umweltprobleme mit Tiefenbohrungen
BAU-Forum: Heizung / Warmwasser

umweltprobleme mit Tiefenbohrungen

Foto von Stefan Ibold

Moin zusammen,
im Zusammenhang mit erneuerbaren und/oder umweltfreundlichen Energien oder umweltfreundlicher Energiegewinnung ist mir ein Zeitungsbericht in die Finger gekommen, der Anlass zum Nachdenken gibt.
Beschrieben wird hier eine Problematik, auf die ich nicht so ohne Weiteres gekommen wäre. Was passiert bei Tiefenbohrungen und wann funktionieren die erst richtig wirksam?
Richtig, wenn Wasser im Spiel ist. Und genau da fangen die Probleme an. Lt. des Berichts passiert nunmehr das, was ich als den worst case bezeichnen möchte. Über die "Verletzung" einer oder mehrerer wasserführender Schichten, etwa Tonschichten, auf denen Oberflächenwasser abgeleitet wird, können nunmehr unkontrolliert Schadstoffe in tiefere Schichten bis hin zu der eigentlichen Grundwasserschicht gelangen. Die Folge ist eine erhöhte Verunreinigung möglicher Trinkwaserreservoire.
Genau das passiert, weil die dramatische wachsende Anzahl von Tiefenbohrungen ganze Bereiche wie einen Schweizer Käse werden lässt.
Wie seht Ihr das? Ist die vermeintlich umweltfreundliche Energiegewinnung in diesem Fall noch gegeben?
Bitte um durchaus polemische, politisch angehauchte und trotzdem von sachlichen Inhalten geprägte Diskussion.
Grüße
Stefan Ibold
  1. So ist es ...

    So ist es deswegen gibt es schon Bereiche in Schweden (z.B. Boras) wo Tiefenbohrungen verboten sind. Abgesehen davon gibt es noch keinerlei Langzeituntersuchungen, wie sich dieser "Erdwärmeklau", sei es jetzt durch Tiefenbohrung oder Erdkollektor, langfristig auf Fauna und Flora auswirkt. Deswegen bin ich eigentlich auch ein Gegner dieser Technologie. Stelle mir gerade mal die Reihenhaussiedlung mit 45 Bohrungen auf 5.000 m² vor.
    Nu zum polemischen Teil: statt unsere Häuser endlich mal besser zu dämmen, setzen wir auf Technik und machen den Großmotz als CO2-Sparer. Die deutschen Häuser sind nach wie vor beschi ... gedämmt, nur durch rechnerische Tricks wird ein Energiestandard erreicht. Der goldene Mittelweg fehlt mal wieder, lagom wie der Schwede sagen würde ...
    Übrigens: dort wird ab 2010 das Kfw40/Passivhaus zum Standard und hier wird noch geworben bloß jetzt den Bauantrag zu stellen, damit man ja nicht zu viel machen muss ...
  2. Kann noch viel schöner kommen:

    ... abgesehen davon ist das alles pöhse Energie aus Kernzerfall ;-)

