Verzögerungen durch Witterung
BAU-Forum: Neubau

Verzögerungen durch Witterung

Hallo zusammen,
wir haben im August 2005 einen Bauvertrag in Baden-Württemberg nach VOBAbk. abgeschlossen.
Baubeginn war auf Mitte September anvisiert.
Fertigstellung ist vertraglich gesichert max 7 Monate nach Baubeginn.
Es wurden keine Vertragsstrafen vereinbart.
Im Herbst gab es unerklärtliche Verzögerungen (nach auspflocken 3 Wochen erstmal nichts passiert) die meistens mit Verzögerungen auf anderen Baustellen erklärt wurden.
Ab Dezember ging dann gar nichts mehr.
Und der lange Winter tut das seinige nun dazu.
Nun stellen sich uns folgende Fragen :
  • Laut VOB ist eine Behinderung durch den AN unverzüglich schriftlich anzuzeigen. Wir haben bisher keine einzige solche Anzeige erhalten. Dürfen wir also davon ausgehen, dass der AN keine Behinderungen hatte '? (etwas naiv vielleicht aber dennoch steht es halt so drin ...)
  • Er musste doch die Verzögerungen über den Winter mit einplanen oder sehe ich das falsch? (steht zumindest so in der VOB)
  • Welche Ansprüche habe ich  -  auch bei nicht vereinbarten Schadenersatzhöhen  -  wenn es länger als die 7 Monate dauert?

Als real entstandenen Schaden kann ich zumindest die Miete unserer bisherigen Wohnung nachweisen.
Ich will bestimmt nicht die Pferde scheu machen oder rumzicken, aber wer zwischen Baugenehmigung und Auspflocken erstmal 3 Wochen nichts tut, dann nochmal 3 Wochen mit dem Aushub wartet und dann wiederum 2 Wochen bis die Fundamentgräben ausgehoben werden sollte sich nicht wundern wenn so im Dezember plötzlich der erste Schnee kommt ...
Ich bin halt etwas angesäuert weil ohne diese Verzögerungen bei einem normalen Ablauf noch vor dem ersten Schnee das Dach drauf gewesen wäre ...
Und somit wären wir heute schon sehr sehr viel weiter als wir es aktuell sind (Baubeginn war im Oktober, derzeit steht lediglich der Keller ...).
Ich hoffe ich werde jetzt nicht als cholerischer Bauherr angesehen ;-)
Gruß

  1. Hallo Herr Choleriker!

    Also: Wenn keine Vertragsstrafe verinbart ist, gibt es auch nicht automatisch Geld, wenn es der Vertragspartner nicht pünktlich schafft. Jetzt ist es an Ihnen den realen Schaden zu beziffern und zu beweisen. Das können  -  wie von Ihnen ja bereits erwähnt  -  zusätzliche Mietzahlungen sein (einfach nachzuweisen), oder wenn Sie z.B. aus der Wohnung müssen, da der Nachmieter mit Koffern vor der Tür steht, der Umzug in ein Hotel/eine Pension, das Einlagern von Mobiliar usw. usf. Kurz: Es zählt nur der tatsächlich nachweisbare Schaden, den Sie haben. Der Form halber: Dies ist natürlich keine Rechtsberatung, sondern meine ganz persönliche Meinung, gelle!
    Was die Verzögerung als solches anbelangt: Wenn der Bauträger (ist doch ein Bauträger, oder?) den Bau derart schleppend angeht, sehe ich Ihn schon in der Schuld. Klar, dieser Winter hat es in sich, aber bei einem "normalen" Bauablauf ab Mitte September wäre der Bau bis zum Winter locker dicht gewesen und die Handwerker hätten im Warmen munter werkeln können. Dass es im Winter zuweilen kalt wird ist allgemein bekannt und wäre vom Bauträger (wenn der Bau über den Winter geht) terminlich mit einzuplanen gewesen. Dass der Winter derart knackig werden würde, konnte natürlich keiner ahnen und sicher wäre kaum einer ernsthaft böse, wenn dadurch ein paar Wochen hinzu kämen ... aber Oktober bis Mitte März (= 5 Monate) für den Keller ... na ich weiß nicht ...
    Viel Spaß noch und eine schöne Wohnundgseinweihundgsfeier im Herbst 2009 (was bin ich wieder gemein ... Entschuldigung)
    Thomas Bock
  2. Hallo Herr Bock, Habe ich was verpasst oder ...

    Hallo Herr Bock,
    Hab ich was verpasst oder ist diese Woche internationales Sarkasmustreffen?
    Nein also ich werde einige Ihrer Äußerungen mal als "humoritisch gemeint" werten.
    :-)
    Was allerdings noch nicht angesprochen wurde, ist die Notwendigkeit der Behinderungsanzeige ...
    Ist das nun in schriftlicher Form notwendig bei einem VOBAbk. Auftrag und wie lange können diese Anzeigen nachgereicht werden?
    ach so ... ob es ein Bauträger ist kann ich nicht beurteilen da mir die exakte Definition eines Bauträger nicht geläufig ist.
    De Firma ist ein normales Bauunternehmen bei dem wir ein schlüsselfertiges Haus (unter Ausschluss einiger vieler Eigenleistungen) beauftragt haben.
    Die Firma arbeitet mit einigen Handwerkern der Region zusammen, macht den Rohbau allerdings selbst.
    Ist das nun ein Bauträger oder nicht? :-)
    Gruß
  3. Hier können Sie die

    Diffinationsbegriffe genau nachlesen:
  4. Zum Thema ...

