Wie sind gemessene Feuchtigkeitswerte (Digit) zu interpretieren?
BAU-Forum: Bauphysik

Wie sind gemessene Feuchtigkeitswerte (Digit) zu interpretieren?

Aufgrund feuchter Kellerwände wurde in einem selbständigen Beweisverfahren ein Gutachter bestellt. Dieser hat nun mittels dem elektronischen Messgeräts "Gann Hydromette RTU 600" folgende Messwerte ermittelt:
"An der Außenwand unter der Treppe wurden beim ersten Ortstermin Feuchtigkeitswerte von 120 bis 140 Digit gemessen. Bei einer Vergleichsmessung anlässlich des dritten Ortstermin (Anm: etwa 2 Monate später!) konnten die zuvor ermittelten Werte weitestgehend bestätig werden. "
Messungen, nachdem dieselbe Kellerwand von außen freigelegt wurde:
"Hier vorgenommene Feuchtigkeitsmessungen ergaben Werte von 130 Digit an der oberen und ca. 110 Digit an der unteren Öffnungsstelle. "
Der Gutachter hat sich noch mehrmals mit seinem Messgeräte in dieser Art und Weise ausgetobt. Zwar hat er auch einmal eine erhöhte Luftfeuchtigkeit festgestellt, aber weder den Wert genannt noch dieser Tatsache irgendeine Bedeutung zugeschrieben.
Welche Materialen bzw. deren Rohdichte zugrunde gelegt wurden, bleibt auch der Phantsie überlassen. Jedenfalls kommt der Gutachter zum eindeutigen Ergebnis, dass eine Durchfeuchtung nur von Außen stattfindet.
Sind solche mehr oder weniger ungenau bestimmten Werte eines Gutachtens würdig und haben diese vor Gericht Bestand?
  • Name:
  • Maria
  1. Hallo Maria,

    "Jedenfalls kommt der Gutachter zum eindeutigen Ergebnis, dass eine Durchfeuchtung nur von außen stattfindet. "
    Das ist doch zumindest schon mal eine Aussage, die auch vermutlich Ihrem Anliegen entsprich?
    Haben Sie jetzt Angst, dass die Gegenseite das anzweifeln könnte?
    Derjenige welcher misst, ist doch schon der vom Gericht bestellte öbvS?
    Ich lese weiter, es wurde draußen bereits ausgeschachtet.
    Und draußen wurde (von dem öbvS) nichts gefunden?
    Grüße
  2. Sie sind warum unzufrieden mit den Messungen?

    Die GANN-Hydromette ist keine Wünschelrute, sondern ein vielverwendetes Messgerät. Vorteil: zerstörungsfreie Messung. Wenn Sie es nicht glauben wollen, dann können Sie ja einen Bohrkern ziehen lassen und diesen mittels Darrmethode kontrollieren lassen. Das Ergebnis wird sein: Massive Durchfeuchtung des Mauerwerks, welches nur durch Feuchteeindringungen möglich ist. Tauwasser als Folge von zu hoher Luftfeuchtigkeit schafft eine so starke Durchfeuchtung nicht!
    "Digits" ist ein einheitenloser Skalenwert, der entsprechend Baumaterial zu bewerten ist. Werte weit über 80 sprechen da eine deutlihe Sprache "nass" nicht nur "ein wenig Kondensatfeuchte".
    Wenn Sie den Sachverständigen damit ärgern wollen, fragen Sie nach einer genaueren Auswertung. Sie erhalten dann die Auswertungstabellen aus dem Handbuch der GANN-Hydromette. Am Ergebnis ändert dies mit aller Wahrscheinlichkeit jedoch nichts. Es sorgt nur dafür, dass Sie zwischendurch noch mal einen Kostennachtrag für die Beantwortung Ihrer Frage einzahlen dürfen.
  3. Die Frage ist doch, kann man mit einem elektrischen Gerät die Feuchte messen

