Außenfassade  -  Keim Silikatfarben wirklich soooo gut?
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Außenfassade  -  Keim Silikatfarben wirklich soooo gut?

Bei meinem Haus (Baujahr 2000) wurde die Fassade mit einem zweischichtigen Putzsystem der Fa. Hasit versehen.
Dabei wurde als Oberputz Hasit Edelstrukturputz 707 verwendet.
Beschreibung Edelstrukturputz 707:
mineralischer, weiß durchgefärbter Werk-Trockenmörtel, überwacht nach DINAbk. 18557, der Mörtelgruppe PIc, nach DIN 18550, aus Weißkalkhydrat, Weißzement
Ich bin mir ziemlich sicher, dass keinerlei Fassadenanstrich durchgeführt worden ist.
Der Oberputz mag ja noch ein paar Jahre halten (bis die Garantie abgelaufen ist :-)), ich finde aber dass die Fassade an einigen Stellen (es ist auch West-Seite dabei) angewittert und verschmutzt ist. Kleinere netzartige Risse sind auch schon zu sehen.
Ich habe also nun beschlossen die Fassade streichen zu lassen.
Nun habe ich mich über Farbsysteme informiert. Hierbei haben sich zwei Farbtypen herauskristallisiert:
Silikatfarbe uns Silikonharzfarbe. Bei Silikonharzfarben gehen die Meinungen aber auseinander, sodass ich beschlossen habe eine Silikatfarbe zu verwenden.
Nun zu meinen Fragen:
  1. Sind Keim Farben (speziell Soldalit) wirklich so toll, oder gibt es auch qualitativ gleichwertige oder qualitativ ähnliche Alternativen (z.B. von Caparol, Sikkens, Alligator, usw.)?
  2. Wer hat praktische Erfahrungen mit Keim Silikat (speziell Soldalit) und/oder anderen Silikatfarben?
  3. Gibt es irgendwelche Gründe die absolut gegen Silikatfarben sprechen?
  4. Lohnt sich der Aufpreis?
  • Name:
  • Peter Hofreiter
  1. Silikatfarben haben Stärken und Schwächen

    Silikatfarben sind rein mineralische Produkte aus Marmor, Quarz und Kalkstein mit Kaliwasserglas als Bindemittel. Sie werden auf anorganischen (mineralischen) Untergründen eingesetzt, was ja bei Ihnen der Fall ist. Das Kaliwasserglas verkieselt mit dem mineralischen Untergrund und bildet eine stabile chemische Verbindung.
    Silikatfarben sind gut wasserdampfdurchlässig. Der sd-Wert (Widerstand gegen Wasserdampfdiffusion) liegt beispielsweise deutlich unter dem von Dispersionsfarben.
    Für die Widerstandsfähigkeit gegen Algen und Pilze gilt das gleiche wie für die Dispersionsfarben, ein dauerhaftes Ausbleiben kann nicht garantiert werden, was besonders bei feuchten Lagen oder Nähe zu Grünpflanzen zu Problemen führen kann.
    Dazu kommt bei den Silikatfarben, dass auf Grund der chemischen Abbindeprozesse keine Gewähr für Farbtongenauigkeit und Fleckenfreiheit übernommen werden kann. Insbesondere bei Farbtönen mit einem Hellebezugswert unter 30 % (dunklere Farbtöne) muss mit verstärkter Neigung zur Fleckenbildung gerechnet werden. Silikatfarben sind von der Entwicklung her die ältesten Farben. Deshalb sind diese Effekte besonders bei denkmalgeschützten Gebäuden oft gewünscht oder sogar gefordert, um den Urzustand möglichst originalgetreu wieder herzustellen.
    Also, wenn Sie einen hellen Farbton wählen und Sie keine Gefahr für Algen- oder Pilzbefall (Algenbefall, Pilzbefall) sehen, ist die Silikatfarbe sicherlich die richtige Wahl.
    Andernfalls sollte man evtl. doch eine Silikonharzfarbe in Betracht ziehen.
  2. Meinem Vorschreiber ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.

    Meinem Vorschreiber ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen.
    Nur noch: Silikatfarben können nur mit anorganischen Pigmenten eingefärbt werden. Das hat den Nachteil, dass "leuchtende, intensive" Farben nicht herstellbar sind. Die Farbtöne sind eher bis Pastellbereich anzusiedeln und wirken eher dreckig/gedeckt.
    Die anorganischen Pigmente haben allerdings den Vorteil, dass sie sehr Farbstabil sind, also nicht so rasch ausbleichen.
    Wenn Silikatfarben altern, fangen sie an zu kreiden. Viele sehen dies als Vorteil (man muss nur positiv denken :-), da so angeblich mit dem Regen Verunreinigungen abgewaschen werden können. (zu viel Lotusan-Werbung angeschaut :-) Ich persönlich, sehe es eher als Nachteil, wenn ich mich an meine Fassade anlehne und danach meine Jacke in die Wäsche geben muss :-)
    Ein wesentlicher Nachteil von Silikat- im Gegensatz zu Silikonharzfarben ist, dass Sikatfarben einen wesentlich höhere Wasseraufnahme (w-Wert) besitzen. In Wasser gelöster Schmutz kann sich also einfacher in der Farbe absetzen.
    Beide Farbtypen haben Vor- und Nachteile (Vorteile, Nachteile)

    @Vorschreiber
    Eine Silikatfarbe mit HBZ unter 30 % halte ich für nicht herstellbar.

