Passivhaus vs. EnEV
BAU-Forum: Energiesparendes Bauen / Niedrigenergiehaus

Passivhaus vs. EnEV

Hallo,
wir planen auch im nächsten Jahr ein Haus zu bauen und beschäftigen uns derzeit mit dem Energieverbrauch bzw. dem Aufwand, den man betreiben muss, um einen gewissen Standard zu erreichen.
Unter anderem habe ich nun gelesen, dass ein KFW40 Haus schon sehr nah an ein Passivhaus herankommt. So wie ich das verstehe bedeutet Passivhaus erstmal nur, dass der berechnete Energiebedarf nach dem Passivhaus-Programm berechnet wird. Wenn man ein und das selbe Haus nach der EnEVAbk. berechnet, so erhält man einen deutlich höheren Energieverbrauch, eben im Bereich der 30 kWh/m² anstatt der magischen 15 kWh
Liege ich mit diesem Verständnis da richtig? Oder habe ich etwas falsch verstanden?
Ferner scheint mir, dass viele Hausanbieter ihre "Hütten" schön rechnen. Wenn der Energieverbrauch zu hoch ist, dann wird eben noch eine Solarzelle mehr aufs Dach gepackt um in der Gesamtbilanz einen Energieverbrauch vorzutäuschen. Sher sehr komisch das ganze.
Grüße,
Wolfgang
  • Name:
  • Wolfgang Richter
  1. Passivhaus vs. KfW-Häuser

    es besteht schon ein grundsätzlicher Unterschied zwischen diesen beiden Hauskonzepten. Neben dem tatsächlich geringeren Energieverbrauch (es muss halt richtig gemacht und dann auch entspr. genutzt werden) gegenüber einem KfW-Gebäude ist bei einem Passivhaus das Nutzungskonzept und das Nutzerverhalten entscheidend um die 15 kWh/M²a zu erreichen.
    Dafür gibt es eben bspw. das PHPP (Projektierungspaket f. Passivhäuser), alles weittere würde hier zu weit führen. Ich möchte Ihnen daher empfehlen sich in einem Beratungsgespräch bei Passivhauskonzepten qualifiz. Architekten weitere Infos zu holen und sich dort auch ggf. entsprechende Häuser anzusehen. Danach haben Sie eine Grundlage für die Entscheidung welchen Energiestandard Sie haben wollen (nebenbei eben auch für die zusätzlich zu erwartenden Kosten, die nebenbei bemerkt immer geringer werden, je weiter die EnEVAbk. fortschreitet und Energiekosten steigen)
    > Ferner scheint mir, dass viele Hausanbieter ihre "Hütten" schön rechnen. <
    ... da haben Sie sicherlich recht. Es ist nicht überall Passiv drin wo's d'raufsteht. Bei den Niedrigenergiehäuser der 1990er Jahre war es nicht anders (insbes. bei den Fertighausanbietern). Daher hilft hier nur eine Ausführungsunabhängige Beratung, s.o.
  2. insbes. bei den Fertighausanbietern?

    War das jetzt als Witz gemeint? Die Fertighäuser hatten im Schnitt schon immer eine erheblich bessere Dämmung als die sog. Massivhäuser. Ende der 80er Jahre waren Fertighäuser meist mit 120 mm Mineralwolle in den Außenwänden ausgestattet, ab ungefähr Mitte der 90er Jahren zunehmend auch schon mit 180 mm. Schwedenhäuser wiesen damals zwischen 170 und 240 mm Dämmung auf, in Einzelfällen noch mehr. Und alle diese Dämmstärken galten zu der betr. Zeit selbstverständlich als Niedrigenergiehausausführung. Dieser Begriff begründete sich ja gerade als Unterscheidungsmerkmal zur herkömmlichen Bauweise.
    Ich wäre dankbar für eine Erläuterung der Behauptung, ausgerechnet bei Fertighäusern wäre mit dem Begriff "Niedrigenergiehaus" Schindluder getrieben worden.
  3. Das hatte ich hier im Forum bereits an anderer Stelle, ...

    Herr Stodenberg. Aber, warum so aufgeregt, wenn bei Ihnen alles schon immer i.O. war. Ich behaupte, als "Wissender", dass zumindest einzelne Fertighausanbieter in der Vergangenheit und auch heute noch unlautere, d.h. nicht zutreffende Werbung für deren Modellhäuser machen. Basta. : -D
  4. Insbesondere bei den "Stein auf Stein" Anbietern!

    Was sind ihre Motive, Herr Kaiser, ausgerechnet die 1 1/2 Negativbeispiele aus dem damaligen Fertighausangebot herauszupflücken und zu betonen, wo doch die Anzeigenseiten jeder (!) Samstagszeitung jede Menge haarsträubender und verfälschender Massivhauswerbung aufwies und noch aufweist, auch in punkto Niedrigenergiebehauptungen? Machen sie mal auch ihr anderes Auge auf!
  5. Tu' ich gerne mal, aber ...

    den Fragesteller interessiert es hier wohl nicht.
  6. KfW-40 erlaubt mehr "Tricks" mit der Technik als Passivhaus ...

