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Durchfeuchtungsgrad von Mauerwerk
BAU-Forum: Bauphysik

Durchfeuchtungsgrad von Mauerwerk

Liebe Kollegen und Leser deser schöne Bau-Fachsimpel-und-Nothilfe-Seite,
ich gestehe, ich habe es verschusselt. Vor einigen Monaten habe ich gefragt, ob mir jemand helfen kann zu der nachstehenden Frage. Ich habe enige schöne hilfreiche Antworten bekommen. Es waren wirklich sehr hilfreiche Tipps und Links dabei. Leider habe ich den Ausdruck dieser Antworten zwischenzeitlich unwiederfindlich weggeheftet. Kann mir nochmal jemand helfe? Ich pass diesmal besser drauf auf  -  versprochen!
Mit der Suche in den alten Beiträgen habe ich's schon probiert  -  leider ohne Erfolg  -  habe mich wohl zu blöd angestellt. Wenn da jemand schlauer ist, reicht mir auch die Nummer des alten Artikels, dann schau ich da gerne nochmal rein. Vielen Dank bei allen geduldigen Helfern.
Meine Frage:
Ich suche das maximale Wasseraufnahmevermögen verschiedener Mauerwerkssteinarten. (Backstein, Ziegel, Porenbeton, KS, Leichthochlochziegel u. ä.) Dabei ist mir erstmal egal, ob die Angaben in Vol. -% oder in Masse-% sind. Mir geht es darum, aus einer Angabe des Durchfeuchtungsgrades [% des maximalen Wasseraufnahmevermögens) die Literanzahl pro m²-Wandmauerwerk zurückrechnen zu können, die in dem duchfeuchteten Mauerwerk steckt.
  1. Aussagekräftig

    Foto von Jürgen Weber, Dipl.-Ing.

    kenne ich da nur eine Veröffentlichung- "Soptionsfeuchten von mineralischen Baustoffen". Die kann aber nicht gemeint sein, da es ca. 120 Seiten sind. Den Durchfeuchtungsgrad können sie ja meines Wissens nur immer dem einzelnen Material zuordnen- über Darr-Methode! Oder verstehe ich da eetwas falsch?
  2. Eine fast schon genial zu nennende kostenlose Materialdatenbank

    inkl. Datenbankviewer mit fast allen wichtigen wärme- und feuchtetechnischen (wärmetechnischen, feuchtetechnischen) Kennwerten von rund 100 üblichen Baumaterialien finden Sie auf der WUFI-Homepage des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik, Holzkirchen unter den unten angegeben Links. Aber Achtung beim Download. Die Datei ist stramme 7 MByte groß.
    Nach der Installation finden Sie das von Ihnen gesuchte maximale Wasseraufnahmevermögen in Form des Wassergehalts in kg/m³ in der Liste rechts oben über dem Diagramm der Feuchtespeicherfunktion als jeweils letzten Listenwert bei einer relativen Luftfeuchte von Rel. Feucht = 1,0 = 100 %.
    Die dort genannten Werte werden allerdings von den Baustoffen oft "nicht freiwillig" erreicht, sondern nur unter Zuhilfenahme von Unterdruck. Teilweise handelt es sich dabei auch um aus der Porosität ermittelte rechnerische Werte. Denn eine nahezu vollständige "freiwillige" Sättigung aller Poren mit Wasser dauert i.d.R. recht lange, wenn sie denn überhaupt eintritt (Jahre bis Jahrhunderte!).
    Nehmen Sie statt der letzten Werte lieber die jeweils vorletzten Werte bei einer Rel. Feucht >0,98 o.ä.. Damit erhalten Sie zwar kleinere Wassergehalte, die jedoch für Ihr Problem etwas realistischer sein dürften.
  3. Feuchte Wände und messen der Feuchtigkeit

    Foto von Edmund Bromm

    Für viele Hausbesitzer sind feuchte Wände ein Problem.
    Ob in den Anzeigen der Tagespresse, Zeitschriften für den Hausbesitzer, Journale von Bausparern und Versicherungen, auf den Messen und in Prospekten von Verarbeitungsfirmen und Bautenschutzfirmen wird damit geworben die Mauern trocken zu legen. Um die Seriosität bei der Trockenlegung zu untermauern wird die kostenlose Feuchtenmessung vorgeschoben. Es wird auch demonstriert wie einfach eine Messung durchzuführen ist.
    Kostenlose Feuchtigkeitsmessung wird allenthalben angepriesen.
    Die Messungen  -  sehr oft noch mit dem Titel elektronisch oder elektrisch  -  sind jedoch für die Beurteilung von aufsteigender Feuchte weitestgehend ungeeignet.
    Meist wird die Anzeige mit einem spektakulären Zeigerausschlag auf einer Skala oder gar mit einer leuchtenden Ziffern (Digital-) anzeige dargestellt.
    Dies ist meistens Scharlatanerie, denn all diese Messungen können nicht Unterscheiden, um welche Feuchte es sich handelt.
    Die Anzeige gibt in der Regel unten  -  in Bodennähe  -  höhere Werte als weiter oben. Damit wird suggeriert, dass es sich um aufsteigende Feuchtigkeit handelt. Normalerweise ist es nur deswegen mehr, weil es unten kühler ist und daher mehr Tauwasser entsteht.
    "Feuchte" entsteht durch die verschiedenen Möglichkeiten der Wasseraufnahme eines Materials. Dementsprechend können bei feuchten Wänden die verschiedensten Mechanismen der Wasseraufnahme im Spiel sein :
    1. Wasseraufnahme aus der Luft d.h. aus der Gasphase,
    • Hygroskopische Feuchte (unterhalb der Kondensation) ,