  3. Senf

    da darf ich auch noch was ergänzen:
    a soldalit ist eine dispersionssilikatfarbe, die gar wasserabweisend eingestellt ist (Veikko!)
    b sie ist entcharakterisiert -- will sagen hält auch auf organischen Untergründen. keim empfiehlt selbst auf Dispersions-Anstrichen und Acrylat-Anstrichen diese Farbe!
    c man kann durchaus hbz unter 20 machen. Wir haben mal ein altes gemäuer mit Vollton chromgrün (hbw 18) gestrichen, und hält seit ca. 12 Jahren
    d Silikatfarben sind seit ca. 120 Jahren gebräuchlich. von ältesten Farben sollte man da nicht reden! was war denn einige zigtausendjahre vorher?
    e keim hat mit der Silikatfarbe bei den denkmalsschutzern einen Stein im Brett! Mit Vernunft hat das oftmals nichts zu tun.
    restfragen:
    1 der Oberputz PIc ist nach DINAbk. 18550 und herstellerangabe HASIT mit einer Fassadenfarbe zu schützen!
    2 was begründet die Präferenz zu Silikat? doch nicht Atmung und transpiration;-)
    3 es gibt durchaus Alternativen zu keim Silikat  -  nahezu jeder Farbenhersteller hat Dispersionssilikatfarben im Programm.
    4 welche praktischen Erfahrungen suchen sie? Verarbeitung? Haltbarkeit? Preis?
    5 Silikat ist billiger als Silikonharzfarbe!? wer spricht von Aufpreis? höchsten die absolute Spezialfarbe soldalit kostet mehr. die brauchen sie bei dem Untergrund aber nicht
    hm!
  4. Antwort auf Detailfragen  -  Keim Silikatfarben wirklich soooo gut?

    Vielen Dank für die Antworten.
    Ich möchte noch auf die gestellten Fragen Antworten:
    1. die Präferenz zu Silikatfarben kommt daher, das ich im Internet bezüglich Silikonharzfarben sehr unterschiedliche Meinungen gefunden habe. Angeblich soll die wasserabweisende Eigenschaft von Silikonharzfarben nicht so günstig sein, da der Transport von Wasser dampfförmig IN die Fassade und über kapillare Kräfte flüssig AUS der Fassade heraus stattfindet. (Kondensation im thermisch dichteren Medium)

    Insbesondere den Wassertransport aus der Fassade heraus würde die Silikonharzfarbe verhindern. Mit leuchtet das zwar ein, aber ob das richtig ist kann ich nicht sagen.

    • Es soll ein heller Farbton (weiß, leicht gelblich, ...) sein. Daher glaube ich nicht das die Pigmentierung oder Fleckenbildung ein großes Problem darstellt. Das es nur gedämpfte Farben gibt stört mich auch nicht so. Das mit dem Kreiden muss ich mir allerdings noch überlegen.
    • Die praktischen Erfahrungen bezogen sich insbesondere auf die Haltbarkeit, Verarbeitbarkeit, Art und Häufigkeit von Problemen bei der Verwendung, Verwendbarkeit auf o.g. Putzsystem, ...
    • Bezüglich Alternativen zu Keim Farben habe ich mich schon umgesehen. Leider konnte ich aber keine objektiven Vergleiche finden (Haltbarkeit, Verarbeitbarkeit). Keim hat einen sehr guten Ruf, ist aber auch relativ teuer. Gibt andere sehr gute Farben, die etwas preisgünstiger sind?

    Insgesamt bin etwas verwirrt, was ich nun verwenden soll  -  Silikatfarbe oder Silikonharzfarbe und von welchem Hersteller?
    Wenn man die technischen Merkblätter liest und die Vertreter spricht klingt immer alles ganz toll.
    Aber welches Farbsystem oder Farbe (Hersteller) hat sich schon im praktischen Einsatz bewährt und ist lange haltbar?
    Danke  -  schon mal im Voraus  -  für die Antworten

    • Name:
    • Peter Hofreiter
  5. @Bluecher

    @Bluecher
    Da haben die Euch bestimmt was anderes in die Eimer gemacht. Auch eine Dispersionssilikatfarbe wird mit anorganischen Pigmenten eingefärbt. Da kommt man nicht so tief runter mit dem Farbton ...
  6. Algen Pilze und Moos

    Foto von wiki

    Da Silikatfarben alkalisch sind, sehe ich persönlich die die Gefahr von Algen und Moos nicht. Sie bilden einen schlechten Nährboden, von daher ist ein Befall eher gering und das sogar ohne die Umwelt zu belasten.

    Silikonharzfarben dagegen werden oft fungizid eingestellt und das leider sogar schon teils ab Werk. Diese chemischen Stoffe waschen sich mit der Zeit aus und gelangen in das Grundwasser.

    Vor langer Zeit, bzw. zu Zeiten, wo es noch keinen Katalysator gab in unseren Fahrzeugen, war das Problem saurer Regen. Seit wir diesem Problem entgegengetreten sind, haben wir zur Folge, dass sich an schattigen Stellen häufig Algen und Moos bilden.


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