    KfW-40 erlaubt mehr "Tricks" mit der Technik als Passivhaus aber wenn man es seriös macht kann ein KfW-40 Haus objektiv gleichwertig sein zum Passivhaus.
    Und ja, die 15 kWh/m²a des Passivhauses stammen noch aus der Zeit der Wärmeschutzverordnung und gaukeln über die grundsätzlich andere Berechnungsmethode einen Vorteil gegenüber EnEVAbk.-berechneten Häusern im KfW-40-Standard vor!
    Allerdings gibt es viele Anbieter, die die lobbybedingten Spielräume der EnEV nutzen, eigentlich grottenschlechte Häuser über begünstigende Technik und kreative Rechenmethoden zu KfW-Häusern zu "tunen" ... wenn man da mit seinem eigenen grundsoliden und konservativ gerechneten KfW-40-Angebot danebensteht kann man nur noch mit dem Kopf schütteln, wobei bei Abgleich der technischen Daten auch für den Laien erkennbar ist, dass die Gebäudehülle nicht optimal ist, aber "Geiz-ist-geil" ist halt oftmals stärker, traurig aber wahr, die Leute wollen scheinbar beschissen werden!
    Bemerkenswertist aber auch, dass dieses Tricksen sowohl bei den großen Massivbauanbietern gang und gebe ist, als auch bei Fertighausanbietern.
    Ich möchte also keinen generellen Freibrief für die Fertighausindustrie ausstellen, nicht für heute und auch nicht für die Vergangenheit ...
    @Herr Stodenberg: nur weil Sie oder der Herr Berg oder ich selber mit einem Fertighaussystem aus Überzeugung bessere Häuser bauen heißt das nicht, dass die Anderen genauso denken wie wir, ab einer bestimmten Größe sind die Kaufleute stärker als die Planer und Ingenieure und das ist meist dasEnde eines wirklich guten Konzeptes!
    Gruß aus der pragmatischen Passivhausecke
    Arno Kuschow
  7. noch mal zum Vergleich KfW-40 . /. Passivhaus

    Die Berechnungsmethode des Passivhauses beruht grundsätzlich auf der alten Wärmeschutzverordnung von 1995 und beschränkt den daraus errechneten Heizwärmebedarf auf die bekannten 15 kWh/m²a.
    Die aktuelle EnEVAbk. bezieht ihre Zahlen erst mal aus einem anderen Rechenansatz und beinhaltet mit einer Pauschale auch den Warmwasserbedarf. von daher ist dann tatsächlich EnEV-gerechte 30 kWh/m²a ungefähr gleichbedeutend mit Passivhaus 15 kWh/m²a ...
    Jetzt kommt aber der entscheidende Unterschied: die EnEV berechnet den Primärenergiebedarf, also nicht das was Sie tatsächlich an Wärme ins Haus holen, sondern politisch lobbygesteuert über einen sogenannten Primärenergiefaktor berechnet das was alles nötig ist, bis die Energie tatsächlich bei Ihnen im Haus ist, also der gesamte Hilfsenergieaufwand für den Transport der Energie bis ins Haus, Umformungsverluste etc. ...
    Das bedeutet zum Beispiel, dass man mit der politisch geförderten Pelletheizung mit Primärenergiefaktor 0,2 den tatsächlichen Heizenergiebedarf durch 5 teilen kann und das dann als EnEV-Berechnungsergebnis präsentieren als Traumwert und für alle KfW-Programme tauglich ...
    hört sich erst mal toll an, hat nur den ärgerlichen Haken, dass man als Endkunde nicht die Primärenergie zahlt, sondern die Endenergie, also nicht das ausgewiesene Fünftel, sondern den vollen Kurs!
    Genau dieser Rechentrick ist mit dem Passivhaus nicht möglich und deshalb ist der Blick im EnEV-Nachweis auf den Heizwärmebedarf VOR der Umrechnung auf Primärenergiebedarf ganz wichtig und entlarvt viele Mogelpackungen!
    Meist reicht aber auch schon der Blick auf die U-Werte der Bauteile: die wesentlichen großen Flächen müssen für wirklich sparsame Energieverbrauchswerte beim U-Wert nach dem Komma eine deutliche "1" haben, die oberen Abschlüsse gern auch erst mal eine "0" und dann erst eine echte Zahl ;-)) ... Die Fenster werden gern hervorgehoben mit Traumwerten, aber die sind gar nicht so wichtig für den Verbrauch, werden vor allem bei ansonsten schlechten Konstruktionen "gepusht".
    Andererseits gibt es auch den netten Werbetrick, mit einer "Passivhauswand" zu werben bzw. anderen Passiv-Bauteilen ... das heißt aber noch lange nicht, dass das Haus insgesamt und bezogen auf den Standort und die konkreten Bedingungen die Passivhausanforderung erfüllt!
    Und noch ein Statement: "Passivhaus" ist auch ein schwammiger Begriff und das Passivhaus-Institut macht zwar eine wundervolle Arbeit und viel Werbung für energiesparendes Bauen, ist aber am Ende eine private Institution, die damit Geld verdient. Es ist also ganz nett wenn die Bauteile dort zertifiziert sind, aber keinesfalls erforderlich und die Zertifizierungskosten werden sicher als Werbungskostenanteil in dem Hausangebot enthalten sein. Technisch reicht der Nachweis, dass das Haus die 15 kWh/m²a erfüllt und das kann jeder Energieberater rechnen, die entsprechende Qualität des Gebäudes vorausgesetzt!
    ... ich hoffe ich habe das "sehr sehr komisch" Gefühl des Threadstarters ein wenig auflösen können ;-))
    Gruß aus der pragmatischen Passivhausecke
    Arno Kuschow

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