WDVS ohne diagonales Armierungsgewebe
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

WDVS ohne diagonales Armierungsgewebe

Hallo liebe Fachleute,
Vor drei Jahren wurde die Fassade unserer Doppelhaushälfte mit einem WDVSAbk. (8 cm Steinwolle, mineralischer Putz, gebürstet) versehen. Nach ca. einem halben Jahr sind auf der Westseite starke Risse aufgetreten (insbesondere an allen Ecken der Fenster). Nach mehrfacher Reklamation hat der Stuckateur zusammen mit dem Putzhersteller eine Probe entnommen, dabei hat sich gezeigt, dass, keine diagonale Gewebearmierung eingebracht war. Außerdem hätte durch das Bürsten der Oberfläche der Putz Elastizität verloren und war den Spannungen durch Regen und Sonne nicht gewachsen. An der Nordseite, die wenig Regen und Sonne ausgesetzt ist, sind nur sehr kleine Risse aufgetreten. Der Stuckateur hat sich bereit erklärt, die Westseite mit einem feinkörnigen elastischeren Reibeputz, zu erneuern. Die feinen Risse der Nordseite wären aber nicht reklamationsfähig.
Ist zu erwarten, dass wegen der fehlenden diagonalen Gewebearmierung, sich diese kleinen Risse (nach Ablauf der Gewährleistung) vergrößern? Muss ich hinnehmen, dass der Putz an beiden Seiten eine unterschiedliche Struktur hat?
Gruß
  • Name:
  • F. Geiselhart
  1. Diagonalbewehrung bei WDVS

    Ihrer Frage entnehme ich, dass Sie sich schon ein wenig schlau gemacht haben über WDV-Systeme.
    Grundsätzlich bedürfen diese (nicht geregelter Baustoff) einer ABZ. (Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung)
    Geregelt ist hier unter anderem, dass das ganze System konform sein muss, Dämmschicht, Putz, Armierung, Kleber etc. vom Hersteller der gültigen ABZ.
    Soweit mir bekannt fordern alle Hersteller von WDVSAbk. die Ausführung einer Diagonalbewehrung.
    Es gehört somit zu den a.a.R.d.T. eine Diagonalbewehrung bei einspringenden Ecken auszuführen. (geregelt auch in E DINAbk. 556999).
    Die Nichtausführung ist somit von vornherein mangelhaft.
    Zur Ihre Frage, Aufweitung der Risse, nach neueren Untersuchungen können Rissbreiten nur unterhalb von 0,2 mm bei Mineralfasern als unbedenklich angesehen werden. (Haarrisse)
    Zur optischen Beeinträchtigung, inwieweit Risse und unterschiedliche Putzstrukturen hingenommen werden müssen oder nicht, ist ein weites Feld.
  2. Nichtausführung ist von vornherein mangelhaft

    Danke für die rasche Antwort.
    Kann ich in diesem Fall auf ein beheben des Mangels, also auf ein Aufbringen einer Diagonalbewehrung, bestehen? Der Stuckateur müsste dann beide Seiten verspachteln, gewebearmieren und einen Deckputz aufbringen.
    • Name:
    • F. Geiselhart
  3. Nachbesserung

    Fachgerechte Nachbesserung, Herstellung der Diagonalbewehrung mit allen Folgearbeiten, können Sie verlangen.
    Gerade WDVSAbk. mit Putz auf Mineralfaserdämmung sind in Bezug auf das Eindringen von Wasser durch Risse erheblich stärker gefährdet als solche mit Polystyrol-Dämmung.
    Die Querzugfestigkeit zwischen Putz und Mineralfaserdämmung wird durch Wassereinfluss irreversibel herabgesetzt.
    Auch nach einer Rücktrocknung wird die ursprüngliche Ausgangsfestigkeit nicht wieder erreicht.
  4. Nachbesserung mit faserverstärkten Farbe

    wenn ich das richtig verstanden habe, heißt das, dass eine fehlende Diagonalbewehrung einer Nachbesserung bedarf, selbst dann, wenn der Putz (noch) keine Risse hätte?!
    Vor ich Ihre Antwort gelesen habe, hat der Stuckateur einen neuen Vorschlag zur Nachbesserung gemacht.
    Westseite (mit den vielen großen Rissen): Diagonalbewehrung und darauf gleicher gebürsteter Mineralputz wie bisher.
    Nordseite (mit den wenigen sehr kleinen Rissen): keine Diagonalbewehrung, statt dessen ein Anstrich mit einer faserverstärkten Farbe. Vorteil: einheitliches Aussehen durch Beibehaltung der bisherigen Putzstruktur.
    Ist dieses Angebot akzeptabel?
    Viele Grüße
    • Name:
    • F. Geiselhart
  5. Rissefreiheit

    Ob auf jedenfall nachgebessert muss auch wenn keine Risse entstanden sind ist unter den Sachverständigen umstritten.
    Die Frage ist dann, ob auf Dauer die Rissefreiheit voraus gesagt werden kann.
    Bei organischen Putzen kann man nach 3-5 Jahren Rissefreiheit davon ausgehen, dass eine Rissbildung vermutlich nicht mehr eintritt.
    Hier bei Ihrem Fall, mineralischer Putz auf Mineralfaserdämmung, ist nach meinem Kenntnisstand keine Langfristprognose möglich.
    Oder anders ausgedrückt, als Sachverständiger würde ich Ihnen nicht raten, auf eine fachgerechte Sanierung zu verzichten.
    Im übrigen sind doch Risse da, wie die sich unter den klimatischen Bedingungen entwickeln, weiß keiner.
    Was Sie als Bauherr als Mängelbeseitigung akzeptieren, bleibt natürlich Ihnen selber überlassen.
    Faserverstärkte Farbe, hört sich eher nach Mängelkaschierung als nach Beseitigung an.
    Kenne eine solche, dauerhaft rissüberbrückende Farbe nicht.
  6. Fachgerecht

    Foto von Dipl.-Ing. Jürgen Weber

    Verlangen Sie eine fachgerechte Nachbesserung. Die besteht mit Sicherheit nicht aus faserverstärkter Farbe! Ich würde keine Kompromisse machen-X1234Xdenn es ist dann später ihr Geld. Die meisten dieser Farben dürfen nur mit einer bestimmten Dicke aufgetragen werden, können nicht noch einmal überstrichen werden und sind mit viel Geld wieder von der Wand zu entfernen. Wenn ein Handwerker derart simple Fehler macht so kann das nicht zu Lasten des Auftraggeber gehen.

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