Dämmdicken bei Neubau-Niveau
BAU-Forum: Energieeinsparverordnung EnEV

Dämmdicken bei Neubau-Niveau

Hallo!
Wir haben von einem Energieberater eine Vor-Ort-Energieberatung machen lassen. In dem Vorab-Bericht kam heraus, dass unser Einfamilienhaus Baujahr. 1976 mit neuen Fenstern (Ug 1,1), 10 cm Aufsparrendämmung (PURAbk.?), 20 cm Wanddämmung WLG 035 und Wärmepumpe (Erdwärme in Kombination mit Radiatoren) das Neubau-Niveau nach EnEVAbk. erreichen kann.
Wir möchten aber die komplette Sparrenhöhe (15 cm) mit Zellulose (Flocken oder Platten, WLG 040) dämmen. Auf die Sparren soll noch eine Holzweichfaserplatte  -  wir hatten an 2,2 cm Dicke oder etwas mehr gedacht. Mit diesen Materialien möchten wir einen besseren sommerlichen Hitzeschutz erreichen.
Die vorgeschlagene Dicke der Wanddämmung ist uns aus ästhetischen Gründen viel zu dick. Ich hatte daher an 12 cm WLG 035 gedacht. Das alles hatte ich dem Energieberater geschrieben. Der meinte jetzt, dass das Neubau-Niveau so nicht erreicht werden wird. Wir bräuchten 16 cm Außenwanddämmung WLG 031 und das Dach müsste mit 15 cm MiWo WLG 035 gedämmt werden plus 10 cm Holzweichfaserplatte WLG 050. Ist das wirklich so? Mir kommen die Dämmdicken sehr hoch vor  -  auch weil ich im Internet schon Beispiele gesehen habe, wo mit geringeren Dicken das Neubau-Niveau bei einem Altbau erreicht wurde.
Die Wärmepumpe soll sich beim Erreichen des Neubau-Niveaus wegen dem geringeren Primärenergiebadarfs laut Energieberater vorteilhaft auswirken.
Viele Grüße
Tanja
  • Name:
  • Tanja
  1. Da kann ...

    Da kann Ihnen Ihr Energieberater wohl am besten weiterhelfen. Der hat das nämlich (hoffentlich!) alles gerechnet. Die 20 cm 035 WDVSAbk. erscheinen mir zwar etwas viel, es stellt sich aber die Frage, wie der Boden gegen Keller/Erdreich gedämmt ist bzw. wird. Wenn da nichts möglich ist, muss das an anderer Stelle ausgeglichen werden. Das kann dann zu entsprechend höheren erforderlichen Dämmstärken führen.
    Prinzipiell bilanziert die EnEVAbk. zwei Faktoren:
    • Jahres-Primärenergiebedarf Qp’’
    • Spezifischer, auf die Wärme übertragende Umfassungsfläche bezogener Transmissionswärmeverlust HT’

    Je besser die Dämmung, desto geringer ist HT'.
    Qp'', der Primärenergiebedarf, wird durch den Wärmeerzeuger/die Heizungsanlage beeinflusst. Holz hat z.B. einen niederen Primärenergiefaktor, elektrischer Strom einen sehr hohen.
    Es kann also sein, dass ein und dasselbe Haus mit der einen Heizung die EnEV erfüllt, mit der anderen nicht.
    Prinzipiell kann die Heizungsanlage (hier die Wärmepumpe) umso kleiner dimensioniert werden, je besser die Außenhülle gedämmt ist.

  2. Ja, der Energieberater hat gerechnet. Aber irgendwie habe ...

    Ja, der Energieberater hat gerechnet. Aber irgendwie habe ich Zweifel, ob das alles so richtig ist. Einen schriftlichen Bericht haben wir noch nicht.
    Was hat es denn mit dem Anteil der beheizten Fläche auf sich? Angenommen, der Energieberater schlägt Bereich, die in Wirklichkeit beheizt sind, der unbeheizten Fläche zu. Bei uns waren das Flure bzw. ein offenes Treppenhaus. Da meinte er, dass die ja nicht geheizt werden müssen. Er hat irgendetwas gesagt, dass er auf einen Anteil von 40 % kommen muss. Ich habe dann gesagt, dass man in einem offenen Wohnbereich alle Heizkörper aufdrehen muss, weil es sonst einen kalten Luftzug gibt. Daher sind die Flure und ein Treppenhaus mitbeheizt, bei ihm in der Rechnung aber wohl als unbeheizte Flächen aufgeführt.
    Der Boden/Keller ist auf dem Standard von 1976. Der Keller ist komplett unbeheizt und wird auch nicht gedämmt.
    Gruß
    Tanja
    • Name:
    • Tanja
  3. Nichts verkehrt machen!

