Akuter Hausbockbefall? Bekämpfung vor oder nach Aufdachdämmung
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Akuter Hausbockbefall? Bekämpfung vor oder nach Aufdachdämmung

Hallo,
wir planen gerade den Dachspitzausbau (Sichtdachstuhl) unseres älteren Einfamilienhauses, Baujahr 1961, Landkreis Landsberg am Lech, Bayern, zu Wohnzwecken. Wir beabsichtigen das Dach neu zu decken und mit einer 12 Zentimeter dicken Polyurethanaufdachdämmung zu isolieren. Bei dem Dach handelt es sich um ein steiles Satteldach. Der untere Teil des Daches ist Teil des ausgebauten ersten Stockwerkes, der obere Teil des Daches besteht momentan nur aus Sparren, Dachlatten und Tonziegeln. Bei der Entfernung von innen auf den Sparren angebrachten dünnen Schalungsplatten (ein misslungener Ausbauversuch des Vorbesitzers) sind wir bei drei von 24 Sparren auf mit Holzmehl gefüllte Fraßgänge gestoßen. Ein zugezogener Schädlingsbekämpfer erkannte Hausbockbefall; Ausfluglöcher konnten nicht festgestellt werden. Zu dem betreffenden Zeitpunkt (warmer Spätsommertag mit entsprechend aufgeheiztem Dach) waren keine Fressgeräusche vernehmbar (diese konnten auch bis jetzt von uns noch nicht festgestellt werden). Daher schloss er nicht aus, dass es sich um einen nicht mehr aktiven Befall handeln könnte. Als Empfehlung im Hinblick auf die geplante Dachsanierung riet er uns dennoch zu Folgendem:
1. Heißluftbehandlung des Dachspitzes einschließlich der Zangen des Holzfußbodens nach Entfernung der alten Holzdielen und Freilegung der Zangen von 3 Seiten
2. Borsalzdübelbehandlung des unteren Sparrenabschnittes (bereits ausgebauter Dachbereich, mit Heißluftbehandlung nicht gut zugänglich).
Für uns stellen sich folgende Fragen:
1. Gibt es zuverlässige Möglichkeiten einen aktiven Hausbockbefall von einem alten inaktiven Befall zu unterscheiden?
2. Ist es sinnvoll die offensichtlich befallenen Balken auszutauschen und durch Neue zu ersetzen (ist diese Maßnahme unter Umständen ausreichend)?
3. Sollte eine Heißluftbehandlung vor oder nach dem Anbringen der Aufdachdämmung durchgeführt werden?
4. Ist durch eine spätere Heißluftbehandlung unter Umständen eine Beschädigung des Dämmmaterials oder der geplanten Velux-Dachfenster zu befürchten?
5. Gibt es eine Möglichkeit den vorhandenen Dielenboden im
Dachspitz zu erhalten (ist mit dem Befall der Zangen zu rechnen)?
6. Macht es eventuell Sinn nur den unteren später nicht mehr zugänglichen Dachbereich mittels Borsalzdübeln zu behandeln und den oberen Dachspitz erst bei zweifelsfrei bestätigten Befallsanzeichen?
7. Muss man sich die beschriebenen Fressgeräusche als konstantes Knabbern (2 Fingernägel ...) zu bestimmten Zeiten vorstellen oder ist nur ein gelegentliches Geräusch zu hören?
8. Stellen die Larven bei Erschütterung (Beteten des Dachbodens) das Fressen ein und sind daher nicht zu hören?
9. Können uns eventuell die Nachbarn belangen, falls wir keine Bekämpfungsmaßnahmen durchführen, sondern abwarten?
Für gute Ratschläge möchten wir uns im Voraus schon mal bedanken.
Freundliche aber leider etwas frustrierte Grüße aus Oberbayern
Monika
  • Name:
  • Monika Hanelt
  1. Holzexperte!

    Zu den Fachfragen kann ich leider nichts sagen, aber wovon lebt denn so ein Schädlingsbekämpfer, wenn nicht Schädlingsbehandlung? In unserem Fachwerkhaus (soweit es derzeit noch ein Haus ist) hatten wir letzte Woche einen Holzschutzfachmann (gelernter Zimmermann, viel Denkmalschutz), der in 3 Stunden (60,- pro Stunde) die diversen Balkenschäden inkl. Probebohrungen begutachtet hat. Ob ein Schädlingsbekämpfer zur Beurteilung ausreichend qualifiziert ist, hängt bestimmt auch vom Einzelfall ab, wir waren jedenfalls beruhigt, dass alle Tierchen tot sind. Hat im Endeffekt auch noch Geld gespart, der Statiker hat uns eine ganze Menge Stahlträger erlassen ...
    • Name:
    • Reg2023-Petra Leue-Bahns
  2. kleine Hausbockkunde

    Foto von Martin Malangeri

    Versuch ich doch mal ein paar Antworten auf die vielen Fragen zu geben:
    1. (Zuverlässige) Methoden den Hausbock zu finden gibt es, für manche braucht es Glück, für andere Verstand: Fraßgeräusche der Larven hört sich an, wie als würde man mit den Nägeln des Daumens und des Mittelfingers immer aneinander vorbei klickern. Die Insekten reagieren sofort auf Erschütterungen und stellen das Fressen ein. Zwischen Juni und August ist Schlupfzeit  -  Fenster geschlossen halten, alles vorher aussaugen und Fenster geschlossen halten. Manchmal findet man verendete Insekten im Bereich von Lichtquellen (Fenster) und Bohrmehl auf dem Boden.
    Zerfressene Holzbereiche aufbrechen und auf Larven untersuchen.

    2) Das ist die zweifelfreiste Methode in einem Bauteil den Befall abzustellen. Verbleiben aber befallene Bauteile, die vielleicht noch nicht entdeckt wurden, werden u.U. neue Nährstoffe geliefert.

    3) Vorher. Es müssen über 1 h 65 °C im Kern gehalten werden, damit Eiweiß (aus dem die Insekten zum größten Teil bestehen) gerinnt. Mit Dämmung kann das nur schlechter realisiert werden.

    4) Beschädigungen sind für Bauteile zu erwarten die keine hohen Temperaturen vertragen. 80-90 °C können im Raum angenommen werden, während der Behandlungszeit.

    5) Keine Ahnung. Dielenbretter von unten untersuchen!

    6) Borsalzdübel sind nur mit vorbeugenden chem. Inhaltsstoffen zu haben, benötigt werden jedoch bekämpfende Wirkstoffe.

    7) siehe 1, gelegentlich weil häufig schlecht wahrnehmbar, vorwiegend bei wärmeren Temperaturen.

    8) siehe 1.)

    9) Hausbockbefall ist in manchen Bundesländern meldepflichtig. Es gibt aber keine gesetzlich wirksamen Handlungsverpflichtungen, welche durch Nachbarn erwirkt werden können. Die Befallsbereiche scheinen mir noch nicht groß zu sein, von daher könnten sie eigentlich noch etwas warten. Verlieren sie es bloß nicht aus den Augen, weil keiner genau weiß wie groß die Kolonien wirklich sind.
    Ratschlag: Bis zum nächsten Herbst abwarten, ab Ende Frühjahr den Boden sauber halten und auf ausfallendes Fraßmehl achten, anschließend Entscheidung treffen.
    Grüße aus Leipzig von


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