    BT oder nicht Bauträger mal hier lesen

    Behinderungsanzeige ist dann erforderlich, wenn der Unternehmer von anderen Personen gehindert wird, z.B. Sie mit Ihrer Eigenleistung nicht fristgerecht fertig würden, wodurch der Bauträger/BU nicht weiter kann. Da Sie das Wetter nicht machen, nützt die B-Anzeige wenig.
    Sie soll ja den Bremser antreiben (und den Gebrensten vor falschen Anschuldigungen bewahren), nicht offensichtliches dokumentieren.

  5. Nachfristzeit geben und dann den Vertrag Kündigen.

    Hallo Sven,
    es tut mir für sie leid da ich selber ein Baugeschäft führe und das Problem nachvollziehen kann.
    Wen Ihre Generalunternehmer schon bei seine Gewerk (Rohbau) so anfängt wird er bei FremdGewerken völlig überfordert sein und nicht in der Lage sein irgend was richtig zu manegen und zu Planen, Für ein Generalunternehmer ist die Rohbau das einfachste Gewerk wo wir uns bei Fremdwegerken Kopfzerbrechen müssen damit es läuft.
    Mein Ratschlag, geben sie Ihm ein angemessener Frist zur Fertigstellung der Vertraglich vereinbarte Arbeiten wen nicht haben sie Anspruch Darauf den Vertrag zu Kündigen was sie dann auch machen sollten, sonst werden sie nie fertig.
    Lesen sie die VOBAbk. § 5 Ausführüngsfristen und § 6 Behinderung und Unterbrechung der Bauausführung. Ich kann sie Ihnen gerne auch zu E-Mailen.
    MfG
  6. Hallo Herr Dühlmeyer, Hallo Herr Ayy, Vielen Dank ...

    Hallo Herr Dühlmeyer,
    Hallo Herr Ayy,
    Vielen Dank für Ihre Anmerkungen.
    Ich habe die zugrunde liegende VOBAbk. vor mir liegen.
    § 6 Abs. 1 legt ja die schriftliche Anzeige fest.
    Da wird ja erstmal nur allgemein von "Behinderung" gesprochen und keine Ausnahme gemacht.
    Also müsste doch auch meiner Meinung nach (ohne jetzt Jurist zu sein) auch die Behinderung durch schlechte Witterung angezeigt werden oder sehe ich das falsch?
    Klar kann der AN dafür nichts.
    Aber wnn ich in den § 6 Abs. 2 schaue lese ich dort auch was von Aussperrungen, und auch das kann der AN nicht beeinflussen, muss es meiner Meinung nach sehr wohl anzeigen.
    Ungeachtet dessen ...
    Die Kündigung des Vertrages halte ich nicht gerade für die sinnvollste Lösung, denn wer managt mir dann die restlichen Gewerke?
    Und ob eine eventuelle Vergütung dann die Kosten deckt qwage ich zu bezweifeln ...
    Ich werde es wohl so machen müssen, dass ich dem Generalunternehmer mal mitteile, dass ich bisher noch keine Behinderungsanzeigen Aufgrund der Witterung vorliegen habe und deshalb von einer Fertigstellung im angegebenen Zeitraum ausgehe.
    Dann sehe ich ja gleich was passieren wird ...
    Wie handhabt ihr es denn aus Unternehmer / Bauüberwachungssicht?
    Werden die Behinderungsanzeigen für Schlechtwetter üblicherweise schriftlich gemacht (gefordert oder uss ich als Bauherr es quasi "wissen" wann der Generalunternehmer nihcts tun kann weil das Wetter zu schlecht / zu kalt oder zu sonst was ist ...
    Woher soll ich wissen was er geplant hat und welche Witterung er hierfür benötigt?
    Das kann ich als Laie doch gar nicht beurteilen ...
    Gruß
  7. VOB § 6 Nr. 2 Abs. 2

    "Witterungseinflüsse während der Ausführüngszeit , mit denen bei Abgabe des Angebots normalerweise gerechnet werden musste, gelten nicht als Behinderung. "
    Ich denke das sagt schon alles.
    Setzen sie Ihre Generalunternehmer unter Druck am besten schriftlich. Drohen sie zu mindest mit Kündigung. Ihre Traumhaus soll ja nicht zum Alptraum werden.
    MfG
  8. Das Angebot wurde im Juli abgegeben ...