    der Wassergehalt der Luft  -  "relative Luftfeuchte"- und Salzgehalt des Mauerwerks spielen hier die entscheidende Rolle,

    • Kapillarkondensation (Auffüllen kleinster Poren mit Wasser, ebenfalls unterhalb der Kondensation)
    • Kondensation (Abscheiden flüssigen Wassers durch Unterschreiten der

    "Taupunkttemperatur", da kalte Luft weniger Wasserdampf speichern kann als
    warme Luft) ,
    2. Kapillarer Wassertransport (Saugvermögen der Baustoffe mit einem bestimmten
    Porengefüge) z.B. aus dem Untergrund  -  "aufsteigende Feuchte"  -  oder bei
    Beregnung, auch hierbei spielt der Salzgehalt eine wesentliche Rolle;
    3. Eindringen von Wasser wegen Fehlstellen

    • Aufgrund fehlender Abdichtung,
    • durch fehlerhafte Anstriche, Risse, offene Fugen,
    • ebenso können undichte Fenster; Fensterbankanschlüsse und defekte

    Dachrinnen usw. zu feuchten Wänden führen.
    Vorab ist jedoch zu klären, was ist überhaupt "feucht" oder "trocken"
    Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Eine eindeutige pauschale Aussage ist leider nicht so einfach abzugeben.
    Dabei sollte man auch wissen, welche Wasseraufnahme von Baustoffen unter welchen Bedingungen zu erwarten ist.
    Ein weiterer Aspekt für die Definition der möglichen Feuchtewerte ist das Verhältnis der momenta-nen- zur maximalen Feuchteaufnahme.
    Außerdem, welche Ausgleichsfeuchte (das ist der Wassergehalt oder die Feuchte, die sich einstellt, wenn sich ein Baustoff hinreichend lange, bis zum Gleichgewichtszustand, an die Umgebungsbedingungen angepasst hat) der Baustoff aufweist usw.
    Diese Angaben können jedoch sehr unterschiedlich sein!
    Sehr oft bekommen die Hausbesitzer Werte angegeben, die bei 50 bis 80 % liegen. Normale Vollziegel weisen jedoch in der Regel einen Feuchtegehalt von weniger als 20 % auf.
    Tabelle: Feuchtigkeitstechnische Kenndaten "Richtwerte"
    Vergleichswert Luft = 1
    Baustoff Mittleres Raumgewicht in kg/m³ Praktischer Feuchte-Gehalt*) in Vol. -% Max. Feuchtegehalt in Masse-% **)
    Hochlochziegelmauerwerk 1000 1,5  -  4 2,5  -  5
    Vollziegelmauerwerk 1700 1  -  2,5 1  -  3
    Außenputz (KZM) 1800 4  -  14 4,4
    Innenputz (KZM) 1800 1  -  10 4
    Wärmedämmputz £ 450 2,0 ... 5,0? 8
    Gips- oder Gips-Kalk-Putz 1600 3 6

    • ) "Praktischer Feuchtegehalt" ist der Wassergehalt, der bei der Untersuchung genügend ausgetrockneter Bauten in 90 % der Fälle nicht überschritten wird.
    • *) alle Kapillaren und Poren mit Wasser gefüllt.