    Foto von Edmund Bromm

    Dazu gibt es nur ein klares nein.
    Es bleibt immer eine Leitfähigkeitsmessung.
    Dies hat nichts mit Feuchtemessung zu tun.
    Klar ist zwar, dass eine höhere Feuchte auch zu einer "Verbesserung" der Leitfähigkeit führt.
    Aber um die Feuchte zu messen, braucht man andere Möglichkeiten.
    Dazu auch noch den Beitrag von Prof. Helmut Fenzmer.
    Erklärung zum Artikel Feuchtemessung
    H. Venzmer, K. Leuthold, L. Koss und N. Lesnych:
    Baufeuchtigkeit  -  Von der Messung bis zur Visualisierung von Feuchtigkeitsverteilungen erschienen im Tagungsband der 17. Hanseatischen Sanierungstage vom Bundesverband Feuchte & Altbausanierung e.V. im November 2006
    (1) Hiermit erklären die o.g. Autoren, dass die im o.g. Manuskript dargestellten Messergebnisse der Feuchte (64 bis 84 % Abweichung gegenüber der gravimetrischen Methode), die von einem unserer Partner durch Verwendung der Gann-Hydromette UNI 2 ermittelt wurden, fehlerhaft sind und deshalb ausdrücklich aus der Gesamtauswertung ausgeschlossen werden.
    (2) Die Firma GANN Mess- und Regeltechnik (Messtechnik, Regeltechnik) GmbH legt Wert auf
    die Feststellung, dass bei Ziegel- oder Ziegelmauerwerk sowohl mittels der Widerstands- / Leitfähigkeitsmessmethode wie auch mittels der Dielektrizitätskonstante- / Hochfrequenz-Messmethode keine ausreichend präzisen Messergebnisse (exakte Auswertung in Gewichts- oder Volumenprozente (Gewichtsprozente, Volumenprozente)) zu erzielen sind. Deshalb stellt die Fa. Gann GmbH für diese Baustoffe auch keine Umrechnungstabellen zur Verfügung. Dies bedeutet allerdings nicht, dass z.B. mit einer Hydromette UNI 2 und dafür
    geeigneten Elektroden keine aussagefähigen Vergleichswerte und /
    oder eine quantitative Feuchtebewertung erzielt werden können.
    Ziegel = allgemeine Bezeichnung für verschiedene Ziegelprodukte mit unterschiedlicher Rohwichte, Wasseraufnahmevermögen, Ausgleichsfeuchte und elektrischer Leitfähigkeit sowie diverser Herstellungsprozesse, die auf die Messgenauigkeit einen
    unterschiedlich großen Einfluss haben Ziegelmauerwerk = allgemeine Bezeichnung für verschiedene Mischmauerwerke
    aus diversen Ziegelprodukten, Mörteln, Putzen etc.
    Prof. Dr. Dr. Helmuth Venzmer
    Wismar, den 17. September 2007
    Also nochmals zusammengefasst, diese Messungen sind für Feuchte untauglich.
    Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es nach wie vor "Sachverständige" gibt, die mit einem als Feuchtemessgerät (so steht es oft auf den Koffer) ausgegebenen Leitfähigkeit messen und dazu aussagen, es handelt sich bei soundso viel Digits um eine feuchte Wand.
    Natürlich kann es einem Fachmann/Frau bei Bewertungen oder einer Instandsetzungsplanung behilflich sein.
  4. Schöner Beitrag

    Herr Bromm! Welcher den Laien mehr verwirrt als nutzt!
    Kein SV wird sagen das mit dem o.g. Feuchteindikator eindutige Umrechnungsergebnisse zu erzielen sind. Ist in diesem Beitrag auch nicht geschehen.
    Es ist mithin zu unterscheiden zwischen dielektrischen Messverfahren (Messung des elektrischen Leitwertes direkt zwischen zwei Polen) und einem kapazitiven Tiefenmessfeld welches Nicht die Leitfähigkeit zwischen zwei Polen misst da es nur einen "POL" hat.
    Bei dem hier genannten Feuchteindikator handelt es sich um ein Gerät welches Werte als Digits (Zähleinheiten) angibt. Dieses wird durch die sogenannte Aktiv Elektrode als Aufsatz (wahrscheinlich hier B 50) vorgenommen.
    Natürlich weiß das Gerät nicht, wie dicht ein Ziegel ist, aber es gibt durch das Tiefenmessfeld einen eindeutigen Rückschluss auf Oberflächennah (Kondensat, wobei auch bei oberflächennaher tropfbarer Feuchte und trockenem Untergrund ein Trockener Ablesewert erzielt wird) oder Feucht (bei Mauerwerk 70  -  90 Digits) und Nass (100 und größer wobei ab 130 Digits mit tropfbarem Wasser zu rechnen ist) je höher die Rohdichte des Baustoffes, desto höher gehen die Grundannahmen.
    Selbstverständlich könnte ein "unwilliger/unfähiger SV" dieses um ca. 10  -  15 Digits durch seine Haltung während der Messung oder Messung innerhalb Salzen oder Eckbereichen beeinflussen aber wenn es Mauerwerk ist, dann ist es bei diesen Ablesewerten einfach nass!
    Eine weitergehende Untersuchung würde hier bei einem normalen Mauerwerk lediglich die Verfahrenskosten im Rahmen einer wirtschaftlichen Gutachtenerstattung nach oben schnellen lassen.
  5. Klar, dass es hier Menschen gibt die es immer noch nicht glauben wollen

    Foto von Edmund Bromm

    Es ist ja auch zu einfach mit einem einfachen elektrischen Messgerät etwas zu messen.
    Trotzdem es ist keine Feuchte die gemessen wird.
    Auch die Firma Gann hat sich klar dazu geäußert.
    Dabei belasse ich es.
  6. Hat auch niemand behauptet

    aber selbst bei Schülern im Grundschulalter hat sich herumgesprochen das eine mit Wasser gefüllte Badewanne Strom besser leitet als eine leere?
    Ebenso leitet ein Feuchter Baustoff Strom Wärme u.a. natürlich besser als ein Trockener ...
  7. Dann haben Sie einen Wert von 120 Digits und dies sagt nichts aus, denn ...