    Hallo Herr Ayy,
    da das Angebot Mitte Juli abgegeben wurde ging der Generalunternehmer zu diesem Zeitpunkt ja auch noch davon aus, dass das Dach bis vor dem Winter drauf ist.
    Somit wären die Innenausbauarbeiten ja auch über den Winter durchführbar gewesen und alles wäre kein Problem gewesen ...
    Jetzt kam es aber am Anfang  -  wie oben schon genannt aus unerfindlichen Gründen  -  zu einigen Verzögerungen was dazu geführt hat, dass eben der Winter den Rohbau "durchkreuzt" hat.
    Somit kann er sich  -  wohl zu recht  -  darauf berufen, dass Abs. 2 des o.g. VOBAbk. Paragraphen nicht greift.
    Es geht konkret um die Frage, ob bei einem Bauvertrag nach VOB Verzögerungen durch Witterungseinflüsse schriftlich angezeigt werden müssen oder nicht.
    Wird dies bejaht, so ist der Generalunternehmer deutlich in Verzug.
    Muss eine solche Anzeige nicht erfolgen so ist er nicht in Verzug ...
    Das ist mein Dilemma.
    Gruß
  9. Es gibt ...

    eigentlich nur zwei Möglichkeiten.
    Entweder ist es ein Bauträger/Generalunternehmer, dann kann er sich nicht damit rausreden, dass er bei Angebotsabgabe nicht wusste, dass er den Termin verbrezelt.
    Oder es hat hindernde Umstände gegeben, dann hätte er die anzeigen müssen. Hat er dass?

    Was mich nur stört ist, dass niemand mal früher aufs Gaspedal getreten hat.
    Drei Wochen Baugenehmigung bis Baubeginn sind normal, schließlich sitzen die Handwerker nicht rum und warten auf Baubeginn.
    Aber wenn es danach sooo weitergeht, warum wurde da nicht schon eher mal was unternommen?

  10. So da sind ja die konkreten Aussagen ...

    Hallo Herr Dühlmeyer,
    also jetzt wird es ja schon konkreter ...
    Er hat nach dem Auspflocken auf Nachfrage von uns imme rnir gesagt "muss warten bis der Bagger frei wird" oder sonstige Gründe angeführt.
    Nachdem die Planie gemacht war wurde ebenfalls mit solchen Gründen telefonisch begründet warum es nicht weitergeht.
    Zwischen Fundamentgräben und Betonieren der Bodenplatte ging es relativ fix, aber danach war es eben wieder ewig bis zum Stellen der Fertigteilwände und bis eben die gemauerten Wände fertig waren.
    Das Auflegen der Decke hat sich auch ständig verzögert, angeblich weil die Pläne des Statikers noch nicht fertig waren ...
    Aber konkrete schriftliche Unterlagen mit Begründung und Dauer der Verzögerungen haben wir nie bekommen.
    Und seit dem der Frost da war hat es eben am Telefon immer nur geheißen "bei Frost dürfen wir nichts machen"  -  was ja auch der Wahrheit entspricht.
    Aber auch da nichts schriftliches oder konkretes.
    Ich denke der Generalunternehmer hat einfach kein terminmanagement und verbaselt so einiges.
    Ich werde den auf jeden Fall mal so langsam wieder mächtig treten wenn es wieder besser Wetter ist und es immer noch so schleppend geht.
    Für die Verzögerungen vor dem Winter fordere ich auch noch die Erklärungen nach und frage ihn dann höflich aber bestimmt wie er sich einen Ausgleich vorstellt, den nicht bin nicht gewillt das Mismanagement in seiner Firma mit meinem Geld zu bezahlen.
    Wie gesagt :
    Schriftliche Behinderungsanzeigen haben wir nie bekommen.
    Wir gehen deshalb weiterhin von einer Fertigstellungszeit von 7 Monaten laut dem geschlossenen Vertrag aus.
    Oder wie sehen die Forenleser das?
    Ich wäre sowohl für Meinungen der Bauherrenseite als auch der Unternehmerseite dankbar.
    Gruß
  11. VOB § 6 Nr. 2

    Hallo,
    sie können doch recht haben, ich habe mal bisschen rumgesucht bin auf eine Seite gestoßen und zwar unter § 6 Nr: 2 Steht;
    Witterungsverhältnisse:
    Nicht unter die Regelung des § 6 Abs. 2 VOBAbk./B fallen außergewöhnliche entgegen aller Erfahrung stark auftretende Witterungsverhältnisse, mit denen der AN bei Vertragsschluss nicht zu rechnen brauchte. In diesen Fällen liegt eine Behinderung wegen höherer Gewalt oder unabwendbarer Umstände vor.
    .-Lang anhaltende Kältewellen, wie in den Wintern 1978/79 und 1996/97
    .-Wolkenbruchartiger Regen, der so stark und selten ist, dassdamit an der Baustelle im Durchschnitt nur einmal alle 20 Jahre gerechnet werden kann.
    .-Besonders harter Winter und danach extreme Schlammbildung
    Schauen sie sich mal die Seite an.
    Es kann sein das juristisch gesehen eine Mündliche Behinderungsanzeige ausreichend ist.
    Also sehen sie zu das Ihre Generalunternehmer vorwärts kommt und nehmen sie das Objekt nur unter Vorbehalt ab weil es nicht Rechzeitig fertiggestellt wurde und Ihnen dadurch kosten entstanden sind.
    Viel Glück, und Freude Wünsche ich Ihnen.

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