Architekt erzwingt Abnahme  -  was kann man tun?
BAU-Forum: Architekt / Architektur

Architekt erzwingt Abnahme  -  was kann man tun?

Hallo,
wir sind inzwischen ganz sicher, dass unser Architekt im Sinne des Bauunternehmers handelt. Am Tag der vorgesehenen Abnahme hat der Bauunternehmer unangekündigt den Witterungsschutz entfernt (Gefahr im Verzug, da es ins Gebäude regnete!).
Wir wurden vor Zeugen genötigt, ein Schreiben zu unterzeichnen, wonach wir sämtliche Forderungen des Bauunternehmer anerkennen und die Schlussrechnung ohne Prüfung, sofort zur Zahlung fällig ist, sowie auf alle unsere Forderungen (Beseitigung von Mängeln und verusachten Schäden) zu verzichten.
Ansonsten würde der Witterungsschutz entfernt werden. Da Gefahr im Verzug war haben wir unterschrieben.
Für die Abnahme sollte ein neuer Termin vereinbart werden.
Nun hat unser Architekt (gegen unseren Willen und ohne unser Einverständnis) dem Bauunternehmer einen neuen Abnahmetermin für heute! bestätigt. Wir wollen diesen Termin aber keinesfalls wahrnehmen wollen, sondern den Bau erst von einem neutralen Sachverständigen beurteilen zu lassen.
Nun hätten wir aber die Abnahme zum 2. Mal verschoben (ohne unsere Schuld), was aber sicherlich rechtlich, weitere Nachteile für uns hat.
Der Architekt hat wiederholt im Sinne des Bauunternehmer gehandelt und manipuliert. Der Konflikt mit dem Bauunternehmer kam auch ausschließlich durch die lückenhafte LVAbk., nicht beauftragte Nachtragsarbeiten und einseitiger Kommunikation zustande. Es hat sich im Zeitablauf klar herausgestellt, dass Architekt und Bauunternehmer an einem Strang ziehen.
Was können wir jetzt noch tun?
Thorsten (Mann von Regina)
  • Name:
  • Thorsten Kern
  1. Ist das alles wirklich wahr?

    Sorry, aber wie naiv muss man sein, dem BU, mit dem es offensichtlich zum Gericht gehen wird, einen Blankoschein zu unterschreiben. Vermutlich kann ein ordentlicher Anwalt mit einem SEHR drohenden Telefongespräch (Nötigung, Klage, Verstoß gegen AGB usw.) diesen Quatsch noch hinbiegen.
    Jetzt hilft's nichts mehr, aber 'Gefahr im Verzug' (ein Begriff eher aus dem Polizeirecht) konntet Ihr geltendmachen, deshalb durfte der Schutz nicht entfernt werden (alle daraus entstehenden Schäden trägt der BU!).
    sofort einen Anwalt nehmen (das heißt BEAUFTRAGEN, die eigenen Interessen wahrzunehmen) und KEINEN Kontakt mit Architekt oder Bauunternehmer ohne Anwalt, bzw. bei jedem Vorschlag von den beiden erst den Anwalt fragen.
    Ihr lasst Euch zu schnell in Panik treiben, darum besser jemand dazu ziehen, der das von außen sehen kann. Dem Bauunternehmer könnt Ihr ein Fax schicken: "Wir bedauern, den heutigen Termin absagen zu müssen, den Herr X (Architekt) leider ohne Rücksprache mit uns vereinbart hatte. Wir danken für Ihr Verständnis und bitten auch im Namen von Herrn X, diese Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. "
    Laienmeinung, immer noch zweifelnd, ob das alles so passiert ist ...
    Gruß
    Volker
  2. so naiv bin ich eigentlich nicht und die Situation war nicht zu retten