    Nicht wegen der Optik die Dämmstärke reduziern.
    Was Christian geschrieben hat stimmt, ist aber für den Laien möglicherweise nicht deutlich genug.
    1. Es gibt keinen "Neubaustandard"
    2. Die EnEVAbk. ist eine "Mogelpackung"
    Es war schon vor 10 Jahren möglich Häuser mit einem Wärmebedarf von 75 kWh pro m² und Jahr zu bauen. Angeonommen es liegt keine falsche Heizungseinstellung und kein falsches Nutzerverhalten vor, braucht das Haus wenn mit Öl beheizt bei angenommenen 200 m² etwa 1500 l Öl pro Jahr.
    (plus ggf noch ein paar Liter für die Warmwasserbereitung, da meistens zusammen). Kostenpunkt bei Öl ca. 1050 € p.a. zu derzeitigen Preisen.
    Dieses Haus erfüllt die Kfw60 Bedingungen (wahrscheinlich) knapp nicht, mit Solaranlage schon eher und mit einer Pelletheizung geht es wird es wohl schon fast ein Kfw40 Haus. Die Anlagekosten der Pelletheizung ist aber deutlich teurer dafür die Heizkosten etwas geringer als bei öl oder Gas.
    Beheizt du dieses Haus mit Luftwärmepumpe und einem Kaminofen (statt mit öl oder Pellets) wird daraus auch kein kfw60 Haus.
    Aber bei guter Abstimmung kommst du mit geschätzt weniger als 800 € Heizkosten pro Jahr hin ...
    Ausgangspunkt sollte in eurem Fall vielleicht eine Wärmebedarfsberechnung sein. Je nach Dämmdicke würde die dann aufzeigen wie sich die unterschiedlichen Dämmstärken auf den Energiebedarf auswirken.
  4. Wenn wir die Wände so dick (16 oder ...

    Wenn wir die Wände so dick (16 oder 20 cm) dämmen müssen, um auf EnEVAbk. Neubau-Niveau zu kommen (wegen Kredit übers CO2 Gebäudesanierungsprogramm und Tilgungszuschuss), dann werden wir uns wohl dagegen entscheiden. Denn eine Schießscharten-Optik bei den Fenstern wollen wir vermeiden. Und wenn man die Fenster in die Dämmebene versetzt, müssten wir die schon ausgetauschten Fenster wieder herausreißen und neue Innen-Fensterbänke einbauen lassen (= Mehrkosten von einigen tausend €). Für solche aufwändigen und teuren Maßnahmen ist bei uns kein Geld da. Dann verzichten wir lieber auf einige Zentimeter Dämmung. Denn ich habe gelesen, von den Heizkosten her macht es keinen großen Unterschied, ob die Wände mit 12 cm oder 16 cm gedämmt sind. Aber für die komplizierte EnEV-Rechnung macht es wohl einen Unterschied. :-(
    Gruß
    Tanja
    • Name:
    • Tanja
  5. Wenn wir die Wände so dick (16 oder ...

    Wenn wir die Wände so dick (16 oder 20 cm) dämmen müssen, um auf EnEVAbk. Neubau-Niveau zu kommen (wegen Kredit übers CO2 Gebäudesanierungsprogramm und Tilgungszuschuss), dann werden wir uns wohl dagegen entscheiden. Denn eine Schießscharten-Optik bei den Fenstern wollen wir vermeiden. Und wenn man die Fenster in die Dämmebene versetzt, müssten wir die schon ausgetauschten Fenster wieder herausreißen und neue Innen-Fensterbänke einbauen lassen (= Mehrkosten von einigen tausend €). Für solche aufwändigen und teuren Maßnahmen ist bei uns kein Geld da. Dann verzichten wir lieber auf einige Zentimeter Dämmung. Denn ich habe gelesen, von den Heizkosten her macht es keinen großen Unterschied, ob die Wände mit 12 cm oder 16 cm gedämmt sind. Aber für die komplizierte EnEV-Rechnung macht es wohl einen Unterschied. :-(
    Gruß
    Tanja
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    • Tanja
  6. Wenn es ...

    Wenn es an der Dämmstärke scheitert, müssen Sie eben eine Dämmung mit besserer Wärmeleitgruppe wählen. Inzwischen gibt es die für Wände bis 022 (siehe Link). Hat aber, soweit ich weiß, noch keine bauaufsichtliche Zulassung. Und zum Preis kann ich auch nichts sagen ...!
  7. Ich habe gehört, dass niedrigere Wärmeleitgruppen beim Dämmmaterial ...

