Wärmepumpe  -  Zu hohe Leistung angesetzt?
BAU-Forum: Heizung / Warmwasser

Wärmepumpe  -  Zu hohe Leistung angesetzt?

Hallo liebes Forum,
wir bauen ein Neubauhaus mit 1 WEAbk. und einer kleinen Einliegerwohnung. Das Haus entspricht dem KfW60 Standard. Eingeplant ist eine Hauslüftung mit Wärmerückgewinnung (Fa. Paul) und eine Wärmepumpe der Fa. Roth (Flächenkollektor 1,6 m im Erdreich). Die Gesamtfläche beider WE beträgt 164,02 m².
Das Angebot der Heizungsfirma sieht eine Wärmepumpe mit 10 kW vor.
Meine Frage, ist die Leistung der Wärmepumpe nicht zu hoch angesetzt, bzw. ist eine stärkere Heizung von Vorteil, auch wenn ich die Reserven nicht benötige? (Verhältnis zum Anschaffungspreis)
Vielen Dank für Eure Hilfe!
Gruß, Lars
  • Name:
  • Lars Sommer
  1. Ohne eine konkrete

    Heizlastberechnung nach DINAbk. EN 12831 ist das alles im Bereich von Spekulationen, Hörensagen, Vermutungen oder auch Erfahrungen. Nur zu Letzterem möchte ich noch etwas beitragen.
    Gerade durch Einbeziehung einer mechanischen Lüftung wird sich die Heizlast des Gebäudes gegenüber Fensterlüftung (= Standard) verringern, da a) die notwendig zu tauschende Luftmenge sich erheblich reduziert und b) dadurch die Bereitstellung von Heizenergie zum Aufwärmen der Frischluft deutlich verringert wird. Rechnen Sie also für diesen Neubau mit überschlägig (!) 45 W/m² x 164 m², so kommen Sie auf eine Heizlast von ca. 7,4 kW.
    Die Auslegung einer solchen kleinen Erdwärmeanlage sollte nach Herstellerangaben immer auch eine zusätzliche Last zur Warmwasserbereitung berücksichtigen. Die Angaben werden dort mit ca. 0,2 kW pro möglichem Bewohner gemacht. Also wird Ihre Anlage eine Leistung von ca. 8 kW bereitstellen müssen.
    Dass der Kollege nun ein 10-kW Gerät angeboten hat, zeugt von Weitsicht, denn auch Benutzungsgewohnheiten können sich ändern (vielleicht später doch 22 °C drinnen statt der 19 °C nach EnEVAbk.?!). Möchten Sie aber im Nachhinein etwas mehr Leistung haben, wären aber die Wärmequelle und auch die Wärmepumpe zu klein dimensioniert.
    Knapsen Sie gerade bei einer Erdwärmeanlage nicht an jedem Watt (nur weil die Investition vordergründig geringer ist), Ihr Stromzähler wird Ihnen ansonsten die Tränen der Endtäuschung in die Augen treiben.
    Mit sonnigem Gruß ... Lb
  2. Hallo Herr Lüneborg, vielen Dank für Ihre Ausführung ...

    Hallo Herr Lüneborg,
    vielen Dank für Ihre Ausführung. Habe ich Sie richtig verstanden, dass eine (in diesem Fall) 10 kW-Anlage nicht nur zukunftssicherer für etwaige Nutzungsgewohnheiten ist, sondern auch in der Energieeffizienz (Stromverbrauch) deutlich besser darsteht?
    Einfach ausgedrückt, liegt der Stromverbrauch einer 8 kW-Anlage um z.B. 22 °C-RT zu erreichen höher als bei einer 10 kW-Anlage?
    Vielen Dank!
    Gruß, Lars
  3. Zur Ergänzung

    Die Heizlastberechnung nach EN 12831 legt Norm-Raumtemperaturen zugrunde. Diese sind in Wohnräumen (ebenso Kind, Essen, Küche, Arbeiten, etc.) durchgängig 20 °C. Auf dieser Grundlage wird auch die Menge und Verlegung der Fußbodenheizungsrohre berechnet. Die Norm lässt aber auch zu, die Raumtemperaturen frei zwischen Bauherrn und Planer zu vereinbaren. Da die Bedürfnisse der überwiegenden Bevölkerung in wärmeren Raumtemperaturen liegen (das zeigt eindeutig die Praxis), tun Sie sich gut daran, die Räume z.B. mit mind. 21 °C planen zu lassen (was nur unwesentlich teurer in der Ausführung wird). Zurück nehmen können Sie immer. Aber wärmere Temperaturen sind immer nur mit Erhöhung der Wassertemperaturen im Heizungssystem zu bewerkstelligen, was mit einem "Verbrennungs-Wärmeerzeuger" (z.B. Holzpellets, oder auch die Fossilen) problemlos möglich ist.
    Eine Erdwärmeanlage indes wird auf den berechneten Fall hin gebaut. Somit bedeutet "etwas wärmer" immer auch eine höhere Belastung der Wärmequelle (= des Erdreichs), die dann allmählich immer kühler wird. Je kühler aber die Wärmequelle wird, desto höher wird die Stromaufnahme des Kompressors, weil ja die Wärmenutzungsseite (= das Heizungssystem) "etwas wärmer" möchte. Ein Pelletskessel würde dabei etwas mehr Pellets verbrauchen, eine Wärmequelle "Erdreich" bleibt aber gleich groß. Ich hoffe, dass in der Kürze die Zusammenhänge etwas deutlicher wurden.
    Also planen Sie von vorn herein mit 22 °C, und Sie haben genügend Reserven, da das gesamte System etwas größer ausfällt. Und wenn Sie mit deutlich weniger auskommen, bleibt die Wärmequelle immer ergiebig "warm", was geringere Stromkosten zur Folge hat.
    Mit sonnigem Gruß ... Lb
  4. Aha

    Jetzt habe ich es verstanden. Vielen Dank für die ausführliche und nette Erklärung. Wir bleiben dann bei der 10 kW-Pumpe. Lediglich der integrierte 200 l-Brauchwassertank bereitet mir noch Kopfzerbrechen. Bin mir noch nicht schlüssig ob der für 4 Personen reicht. Werde morgen mal die Heizungsfirma zu dem Thema interviewen. Ich hatte mal gehört, dass man rechnerisch von 80 l Pro Kopf ausgeht.
    Gruß, Lars Sommer

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