  3. ja nu

    Die Lobbiisten der Haustechnikbranche feilschen in den DINAbk.-Ausschüssen der Wärmeschutz- und Haustechnik-Normen um jede Kommastelle, sodass auch ja noch ihr Standardprodukt im Katalog bleiben kann. Ist halt wie bei der Autoindustrie, auch da wären deutlich bessere Technologien möglich und der Teststand-Schwindel mit den gängigen Sparsamkeitslügen im Verbrauch heutiger Autos nicht wirklich nötig, wenn man endlich tatsächlich effizienter Ausrüten würde.
    Zum Thema Dämmstandard muss man natürlich sagen, dass ein Haus in Schweden auch einem deutlich kälteren Klima ausgesetzt ist, insofern hinkt der Vergleich ein wenig, schließlich würde man in den Tropen auch kein kfw40 Haus bauen, weil die Energieeinsparung im Verhältnis zu den Baukosten (hierin ist auch Herstellungs- und Transportenergie enthalten) nicht wirklich sinnvoll wäre.
    Tatsache ist aber, dass es Aufgrund der 2gliedrigen Normung (Dämmung enerseits und Haustechnik andererseits) zu rechentechnisch ausgereizten Mogelpackungen führt. Mal ehrlich: In der EnEVAbk. steht zwar, dass umbaumaßnahmen nicht zu energetischer Verschlechterung des Gesamtkonzeptes (Haus+Haustechnik) führen dürfen, aber wer wird das zukünftig kontrollieren, wenn Herr Müller-Meyer-Schulze sich mal eben eine neue Heizung kauft, weil es grad ein Schnäppchen war?! Meines Erachtens sollten im Neubau (wie auch bei Sanierungen  -  EnEV Anhang 3 Tabelle 3) die Mindestanforderungen bauteilweise deutlich höher liegen und nicht gegeneinander aufrechenbar sein, sodass hohe Dämmstandards Pflicht sind und gute Haustechnik nur einen Bonus bietet. Man sollte nicht mehr energiekonzepte entwerfen, in denen das Häusl mit Sockel und Pudelmütze aber dafür bauchfrei in der Gegend steht und als Ausrede mit preiswertem Heißgetränk betankt wird.
  4. Uwe, ich lad Dich mal ...

    Uwe, ich lad Dich mal nach Laholm ein. Da kannst du dann sehen oder erleben, wie groß der Unterschied zu unserem norddütschen Schietwetter ist. Ein Argument, was immer wieder gerne gebracht wird.. :-)) Der Witz ist doch folgender. Ich hau mir eine ErdWP rein und kann das DGAbk. mit 140 mm dämmen. und dann noch eine Solaranlage obendruff und schon habe ich kfw60. Ist doch hirnrissig sowas. So, aber mal zum Thema zurück: da unsere heimische Bohrwirtschaft mit ihren Unimogs Baujahr 72 nicht bis 100 m runterkommt, werden eben halt 2 Bohrungen a 60 (oder so, spielt keine Violine) gemacht. Und für diesen alten Schrott muss man auch noch einen Haufen Geld bezahlen. Nu kommt mir nicht mit Bergrecht, das ist wesentlich einfacher ...
  5. neue EnEV 2009, und mir fehlen hier noch politische Teilnehmer aus dem befürworterlager

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    @ Uwe,
    genau die Bilanzierung habe ich seinerzeit dem Herrn Hegener als Vater der WschVo und der EnEVAbk. um die Ohren gehauen. Seine Antwort: "wir wollte ndie gestalterischen Möglichkeiten der Architekten nicht zu weit einschränken".
    Aus meiner Sicht: Schöner Blödsinn.
    Mit der neuen EnEV 2009 und der dann schon 2013 folgenden Version begeben sich die Herrschaften wieder auf den rechten Weg. Die Mindestanforderungen an die Bauteile sind nach meinem Kenntnisstand wieder drin und zwar deutlich verschärft.
    Hegener wird sicherlich nicht auf mich gehört haben, aber Vernunft setzt sich ja anscheinend doch mal wieder durch.
    Ist denn eigentlich niemand hier, der sich pro diesen Anlagen einsetzt und die Bedenken wegwischen möchte?
    Grüße
    Stefan Ibold
  6. Nachrüstpflicht

    ... biege mal eben vom Weg der Tugend ab und schlage parallel zum EnEVAbk.-Wahn für Neubauten eine deutliche Verschärfung der Nachrüstpflichten für Bestandsgebäude vor. Jepp  -  ich hör den Aufschrei der ARMEN Hausbesitzer bis hier! Nachrüstpflicht zur kompletten Einhaltung des Schimmelpilzktiteriums bei Bestandsgebäuden, dass wär mal eine Maßnahme, die den abgeranzten Buden aus den 60er Jahren einen Schub verpasst, aber da schreien alle großen Wohnungsbaugesellschaften "HILFÄÄÄÄÄ  -  KEIN Geld", die haben Herrn Hegener ja schon den Tisch vollgeweint, als es nur darum ging, dass der Energiepass offenkundig macht, dass ihr Bestand miserabel ist und dass sie dafür auch noch Geld bezahlen müssen um zu dokumentieren, was jeder bereits wusste, dass die alten Hütten katastrophale Energieschleudern und Pilzzuchtanlagen sind. Bei dem Wort Bestandsschutz in Verbindung mit der EnEV bekomme ich Herpes.
  7. Und wenn man im Zuge der NEPP 2009 ...

