Altbau: Einfache Holzfenster gegen Mehrfachverglasung tauschen
BAU-Forum: Fenster und Außentüren

Altbau: Einfache Holzfenster gegen Mehrfachverglasung tauschen

Hallo,

ich besitze eine 97 qm Altbauwohnung. Das Gebäude stammt aus dem Jahre 1910. Die Fenster sind Doppelfester (d.h. 2 Fenster hintereinander) aus Holz und einfach verglast.

Die Wärmedämmung ist ein schlechter Scherz - im Winter reicht es die Hand in die Nähe der Fensterränder zu halten, um die kalt einströmende Luft zu spüren; energetisch, gerade in diesen Zeiten, eine Katastrophe.

Bilder eines der Fenster hier: Web-Link

Fragen:

1. Ein Austausch gegen 3-fach verglaste Kunststofffenster wäre, soweit ich weiß, förderfähig (max. 20 %) - richtig? Allerdings bestünde dann wohl ein massiv erhöhtes Risiko durch Schimmelbefall - richtig? Eine aktive Belüftung wäre wohl, ob der sehr dicken Außenwände dieses alten Gebäudes, schwer umsetzbar.

2. Ein Austausch gegen 2-fach verglaste Kunststofffenster wäre soweit ich weiß gar nicht (!) förderfähig (muss auch keiner verstehen) - richtig? Bestünde auch hier noch ein massiv erhöhtes Risiko durch Schimmelbefall oder ist dieses gegenüber der 3-fach Verglasung nicht mehr wirklich gegeben?

3. a) Eine kostengünstigere Lösung wäre ggf. eine Abdichtung, z.B. mittels selbstklebenden Dichtungsbändern. Bestünde auch hier noch ein massiv erhöhtes Risiko durch Schimmelbefall?

b) Empfehlung für entsprechende Abdichtbänder?

4.Kann man das Energieeinsparungspotential der 3 Optionen grob beziffern/quantifizieren? Sonstige Tipps was man erstmal tun könnte bzw. langfristig tun sollte?

Danke.

Vlg,

  • Name:
  • Andreas
  1. Energieberater

    Foto von Martin G. Halbinger

    Die Fragen lassen sich nicht pauschal aus der Ferne beantworten, da neben den Fenstern auch die Wände und andere Rahmenbedingungen zu beachten sind.

    Ein paar Gedanken / Anhaltspunkte: Sie schreiben "...wohnung". Wenn es ein Mehrfamilienhaus ist, dürfte eine Abstimmung mit den anderen Eigentümern erforderlich sein.

    Der Wärmeverlust eines Gebäudes (und auch von Fenstern) wird maßgeblich durch Wärmeleitung und Wärmeströmung beeinflusst. Die Strömung kommt von Undichtigkeiten insbes. der Fugen, die Leitung durch das Material hindurch.

    Gegen die Wärmeströmung hilft teilweise ein Einstellen der Fenster und vor allem entsprechende Dichtungen. Als kurzfristige und preisgünstige Maßnahme sind die selbstklebenden Dichtbänder hilfreich. Beim Einbau sollten aber keine Fehlstellen offen bleiben und ggf sind auch mehrere Dichtebenen sinnvoll.

    Förderungen Der Gesetzgeber fördert nur, was über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgeht, also (deutlich) besser ist. Wenn jemand Fenster austauscht, müssen die neuen Fenster eh die gesetzlichen Mindestanforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG, Nachfolger der EnEVAbk.) einhalten. (derzeit ein U-Wert des Fensters von 1,3 W/m2K)

    Beim Fenstertausch muß man aber mehrere Punkte berücksichtigen;

    • die Fenster dürfen keinen besseren U-Wert haben, als die Außenwände, da sonst auf der Wandoberfläche Feuchtigkeit ausfallen kann, die Schimmelwachstum fördert.
    • Die alten Fenster hatten durch Undichtigkeiten eine nicht steuerbare "Dauerlüftung", die einen ständigen Luftaustausch sichergestellt hatten. Die beim Duschen, Kochen und Atmen in den Raum abgegebene Feuchtigkeit wurde abtransportiert. Neue Fenster sind dicht; um einen ausreichenden Luftaustauch sicherzustellen, müssen die Nutzer regelmäßig aktiv lüften (Stoßlüften i.d.R. mehrmals täglich) oder eine Lüftungsanlage macht dies automatisch. Nicht die Fenster sind am Schimmel schuld sondern fehlendes / falsches Lüften oder eben schlechte Wärmedämmung anderer Bauteile.

    Das Einsparpotential hängt von vielen Faktoren ab: Fläche der Fenster, Fläche und U-Wert anderer Außenbauteile, Heizbedarf usw. Auch die Förderungen sind an weitere Rahmenbedigungen geknüpft, die erst mit geprüft werden müssen, um eine verlässliche Aussage machen zu können. Bei dem Baujahr ist es auch nicht unwahrscheinlich, das weitere Sanierungs- / Modernisierungsmaßnahmen technisch sinnvoll sind und über einzusparende Heizkosten auch wirtschaftlich rentabel sein können. Damit können auch weitere Förderprogramme (z. B. ein ISFP, individueller Sanierungsfahrplan) interressant werden.

    Sie sollten Zeitnah einen Termin mit einem Energieberater vereinbaren. Dieser wird i.d.R. auch gefördert und ist für die Förderprogramme eh erforderlich. Das einzige Problem könnte sein, zeitnah Material und Firmen zu annehmbaren Preisen zu bekommen.

  2. Naja

    Holz-Kastenfenster sind ja per se nicht schlecht.

    Grundsätzlich ist ja die Frage, dass die alten Kastenfenster zum Erscheinungsbild des Hauses gehören und bei einer WEGAbk. somit evtl. zum Gemeinschaftseigentum. Zumindest gibt es viele WEGs die den Fenstertausch reglementieren so dass nicht jeder Wohnungseigentümer machen kann was er will. Bitte hierzu zuallererst mal Rücksprache mit der GE-Verwaltung halten!

    Man kann Gute Holz-Kastenfenster auch aufarbeiten. Da gibt es einen VFF-Leitfaden HO.09 "Runderneuerung von Kastenfenstern aus Holz" Der beschreibt sehr schön, dass man nachträglich Dichtungen einziehen kann und die Innenflügel mit 2Scheiben-Wärmeschutzverglasung nachrüsten kann.

    Das kann durchaus sinnvoll sein, denn der Schallschutz der Kastenfenster ist dann durchaus besser als bei einem neuen Fenster.


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