Giftpflanzen und Kinder  -  Information
BAU-Forum: Rund um den Garten

Giftpflanzen und Kinder  -  Information

giftpflanzen überschätztes Problem für Kinder Wenn Sie sich die Seite im Original anschauen wollen (in Kürze auch mit einigen Bildern bzw. jetzt schon mit einem Buchtipp):

Immer wieder erkundigen sich besorgte Eltern nach Giftpflanzen, deren Verwendung sie in ihrem Garten zu vermeiden suchen. Oder es gibt eine (halb-) öffentliche Diskussion, die das Verbot von Giftpflanzen im öffentlichen Raum fordert. Hierbei wird an der Wirklichkeit vorbeidiskutiert: Es gibt annähernd kein Giftpflanzen-Problem. Dazu einige Zahlen (nach Oberholzer / Lässer, S. 159): In der gesamten Schweiz gab es im Zeitraum 1966 bis 1986 mehrere tausend tödliche Unfälle von Kindern. Davon entfielen ca. 50 % auf den Verkehr. Jeweils etwa 20 Prozent entfielen auf die 'Rubriken' Ertrinken und Ersticken. Im gesamten Beobachtungszeitraum gab es keine tödlichen Vergiftungen durch Pflanzen, wenn man Pilzvergiftungen außer Betracht lässt (die zum überwiegenden Teil von den Eltern zubereitet wurden). Dieses spricht vor allem dafür, dass Aufklärungsarbeit in Bezug auf Giftpflanzen Wirkung zeigt. Gleichwohl wäre in dieser Hinsicht viel zu tun, zumal die Pflanzenkenntnis von Erwachsenen und Kindern eher ab-X1234Xals zunimmt. Viele Eltern verbieten ihren Kindern daher einfach, Pflanzen überhaupt zu essen. Das ist im Einzelfall als Notbremse sicherlich richtig. Gesellschaftlich betrachtet hat dies aber fatale Auswirkungen. Die Pflanzen-Unkenntnis potenziert sich. Oftmals wird dann der Ruf nach Pflanzenlisten laut, die 'giftige' Pflanzen aufzählen sollen (und die dann nicht mehr gepflanzt werden sollen.) Das ist die falsche Richtung. Zum einen sollte es ein wichtiges erzieherisches Ziel für ein Kind sein, dass es keine Pflanzen isst, die es nicht sicher ansprechen kann und deren Ungiftigkeit ihm bekannt ist. Zum anderen setzen derartige Listen voraus, dass die Anwender/innen (z.B. Eltern oder pädagogisches Personal) diese Pflanzen auch bestimmen können. Und: Derartige Listen erwecken den Eindruck der Vollständigkeit. Diese ist aber illusorisch. Es gibt in Mitteleuropa etwa 2500 Blütenpflanzen. Dazu kommen tausende Arten und Sorten von Ziergehölzen und -stauden bzw. Pflanzen anderer Kontinente, tausende Arten- und Sorten Zimmerpflanzen sowie eine Unzahl von Kultursorten. Niemand wird auch nur über eine der Gruppen Übersicht im Hinblick auf die Giftigkeit haben. D.h. solche Listen sind extrem unvollständig, eher ein botanisches Persönlichkeitsprofil des/der Autors/Autorin. Damit besteht die Gefahr, dass eine derartige Liste Erzieher/innen z.B. in einer falschen Sicherheit wiegen. Und das nächste Problem: Wie definiert der/die Autor/in 'giftig'? Viele dieser Listen enthalten keinerlei Angaben über die Definition und so kann eine Pflanze in einem Buch als ungiftig aufgeführt werden, weil sie nach dem Genuss größerer Mengen allenfalls Erbrechen herbeiführen kann  -  ein anderer Autor sieht die Pflanze deswegen schon als giftig an. Viele Eltern richten bei der 'Giftpflanzen-Diskussion' den Blick auch nur nach draußen. Was oftmals nicht berücksichtigt wird, ist die Giftigkeit von Zimmerpflanzen. Dazu gehören beispielsweise beliebte Pflanzen wie Gummibaum, Weihnachtsstern und Diefenbachie. Auch die Küche bleibt bei der Betrachtung oftmals außen vor: Kartoffelkraut ist tödlich giftig und einige 'normale' Küchengemüse wie etwa die Bohne sind roh ebenfalls giftig. Unterschätzt wird bei der 'Giftpflanzen'-Diskussion auch oftmals die Auffassungsgabe der Kinder. Auch zweijährige Kinder kann man sehr gut auf die Gefährlichkeit aufmerksam machen, selbst, wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort sprechen können sollten. Das ersetzt natürlich nicht die sinnvolle Aufsicht, grade auch für die kleinsten Kinder. Um Missverständnissen vorzubeugen: Sicherlich sollte Laburnum anagryoides, Goldregen, nicht auf einem Kinderspielplatz gepflanzt werden. Ebenso hat hier eine Herkulesstaude nichts zu suchen. Dies gilt insbesondere, wenn das Spielgelände nicht durch entsprechend geschultes pädagogisches Personal betreut wird. Aber beispielsweise auf Efeu, Hedera helix, zu verzichten, weil er (minder) giftig ist, wäre falsch. Abgesehen davon, dass keine tödlichen Efeuvergiftungen bekannt sind, schmeckt diese Pflanze einfach nicht. Das ist eine Großzügigkeit, die uns viele (leider nicht alle) 'Gift'pflanzen gewähren: Durch Bitterstoffe u.a. wird einem oftmals der Apetit vergällt. Im Privatgarten hingegen kann, entsprechende Beaufsichtigung und Aufklärung vorausgesetzt, relativ großzügig Verfahren werden. Verzichten würde ich in für die Kleinkinder erreichbaren Bereichen allerdings auf Pflanzen, deren bloße Berührung große Schädigungen hervorrufen kann. Hierzu zählt insbesondere die schon erwähnte Herkulesstaude. Diese führt durch Berührung mit dem Pflanzensaft zur Photosensibilisierung der Haut. Diese gesteigerte Lichtempfindlichkeit hat wiederum nach Einstrahlung von Sonnenlicht Symptome wie nach schweren Verbrennungen zur Folge, die z.T. irreparabel sind und auch tödlich verlaufen können. Auch die Standorte von Seidelbast-Arten, Daphne spec. und Essigbaum, Rhus spec. wollen gut überlegt sein. Die meisten Menschen zeigen starke Hautreaktionen nach Berührung dieser Pflanzen. Die Gefährlichkeit (bezüglich der Berührung) ist aber ungleich geringer als bei der Herkulesstaude. Gegessen wiederum sind sie beide tödlich giftig, weswegen auch für beide Pflanzen verschiedene deutsche Namen existieren, die auf die Giftigkeit dieser Pflanzen hinweisen: Kellerhals (wie von hinten erwürgt zu werden) für den Seidelbast und Gift-Sumach für den Essigbaum. Freundliche Grüße Andreas Regner

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  • andreas regner

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