    Foto von Edmund Bromm

    welcher Anteil ist Tauwasser; Salze; leitfähige Farbe; leitfähiger Baustoff usw..
    Hilft also überhaupt nicht weiter!
  8. In meiner Badewanne

    ist aber kein Salz (außer Badesalz) und kein Tauwasser?
    Aber im Ernst gibt es auch noch die Messung per Mikrowelle welches die hygroskopischn Salze nicht berücksichtigt.
    Leitfähige Farbe?
    Mein Gann Messgerät / Indikator zeigt komischerweise bei einer Benetzung der Oberfläche durch eine Sprühflasche bis zur filmbilden Feuchtigkeit auf der Oberfläche Aufgrund des Tiefenmessfeldes noch trocken an.
    MEssbare Feuchte aus Kondensat bekome ich erst bei einer Rückabsorption des Kondensates in den Baustoff.
    Salze wiederum werden erst zum großen Problem wenn an der Oberflächlich einiges abgelagert wurde und ich darin messe. Andere ausreichend große Salzmengen wären in der Wand im Wasser gelöst ... und dann hätte ich? "Wasser" im Baustoff.
    Wichtig ist bei derartigen Messungen und Feststellungen das es eine "Indikation" ist.
    Hierbei geht es nicht darum das eine exakte % Angabe der Feuchte wie bei einer Belegreife Messung per CM Gerät vorgenommen wird, sondern um eine Annäherung. Ebenso das der "Messende" NICHT Feuchte dorthin produzieren möchte wo er diese haben möchte, sondern unvoreingenommen das feststellt was tatsächlich vorhanden ist.
    Ihre Ablehnung hierzu kann ich jedoch in soweit nachzuvollziehen das es genügend "Sachkundige" gibt die von Feuchtigkeit von 100 % o.ä. reden. Diese Aussagen sind meist völliger Quatsch und für eine Instandsetzungsplanung absolut unbrauchbar.
  9. Herr Bachmann ist das so schwierig, es ist trotzdem keine Feuchtemessung

    Foto von Edmund Bromm

    Es ist und bleibt eine Widerstandsmessung.
  10. Und ein feuchter Baustoff

    hat wiederum eine höhere Leitfähigkeit also geringeren Widerstand als ein Trockener ... ist auch nicht so schwierig oder?
    Ich denke das ist Pennälerphysik 5. Schuljahr ...
    Die Diskussion führen sie doch auch seit viiielen Jahren im SV Kreis des DHBV?
    Und wie man so merkt wollen sie auch da denn Zusammenhang nicht einsehen? Na sei es drum aber eine gängige und gerichtsbekannte Methode einer "Indikation" wollen und können sie nun nicht wirklich ständig wegen einer gewissen Starrköpfigkeit anfeinden?
    Ich habe nie behauptet damit einen exakten Feuchtegehalt unter Berücksichtigung der Haushaltsfeuchte angeben zu können.
    Bei einem "Behaupteten" Schimmelschaden Aufgrund eines Kondenstschadens würde ich vom Richter ganz schön Haue bekommen wenn ich mal ein paar Bohrkerne nehme und "darre (n) " lassen oder ein paar wundervolle Löcher für eine CM-Messung stemme, nur um dann das in CM% sagen zu können was zuvor als ca. Wert eindeutig war.
    Zur Beurteilung einer Bauwerksinstandsetzung alleine ist das (meist) nach wie vor zu wenig.
  11. Es spricht für Sie, dass Sie mich persönlich angreifen wollen.

    Foto von Edmund Bromm

    Und ich habe keine Lust in diesem Stil mit Ihnen zu diskutieren.
    Da Sie zur eigentlichen Frage nichts beitragen können, belasse ich es dabei.
  12. Einen persönlichen Angriff

    kann ich nach wie vor nicht sehen. Die Starrköpfigkeit in diesem Bereich können und wollen sie doch nicht wirklich abstreiten? Wer ihre Beiträge verfolgt weiß was ich meine.
    Was ich beschrieben habe ist einfachste Physik, welche selbst von Schülern ohne bautechnische Grundkenntnisse verstanden wird.
    Der Rückzug ist nun auch wieder unter Rückzugsgefecht abzuheften. Übrigens wird etwas dass Tatsache ist auch nicht durch fortlaufendes wiederholen und nicht beantworten als "nicht geschehen" gelten können?
  13. leider

    half es mir gar nichts, bei der letzten Geschwindigkeitsübertretung mit Verfolgung darauf hinzuweisen, dass die Beamten mit Ihrem Tacho nur eine Spannung gemessen haben und keinesfalls meine Geschwindigkeit.
    Wollt der gar nicht hören und hat mir trotzdem den Arsch gehauen.
    Gruß Christian

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