    Ich habe gehört, dass niedrigere Wärmeleitgruppen beim Dämmmaterial viel teurer sind.
    Weswegen ist bei WDVSAbk. eine bauaufsichtsrechtliche Zulassung nötig bzw. wichtig?
    Gruß
    Tanja
  8. Das Gebäude als ganzes betrachten

    Hallo Tanja,
    Dein Energieberater muss für die Inanspruchnahme von KFWAbk. Förderkrediten bestimmte Nachweise erbringen. Unabhängig davon ob KFW 60 oder KFW 40 angetrebt werden soll, wird er das ganze Bauwerk betrachten. maßgebend ist aber immer das schwächste Glied einer Kette. Das scheint hier die Kellerdecke zu sein. Wenn diese nicht gedämmt wird, muss an anderer Stelle mehr gedämmt werden. Das kann sowohl im Dach als auch bei den Wänden sein. Eine Aufsparrendämmung in Verbindung mit Zwischensparrendämmung (Holzweichfaser auf's Dach und Zelluloseeinblasdämmung zwischen die Sparren hilft viel, auch im Sommer wegen des guten Speichervermögens.
    Wärmepumpe in Verbindung mit Radiatoren ist auch nicht optimal. Die Wärmepumpe hat sein Optimum bei Fußbodenheizung weil diese mit Niedertemperatur betrieben wird. Ein Radiator mit 30 Grad zu betreiben bringt nichts. Was wäre ein Kostenvergleich zwischen Pumpe und Pelletheizung? Natürlich muss die Lagerung berücksichtigt werden.
    mit dämmenden Grüßen
    L. Hunziger
  9. Die Kellerdecke soll nicht gedämmt werden, weil der ...

    Die Kellerdecke soll nicht gedämmt werden, weil der Keller sowieso nur 2 Meter hoch ist. Der erste Vorschlag des Energieberaters für das Dach war eine reine Aufsparrendämmung (PURAbk.?). Erst als ich den Hitzeschutz angesprochen habe, meinte er, da wären andere Materialien besser. Wir hatten an Zellulose als Flocken oder als Matten gedacht. Von Zellulose als Zwischensparrendämmung hat uns der Berater abgeraten, weil das Dach sowieso von außen geöffnet wird und man dann besser 15 cm MiWo WLG 035 zwischen die Sparren klemmen sollte. Zusätzlich muss wohl eine 10 cm dicke Holzweichfaserplatte WLG 050 auf die Sparren.
    Dass eine Wärmepumpe mit einer Fußboden- oder Wandheizung (Fußbodenheizung, Wandheizung) optimaler ist als mit Radiatoren weiß ich. Aber wir können nun mal nicht unsere ganzen Böden oder Wände aufreißen. Ich habe gelesen, dass bei guter Wärmedämmung die Radiatoren oft groß genug für niedrige Vorlauftemperaturen (bis 40 °C) sind.
    Für eine Pelletheizung haben wir uns ursprünglich auch interessiert aber wir haben keinen Lagerraum zur Verfügung, weil unser Heizöltank in der Erde eingegraben ist.
    Gruß
    Tanja
  10. noch einmal zum Dach

    Hallo Tanja,
    das mit dem Keller habe ich schon vermutet. Kommt sehr häufig vor. Nun zum Dach.
    Meine Variante zum Ausbau. Holzweichfaserplatte auf die Sparren ohne PURAbk. Dämmung, dann der Dachaufbau. Innen OSBAbk. Platten und den Sparrenzwischenraum mit Zellulose ausblasen. Diese Kombination hat auch ein gutes Wärmedämmverhalten im Sommer.
    Vorteil: Das Dach ist sehr schnell wieder dicht. Die richtigen Platten sind auch wasserabweisend, können also auch einmal Regen abbekommen. Guter Klemmfilz muss richtig zugeschnitten werden, was bei alten Dächern nicht immer einfach ist. Ausblasen ist garantiert dicht.
    Pelletlager gibt es übrigens auch als Erdtank. Warum dann nicht den vorhandenen Nutzen? Aber da bin ich nicht Fachmann genug. Einfach mal rumfragen, kostet nix.
    L. Hunziger
  11. Zum Dach: Innen soll nichts geändert werden (Holzverkleidung) ...

    Zum Dach: Innen soll nichts geändert werden (Holzverkleidung). Die Nachteile von Klemmfilzen sind mir bekannt. Wir würden gerne Zelluloseflocken einblasen lassen. Aber 15 cm Zelluloseflocken plus wasserabweisende 2,2 cm Holzweichfaser-Unterdachplatte reichen wohl bei uns nicht, um auf Neubau-Niveau zu kommen. Und von einer Sparrenaufdopplung hält der Energieberater nichts (warum, hat er uns nicht verraten). Die von ihm vorgeschlagene 10 cm dicke Holzweichfaserplatte als Aufsparrendämmung ist bestimmt schwer und teuer.
    Ich weiß, dass es auch Erdtanks für Pellets gibt. Aber wir möchten nicht den Garten aufgraben lassen. Außerdem ist das garantiert nicht billig.
    Gruß
    Tanja

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