren arbeiten viel effizienter, wenn die Temperatur, auf die das Wasser erwärmt werden muss, gering ist
    b) Dämmverluste der Leitungen durch Wände und unbeheizte Räume sind geringer
    c) bei sehr hoher Vorlauftemperatur kann es zu Staubverschwelungen und unangenehmem Raumklima kommen.
    Die Vorlauftemperatur bestimmt die Größe der Heizkörper (je kleiner desto größer die Heizkörper; bei Fußbodenheizung kann die Vorlauftemperatur nur knapp über 20 Grad sein, da der ganze Boden als Heizfläche wirkt)
    An der Vorlauf-Temperatur sollte man aber eigentlich nichts rumzudrehen haben, um solche Dinge kümmert sich die Steuerung.
    Die sich einstellende Raumtemperatur ist ein Gleichgewicht zwischen Wärmenachlieferung der vom Wasser durchflossenen Heizfläche in den Raum und die Wärmeverluste durch die Gebäudehülle oder Lüftung. Bei Ihnen stellt sich mit der (unbekannten) Durchflussmenge und der Vorlauftemperatur von 60 Grad und der (unbekannten) Heizkörperfläche eine Raumtemperatur von 24 Grad ein. Der Energieverbrauch bemisst sich nach wie vor als Heizwert mal verbrauchte Brennstoffmenge.
    Aufgrund des hohen spezifischen Heizenergieverbrauchs ist das Ganze ebennicht sparsam, auch wenn die Vorlauftemperatur "nur" 60 Grad ist.
    Ich würde mich an Ihrer Stelle mal an einen Energieberater wenden, der braucht im wesentlichen nur den Koksverbrauch und die beheizte Wohnfläche.
    Was Sie vorhaben, ist etwa so, als hätten sie einen Fahrradreifen mit Loch und wollen nun eine bessere Pumpe, weil die (und hier hinkt der Vergleich) billiger ist als ein neuer Schlauch.
  12. Alles klar

    Die sinnvollste Reihenfolge ist also: Energieberater, je nach Beratung dämmen und dann sehen was als Brenner am effektivsten ist.
    • Name:
    • Frank
  13. Quantifizieren

    >Oder anders herum gefragt, was bringt mir bei der ohnehin schon niedrigen Vorlauf-Temperatur noch mehr Dämmung
    Genau quantifizieren-X1234Xschwierig: Aber es gibt z.B. im Recknagel, enttsprechende Auszüge liegen auf

    Ich fahre meinen übnberdimensionierten Uraltkessel (Umstellbrandkessel Öl/Koks aus '73) bis unter 50 ° Kesseltemperatur 'runter (inkl. Nachtabschaltung), im Winter nie über 65 ° und die Vorlauftemperatur, geregelt über 4-Wege-Motormischer, beträgt nie über 60 (derzeit um 50 °).
    Trotzdem hat er 5  -  10 cm Styro (bzw. an Kesseltür natürlich Mineralwolle) auf dem Blechkleid (nebenbei: Die Außenwände des Heizraumes ebenso mit min 3 cm von innen gedämmt).
    Zusammen mit einigen anderen Maßnahmen (differenzdruckgeregelte Pumpe, Zugregler ...):
    Der Nutzungsgrad (bezogen auf die Gebäudehülle), gemessen durch Durchsatz/Laufzeitermittlung ohne Wämeentnahme), hat sich von originär (also im ursprünglich ausgelegten 90/70 °-Betrieb) wohl ca. 55 % (siehe Recknagel) auf über 80 % verbessert; Allzeit-Maximalverbrauch war 5.580 l/a, heutiger 3-Jahres-Schnitt 2.550 l (davon geht aber einiges auch auf Nutzungsänderung bzw. die eine oder andere Dämmmaßnahme wie Dachbodendämmung).
    Neue NT-Kessel kommen im Schnitt auf 86 % Jahresnutzungsgrad.


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