    Hallo Voker,
    danke für Dein Feedback, doch das ist uns tatsächlich so passiert. Ganz so naiv waren wir nicht. Für diesen Abend war eigentlich die Abnahme terminiert. Deshalb ging ich davon aus, dass wir den Bauunternehmer danach nicht wiedersehen und das Kapiitel endlich abgeschlossen würde.
    Mit solch einer Räuber-Pistole konnte doch niemand rechnen! Auf so einen Überfall kann man sich nicht vorbereiten oder richtig reagieren. Wir mussten unser Eigentum schützen. Ohne den Witterungsschutz wäre der Schaden (Altbauvilla, viel Holz, Stuck, altes Parkett) schon nach wenigen Stunden nicht widergutzumachen gewesen, da es stark regnete. (Natürlich habe ich versucht den Anwalt telefonisch zu erreichen, was um diese Zeit nicht mehr möglich war). Heute morgen sagte mir der RA, dass es dennoch schwierig würde, aus dieser Vereinbarung wieder herauszukommen. Ganz so leicht ist das nämlich nicht, selbst wenn Du 100 % im Recht bist. (Welcher Richter liest sich die dicken Bauakten mit langweiligen Details schon durch?) Schnell geht es auch nicht. Diese BU's sind oft abgefeimte Profis. Die zentrale Frage ist doch: Was kostet ein Rechtstreit tatsächlich (nicht in Geld gemessen). Diese Kraft, Nerven und Energie brauche ich für den Umbau, nicht zum Streiten. Das gab mit den Ausschlag. Wir wollen nach vorne schauen und diesen Kriminiellen Typen nur noch loswerden, auch wenn uns das XY-€? mehr kostet. Schlimmm ist, dass "unser" Architekt da irgendwie mit drin hängt. Daran kann inzwischen kein Zweifel mehr bestehen. Er war live dabei und hat mir geraten, das Nötigungs-Schreiben zu unterzeichnen! Heute hat er sogar eine Abnahme! anberaumt. Das kann alles nicht wahr sein und laut unserem RA ist es noch nicht mal möglich, diese linke Bazille schmerzfrei wieder loszuwerden.

    Kleine Anmerkung zum Thema Beratung/Beauftragung von Rechtsanwälten und Bausachverständigen, wie sie hier meist empfohlen wird. Das ist gut, wenn man einen kennt oder eine Empfehlung hat. Kommt man mit einem akuten Problem zu einem Unbekannten RA/BSV und braucht schnell Hilfe, ist das oft gar nicht soo einfach! Er/Sie Muss sich erst in den Fall einlesen (seitenlange LVAbk.'s), Termin vereinbaren, etc.. Dann kann es leicht passieren, dass ein BSV einen Mangel feststellt, der allerdings schnell vom Tisch gewischt wird, wenn der Bauunternehmer auf die Tabelle für "Rohbau-Toleranzen" verweisen kann und der A. dies bestätigt. Inzwischen läuft der Bau und das Chaos allerdings weiter.. Dann muss der BSV nochmal nachschauen und der Taxometer rattert mit 75,- € pro Stunde schnell ins Bodenlose. (Im Hintergrund laufen auch HOAIAbk., BRAGO und was es sonst noch so gibt. Wer kann als Laie denn schon die Verhältnismäßigkeit abschätzen? Schnell übersteigen die diversen Beratungskosten die Kosten, kleinere? Mängel selbst beseitigen zu lassen. Fazit: In der akuten Situation ist man auf sich gestellt. Schnelle Hilfe gibt es nicht um die Ecke.
    Fazit: In Zukunft nur noch Firmen, die persönlich empfohlen wurden, gleiches sollte für die Auswahl des Architekten gelten.
    Dafür ist es im Moment leider zu spät.