    Und wenn man im Zuge der NEPP 2009 auf das Thema Radonbelastung kommt ...
  8. Mich stört ...

    an der Erdwärme vor allem, dass immer noch 1/3 der Energie als Strom zugeführt werden muss, d.h. Erdwärme erzeugt eine hohe Strom-Grundlast und "erfordert" irgendwann mal neue Kraftwerke.
    Dass das Grundwasser gefährdet wird, muss wohl von Ort zu Ort geprüft werden. Möglicherweise sind in einigen Jahren Vorschriften zu Tiefbohrungen in den Zonenplänen Standard. Aber erst, nachdem es zu teuren Schäden gekommen ist.
    Dass Energieverbrauchsvorschriften die architektonische Gestaltungsfreiheit einschränken, heißt doch nur, dass die heutige moderne Architektur nicht Klima- und umweltgerecht zu planen und zu gestalten bereit  -  oder fähig  -  ist (oder dass die Bauherren das nicht wollen). Moderne Häuser sehen von Sizilien bis ans Nordkap gleich aus, und dann "braucht" man eben Unmengen Energie, um sie bewohnen zu können: Im Sommer unerträglich heiß, oder im Winter kaum zu heizen, oder auch beides.
    Dabei gab es sowohl in Südeuropa wie in Sibirien lange vor der Erfindung von Elektro- oder Gasheizungen Häuser, in denen man mit einem Bruchteil des heutigen "Bedarfs" die ungünstige Jahreszeit überleben konnte. Von diesen "steinzeitlichen" Gebäudetechniken könnte man wohl einiges lernen.
    Das fängt übrigens schon mit der Wahl des Bauplatzes an. Warum wohl sind in Süditalien die Siedlungen auf den Hügeln und nicht unten im Tal, und warum hat man im Gebirge eine windgeschützte Lage der herrlichen Aussicht auf dem exponierten Geländesporn vorgezogen?
    Nicht zufällig ist für die Schweiz die de facto nicht vorhandene
    Raumplanung, d.h. Zersiedelung, mit all ihren Folgen eins der garvierendsten Umwetprobleme. Heute baut man wo und wie man will (trotz einem Dschungel von Vorschriften), und der Heizungsplaner oder Energieberater soll dann korrigieren, was Architekt, Siedlungsplaner und Baubehörden zusammen mit bruttorenditeorientierten Bauherren verbrochen haben. Dass man die täglichen Besorgungen ohne Auto nicht verrichten kann, gehört auch hierher.
    Da ist es dann eh'schon wurscht, ob diejenigen Trinkwasservorräte, die Landwirtschaft, Industrie und übermäßiger Verbrauch noch nicht ruiniert haben, durch Tiefenbohrungen angepiekst werden (Sorry, jetzt wird es polemisch).
  9. Verunreinigungen

    in tieferen Grundwasserleitern können bei der Bohrung ausgeschlossen werden. Dazu braucht's natürlich eine kompetente Bohrüberwachung, sei es durch Gutachter oder guten Bohrmeister. In der Altlastenerkundung/Sanierung ist das Standard. Trennende Schichten werden beim Ausbau des Bohrlochs mit Ton abgedichtet.
    Beim "Meter machen" um jeden Preis geht sowas natürlich leicht mal unter.
    Nichtsdestotrotz ist die Trinkwassersituation im Hinblick auf Schadstoffe fast überall bei uns deutlich besser geworden; viele Schäden aus den 60 ern, 70 ern und 80 ern sind mittlerweile saniert.
    Sinnvollerweise sollte von daher in Gebieten, wo ein Kurzschluss zwischen Aquiferen zu befürchten ist, eine Bohrüberwachung zwingender Bestandteil sein.
  10. nochmal aufgegriffen ...

    nochmal aufgegriffen Aufgrund selbigen Artikels ...

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