    Messungen sind deshalb vor jeder Instandsetzung sehr wichtig!
    Wenn die Bestimmung der Feuchte eines Baustoffes über elektrische Widerstands-Messungen durchgeführt werden soll, ist dies nur möglich, wenn die Beziehung Widerstand/Feuchte eines Baustoffes z.B. eines Estrichs, eindeutig bekannt ist. Anhand von Vergleichsmessungen kann dann über die einfache elektrische Widerstandsmessung annähernd der Feuchtegehalt bestimmt werden.
    Ohne jedoch die vor genannten Parameter zu kennen, ist eine verlässliche Aussage nicht möglich.
    Damit ist klar, warum die meisten dieser Messungen falsch sein müssen bzw. bei der Beurteilung äußerste Vorsicht angebracht ist.
    Ein weiterer Parameter, der eine Aussage über die Materialfeuchte geben kann, ist die Wärmeleitfähigkeit (Lambda-Methode).
    Tabelle: Veränderung der Wärmeleitfähigkeit von Ziegelmauerwerk in Abhängigkeit vom Feuchtegehalt:
    Diese Tabelle ist nur auf meiner Homepage:

    unter Schriften Nr. 3 anzusehen.
    Es gibt sicher noch weitere Messmöglichkeiten den Feuchtegehalt einer Wand zu untersuchen.
    Dazu gehören z.B. die CM-Messung (Calcium-Carbid-Methode), die Thermographie, die Neutronen-Messung usw.
    Um an der Baustelle eine einigermaßen brauchbare Messung der Feuchte durchzuführen, kommt eigentlich nur die CM-Messung in Frage. Dabei wird eine Mauerprobe (10  -  20 g entnommen) zerkleinert und in eine Druckflasche mit Calciumcarbit gegeben. Das in der Probe enthaltene Wasser und das Calciumcarbit reagieren zu Acetylengas. Dies erzeugt einen Überdruck und wird von einem Druckmesser angezeigt. Durch entsprechende Zuordnung in einer Tabelle wird der Feuchtegehalt ermittelt.
    All diesen Messungen ist eines gemeinsam: es kann jeweils nur der momentane Feuchtewert festgestellt werden. Es kann keinerlei Aussage darüber abgegeben werden, ob es sich z.B. um aufsteigende Feuchtigkeit oder Kondenswasser handelt.
    Um exaktere Angaben und Daten zu erhalten, sind Messungen über einen längeren Zeitraum durchzuführen. Dabei spielen die Wetter- oder Klimadaten (Wetterdaten, Klimadaten), Temperatur und deren Vergleich bzw. Referenz-Messungen eine wichtige Rolle.
    Nur wenn solche Aussagen von Fachleuten bewertet werden und die Instandsetzung daran ausgerichtet wird, kann eine Wiederherstellung zum Erfolg führen.
    Literaturhinweise:
    Weber, H. : Mauerfeuchtigkeit, Expert  -  Verlag Grafenau
    Weichert, L. : Aufgaben und Möglichkeiten zur Messung von Klimagrößen f.d. Fassadensanierung; Tagungsbericht. 6. Hanseatische Sanierungstage 1995.

  4. Ja, das kann ich nur unterstreichen,

    insbesondere die von Herrn Bromm bemängelten nicht sachgemäßen und damit unseriösen Materialfeuchte-Messungen.
    Ich denke jedoch, dass sowohl die von Herrn Bromm angegebenen Tabellenwerte, als auch die Daten aus der WUFI-Datenbank seriös sind.
    Mit den Daten aus der WUFI-Datenbank erhält man übrigens vergleichbare Werte des massebezogenen Materialfeuchtegehalts u, wenn man den volumenbezogenen Wassergehalt w (bei phi = ca. 0,98) durch die Rohdichte rho dividiert: u = w / rho
    Nimmt man die Werte bei vollständiger Sättigung (phi = 1,0), erhält man aus den o.g. Gründen bis zu dreifach höhere massebezogenen Materialfeuchtegehalte.
    @Herrn Bromm: Über Ihrer Tabelle steht "Vergleichswert Luft = 1".
    Was ist damit gemeint? Welche Einheit? Worauf bezieht sich dieser Wert?
  5. Habt Ihr denn nicht den letzten Newsletter

    von IGS? Wenn nein, einfach E-Mail an mich, schicke ich dann zu.
    • Name:
    • Martin Beisse
  6. Nö, habe ich nicht. Wer oder was ist IGS?

    Etwa das unten verlinkte? Egal, den Newsletter will ich haben ...
  7. Ich habe es gefunden ...

    IGS ist das Institut für Gebäudeanalyse und Sanierungsplanung München GmbH. stimmt es MB? OK Den Newsletter will ich auf jeden Fall haben.
    ... aber der Industrievertrieb Günter Schwindl ist auch nicht schlecht. Ich habe zuerst gedacht, Herrn D. Bakel steckt dahinter ...
  8. Kommt

    Mailbox leer machen
    • Name:
    • Martin Beisse
  9. Tausendmal Danke

    für die vielen Tipps. Meine Antwort hat aus Urlaubsgründen etwas gedauert, aber ich habe jetzt alle Beiträge gelesen und werde mich gleich auch auf die links stüzen.
    Klasse solch ein brain-Pool.
    Werde mich revanchieren, wenn ich kann mit fleißigen Antworten.
    Nochmals vielen Dank.
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