  3. Nur noch eins,

    der RA sollte auf jeden Fall Fachanwalt für Baurecht sein, nicht nur ein 'ja, das mache ich auch'-Anwalt (kann sein, dass Ihr's schon mal geschrieben habt, erinnere mich nicht mehr an alles).
    Wenn sich dem A. einigermaßen nachweisen lässt, dass er mit dem Bauunternehmer zusammenarbeitet, interessiert das zum einen die Kammer, zum anderen könnte er haftbar für grob fahrlässig/vorsätzlich verursachten finanziellen Schaden (z.B. auch durch übereilte Abnahme auf seinen Rat hin) sein. 'Kündigung aus wichtigem Grund', d.h. ohne 'Entschädigung' sollte dann auch kein Problem mehr sein.
    Mit Anwälten habe ich persönlich andere Erfahrungen, auch ohne langes Aktenstudium konnten bisher alle Anwälte mit einem passenden Schreiben genug Zeit fürs Aktenstudium herausholen. Eigentlich mache ich so etwas nicht, aber die Rechnung ohne Formfehler muss noch erfunden werden, die Stundenzettel müssen unterschrieben sein, Architekt muss Vollmacht für Zusatzaufträge gehabt haben ...
    Wenn es wirklich so war (und nicht der Ärger irgendwelche Kleinigkeiten vergessen lässt), solltet Ihr wirklich über eine Strafanzeige gegen den Bauunternehmer und eine Mitteilung an die Architektenkammer nachdenken.
    Das müssen aber die Juristen prüfen, bin nur Laie, keine Rechtsberatung usw ...
    Gruß+viel Glück
    Volker
    PS: Habe mich auch schon ein paarmal nach 1/2 h über meine eigene Naivität geärgert ...
  4. Wahre Worte ...

    "Habe mich auch schon ein paarmal nach 1/2 h über meine eigene Naivität geärgert ... " Wem ging das nicht so? (Wahrscheinlich nur denjenigen, die Weltmeister im Verdrängen sind ...).
    Mit meinem Wissen von heute wär ich mit meinem Bausatzlieferanten (alle wesentlichen Termine versiebt) schon bei der viel zu späten Statik ganz anders Umgesprungen ... BAU.DE und andere waren damals noch unbekannt oder nicht vorhanden ...
    Gruß
  5. Danke, Ihr habt uns ermutigt :-)

    danke Volker,
    das mit der Kammer werden wir machen und mit den ganzen Schriftkram zum Anwalt gehen (unserer ist übrigens ein Fachanwalt). Die Schlussrechnung vom Bauunternehmer wurde uns gestern vom A. überreicht. Er weiß nicht, ob und wie er die prüfen soll. Steht auch nicht viel drin. Der vereinbarte Pauschalpreis und der Betrag für die "Nachtragsforderungen", abzüglich der Abschläge. Allerdings sofort zur Zahlung fällig (hatten wir ja bei der Nötigung unterschrieben). Die Punkte aus der Abnahme (hoffentlich kommt da nicht noch was Wesentliches) sollen angeblich im Nachhein erledigt werden ... Wenn sich keine größeren Mängel zeigen, zahlen wir den Rest und machen das Buch endlich zu. Sollten wir es wagen, dennoch einen (üblichen) Einbehalt zu machen, gräbt der "BU-Gorilla" sicher wieder das Kriegsbeil aus.
    Ich hoffe, dass alles liegt bald hinter uns und das Haus wird dennoch fertig. (Meine Frau hält den ganzen Stress nicht mehr lange durch und wir befinden uns grad mal im Rohbauzustand).
    Vom A. bin ich total enttäuscht, er rechnet voll nach HOAIAbk. ab, obwohl ich einzelne Gewerke wie Elektrik, Sanitär, Dacharbeiten, etc. selbst beauftragt habe und mich auch darum kümmere. Der A. hat noch nicht mal einen Zeitplan aufgestellt, keinerelei Details gezeichnet und lässt sich von den Handwerkern erklären und überraschen, wie und ob seine Planung umgesetzt werden kann. So hat er selbst erst jetzt gemerkt, dass wir eine 8 Mete lange Bodenschwelle im Wohnzimmer! vor der Glasfront bekämen? Zum Glück konnte ich das, durch raussägen des Betons verhindern.
    Der A. bringt es ganz lässig fertig zu behaupten, "das sei doch klar gewesen", obwohl er 100 pro selbst nichts davon wusste.
    Trial & Error für zu viel Honorar. Wie ist das eigentlich:
    Bauherr kauft den Entwurf des A. (Grund für Beauftragung), weil dieser Entwurf ihm gefällt. Grundlage sind i.d.R. nur Ansichten und Perspektivische Darstellungen  -  keine Details. Dann stellt sich im Rohbau raus, dass dieser Entwurf an allen Ecken so nicht realisierbar ist (zig Gründe, schlampige/gar keine Recherche, etc.). Vieles addiert am Ende zu einem anderen Ergebnis und zu einere nicht gewünschten Architektur. Ist das alles mit "Altbau ist schwierig, bla, bla" zu entschuldigen oder muss der A. nicht im Vorfeld untersuchen, ob seine Ideen überhaupt technisch realiserbar sind. Z.T. hat er bei den Brüstungshöhen einfach den Bodenaufbau vergessen. Die Brüstung ist jetzt viel zu niedrig.
    Lustig an sich, aber für den betroffenen Bauherrn kann sowas schnell zum Geldgrab werden.
    Wie habt Ihr Euch aus dem Dschungel gerettet?
    Viele Grüße aus
    Baden-Baden
    Thorsten & Regina
  6. Bei uns

