kombinierte Zwischen- / Untersparrendämmung (Zwischensparrendämmung, Untersparrendämmung) und Tau-Punkt
BAU-Forum: Dach

kombinierte Zwischen- / Untersparrendämmung (Zwischensparrendämmung, Untersparrendämmung) und Tau-Punkt

Hallo,
weiß jemand, wie man den Taupunkt einer Dämmung berechnet? Kann ich bei nachfolgend beschriebenem Dämmaufbau Probleme bekommen?
Ich habe kürzlich in unserem Altbau den Dachboden gedämmt und
ausgebaut. Das Baumaterial ist von ISOVER und ist folgendermaßen
geschichtet (von außen nach innen): Ziegel, Unterspannbahn,
Vollsparrendämmung 120 mm ISOVER Integra ZKF 1-035 zwischen den
Sparren, ISOVER Vario KM Klimafolie zur Winddichtung, 50 mm ISOVER
Integra UKF 1 (ebenfalls WG35) unter den Sparren, und 12,5 mm
Gipskartonplatte, darauf Raufasertapete. Als Untersparren- und
Installationsebene habe ich eine Lattung von 60 mm Dicke aufgebracht, in der auch die Elektroinstallation verbaut ist, gleichzeitig als Schutz der winddichten Folie dient.
Auf den Seiten von ISOVER ist ausdrücklich beschrieben, dass man die 50 mm Untersparrendämmung bei zu geringen Dämmdicken zwischen den Sparren (unter 180 mm!) zusätzlich vornehmen kann, siehe auch unter anderem die Tabelle "

Meiner Meinung nach macht eine Untersparrendämmung dieser Dicke bei einer Dämmung ab z.B. 220 mm eh nicht mehr soviel Sinn.
Jedenfalls lese ich nun, dass die zusätzliche Dämmschicht unter den Sparren max. 20 % der Gesamtdicke betragen darf, wegen der Verschiebung des Tau-Punktes in die Unterdämmung. Habe ich jetzt was falsch gemacht? Fault mir das Dach weg?!
Da die Klimafolie ja luftdicht sein soll (habe ich eigentlich
ordentlich darauf geachtet, nur die Tackerstellen und die Schrauben für die Auflattung auf die Sparren gehen duch (logisch), brauche ich ja vermutlich keine solchen Gimmicks mehr wie winddichte Hohlraumdosen oder ähnliches in der Installationsebene (oder soll ich die nochmal nachträglich abdichten)?
Ich mache mir jetzt doch schon Sorgen, dass ich alles wieder abreißen muss ...

  • Name:
  • Ralf Engel
  1. Das Problem

    Werter Fragesteller
    dürfte eher Die KM-Klimamembran sein. Diese ist nämlich eine Dampfbremse (sd = 5 m) und keine Dampfsperre. Wenn Ihre Unterspannbahn nicht hierfür geeignet und die Ziegel hinterlüftet sind, gibt's wohlmöglich Probleme.
    Die Tauwasserebene hängt auch von der Raumnutzung (Luftfeuchte, Temperatur) und den Außenbedingungen ab. Die Hersteller sind hier aus verständlichen Gründen nattürlich eher vorsichtig.
  2. Sinnverdrehender Fehler

    Es muss natürlich heißen: und die Ziegel NICHT hinterlüftet sind.
    Sorry
  3. Erläuterungen & Details

    Hallo,
    danke erst mal für die Antwort soweit.
    Die Ziegel sind auf einer Querlattung aufgebracht, darunter die Unterspannbahn direkt auf den Sparren, leicht durchhängend. Die Zwischensparrendämmung füllt das Fach unter der Unterspannbahn vollständig aus, es gibt also keine Durchlüftung hinter der Unterspannbahn.
    Der Raum soll als Wohnraum genutzt werden und vermutlich bis 18/20 Grad C beheizt werden. Es gibt 4 große Dachflächenfenster, die Fläche abzüglich Kniestock beträgt ca. 45 m², bei einem Volumen von ca. 75 m³ mit leicht abgehängtem Spitzgiebel und einer Dachneigung von ca. 34 Prozent.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ralf
  4. Tauwasserebene  -  ja oder nein

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Ich habe jetzt nicht nachgerechnet, im speziellen Problem also keine Aussage.

    Aber eine Tauwasserebene muss nicht auftreten. Ob eine auftritt hängt von der Konstruktion ab. Im Verlauf des Wand- (Dach-) querschnitts fällt die die Innentemperatur auf die Außentemperatur ab. Genau so fällt der Innendampfdruck auf den Außendampfdruck ab. Dabei ist der Verlauf des Abfalls unterschiedlich, weil die Querschnitte nicht homogen sind und die einzelnen Materialien unterschiedliche Widerstände für Wärme und Feuchtigkeit haben. Eine dünne PE-Folie hat z.B. einen großen Feuchtewiderstand, aber kaum Wärmewiderstand. Bei einem Dämmstoff ist es genau umgekehrt.

    An jeder Stelle des Querschnitts kommt es deshalb zu einer bestimmten Temperatur- / Dampfdruck-Paarung. Nur wenn an einer oder mehreren Stellen der örtliche Dampfdruck den Sättigungsdampfdruck, der zu der örtlichen Temperatur gehört, überschreitet, kommt es zum Tauwasserausfall. Wenn das nirgends der Fall ist, gibt es keine Tauwasserebene.

    Durch nächtliche Ausstrahlung kühlt oft die Außenseite guter Fenster so stark ab, dass der zu dieser Fenstertemperatur gehörende Sättigungsdampfdruck unter dem Dampfdruck der Außenluft liegt: Folge, die Scheibe beschlägt. Die Tauwasserebene liegt dann zu dieser Zeit! auf der Außenseite des Fensters.

    Bei der Tauwasserberechnung arbeitet man mit angenommenen Daten (von Innen- und Außentemperatur (Innentemperatur, Außentemperatur) und Innen- und Außendampfdruck), die ziemlich repräsentativ für das Wetter in Deutschland sind.

  5. Grenzwertig

    Werter Fragesteller
    Ein paar Dinge zur Erläuterung
    Wichtig ist die Raumnutzung. Räume mit hohem Wasseranfall wie Bäder, Saunen, Fitnessräume sind anfälliger für Tauwasser im Bauteil als Wohnräume. Wichtig ist auch eine konstante Temperierung.
    Eine Hinterlüftung zwischen Dämmung und Unterspannbahn sollte nicht sein; sie wäre eher schädlich als nützlich.
    Sinnvoll hätte eine Durchlüftung des Zwischenraums zwischen Unterspannbahn und Ziegeln sein können, sofern die Unterspannbahn diffsionsoffen wäre.
    Sofern es sich hier um eine relative dichte Folie z.B. Gitterfolie handelt, wäre Ihr Dachaufbau grenzwertig, will heißen, es kommt zu Kondensatbildung an der Innenseite der Unterspannbahn. Ob die Menge schädlich ist oder nicht, hängt wie gesagt von der Nutzung, der Raumtemperatur und dem Lüftungsverhalten ab.
    Die von Ihnen gewählte Schichtfolge kann gutgehen, muss aber nicht. Ich weiß, diese Aussage ist für Sie vielleicht nicht hilfreich, aber mehr lässt sich ohne detaillierte Untersuchungen ud Berechnungen nicht sagen.
  6. Auf Ihre Frage ...

    die sog. 20 % Regel ist in der zugehörigen Norm (4108-3) erwähnt und besagt, dass nicht mehr als 1/5 des sog. Gesamtwärmedurchlasswiderstandes vor der Dampfbremse ohne rechnerischen Nachweis angeordnet werden dürfen. Das heißt NICHT automatisch, dass eine Konstruktion mit einem anderen Verhältnis vor/nach Dampfbremse automatisch einen Bauschaden zu Folge hat. In Ihrem Fall beträgt der Anteil der Untersparrendämmung gut 29 % (50/170 = 29,5) was m.E. zwar sehr grenzwertig ist aber nicht notwendigerweise ein Problem sein muss. Ein Tauwasserberechnung wird ergeben, dass es zu keinem Tauwasserausfall vor der Dampfbremse unter den in der Norm definierten Randbedingungen kommen kann. Schön wäre es gewesen, wenn Sie nicht mehr als 25 % vor der Dampfbremse angeordnet hätten  -  ist aber alles eine Frage der Sicherheit und Aufmerksamkeit.
    Bei der Schadensfreiheit kommt es letztlich auf Ihr Lüftungsverhalten an. Wenn Sie regelmäßig das Bad nach dem Duschen/Baden lüften und auch in den Schlafräumen für regelmäßigen Luftaustausch sorgen ist die Gefahr von Schimmelbildung auch bei Ihrer Konstruktion sehr gering. Regelmäßig bedeutet 4-6x am Tag für jeweils 3-10 min Stoßlüften (was übrigens nichts ungewöhnliches sein sollte ...).
    Faustregel: Spitzen bei der Entstehung von Feuchtigkeit sollten auch Spitzen beim Lüftungsverhalten zur Folge haben  -  dabei ist es letztlich egal, ob Sie duschen, kochen oder mit 20 Pers. im Wohnzimmer Geburtstag feiern.
    Die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit weiterer Abdichtungen wie luftdichte Steckdosen oder ähnliches sehe ich nicht. Diese haben hier keinen entscheidenden Vorteil, da die Konstruktion ja an sich luftdicht ist.
    Nützliche Informationen zum Thema Lüften enthält die Broschüre, deren Link ich unten angegeben habe.
    Grüße,

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