    nannte sich die Liane Anwalt und das rettende Ufer Kündigung des A-Vertrags :-)
    Gleiches Problem; schöne Bilder und hinterher wenig technisches Wissen und keine Detailplanung (das macht dann der Handwerker ...). Da gibt's hier einige Fragen von uns im Archiv.
    Schlussrechnung: (Laienhalbwissen) Nachträge ohne Stundenzettel sind ungültig, abziehen. Wenn er klagen will ist das seine Sache, der unterschriebene Persilschein dürfte sittenwidrig sein und kommt dann sicher zur Sprache (ausdrücklich nur Laienmeinung!). Sicherheitseinbehalt nur, wenn auch vertraglich vereinbart, sonst unberechtigt, Einbehalt für Nachbesserungen würde ich den Architekt vorschlagen lassen :-)). Wenn der Architekt mit der Prüfung beauftragt ist, muss er das auch tun; wenn die RG nicht prüffähig ist, muss er sie zurückweisen. Tut er nichts, verstößt er gegen seinen Vertrag. Hilft jetzt nicht viel, aber: Altbausanierung mit Pauschalvertrag ist verdächtig, niemand kann das genau abschätzen, vermutlich beruhte das wahrscheinlich günstige Angebot von Anfang an auf Besch ... und sollte über Nachträge 'angepasst' werden.
    Architektenhonorar: Abrechnung nach HOAIAbk. erfolgt immer nach Bausumme und nicht nach dem vom AN betreuten Anteil, gibt auch nachvollziehbare Gründe dafür und lässt sich nicht ändern. Einziger (Rache-) Weg: Mängel der Architektenleistung einzeln aufführen, schriftlich zum Erbringen der beauftragten Leistung auffordern, Frist + Nachfrist, kürzen. In Anbetracht der Nerven Deiner Frau ist 'der Klügere gibt nach' wohl vernünftiger: Mängel (Detail- und Ausführungsplanung (Detailplanung, Ausführungsplanung), Baumängel, fehlende Kostenaufstellung usw., weiß der Anwalt) aufführen und auf Kompromiss einigen. Wenn er freiwillig kündigen will, schlagt drei Kreuze und beendet schriftlich den Vertrag einvernehmlich, bevor ein eventueller Honorarstreit anfängt, sonst wird der Mann nämlich auf seinem gesamten Resthonorar für alle LPAbk. bestehen (kennen wir leider ...).
    Brüstung: Aufmauern, ist viel billiger als hinterher Gitter anbringen zu müssen.
    Denkt daran, bei 'Abschuss' des Architekten sehr schnell dem Amt einen anderen Bauleiter zu präsentieren oder bis zu einem solchen nicht weiterzubauen. 'Unsere' Architektin hatte uns am Tag der Kündigung beim Amt wg. illegaler Bautätigkeit angezeigt, obwohl zu der Zeit auf der Baustelle nichts passierte. Am Ende gab es dann Monate Streit wg. der endgültigen Abnahme.
    Wenn wirklich nur schöne Bildchen dahinterstecken kann es mit einem neuen Bauleiter kompliziert werden: Eventuell lassen sich Teile der Planung nur sehr teuer verwirklichen, wenn der 'Neue' sich an akzeptable Lösungen hält. Bleibt offen auch für größere Änderungen und Kompromisse, dann bleibt es bei einem guten Bauleiter bezahlbar und der kann am Ende auch für das unterschreiben, was da gebaut wurde.
    Gruß
    Volker

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