Bauchemie, beim Dachdeckermörtel nie?
BAU-Forum: Dach

Wohl eine Wissenslücke bei Herrn Ibold oder?

Is der frech. ) OwT

Moin,
... den Beitrag schlicht nicht gesehen, bedankt sich aber recht herzlich für die Vorschläge und vor allem für die Beförderung.
Es tut gut, wenn berühmte Persönlichkeiten wie der Alchemist einem soviel Lob zukommen lassen und das auch noch in Verbindung mit durchaus konstruktiven Vorschlägen wie der Solarpfanne/-dem Solarziegel. Technisch absolut machbar und vielleicht wirklich bald präsentiert.
Zum Mörtelverstrich: sicherlich gibt es Methoden und auch Mörtelzusätze, die einen etwas besseren Halt auf alten Dachziegeln bieten. Dazu gehört auch der gute "neue" Bauschaum, der sich zur Allzweckwaffe entwickelt hat. Seit das Material nicht mhr quillt, wird es nicht nur mehr im Falle einer ansonsten desolaten Aufdachdämmung eingesetzt, nein, es versiegelt auch Fugen jeder Art, einschl. der Längs- und Querfugen (Längsfugen, Querfugen) bei Dachziegeln und -Steinen. Daneben werden sehr erfolgreich Fußbodenversiegelungen mit Vlieseinlage eingesetzt. Garantiert Sturmsicher und nur mit der Einschränkung, dass im Falle einer Beschädigung eines Ziegels/Dachsteins u.U. mehrere Quadratmeter ausgetauscht werden müssen, weil das Material einfach zu gut klebt.
Und es gibt noch einen Wehrmutstropfen in der Geschichte des Dachdeckermörtels, egal ob dieser mit oder ohne Zusätze angerührt wird: er wird von den Kollegen schlicht ignoriert. Wie konnte das passieren? Der Mörtelverstrich wird in vielen Fällen überhaupt nicht mehr gelehrt oder gelernt. Gerade im Altbestand, bei dem  -  zumindest bei uns in der Region  -  noch viele Dächer einen Innenverstrich haben, können nach einem Austausch z.B. einer Kehle viele Gesellen Hohlziegel nicht mehr verstreichen; Alternative: Schaum : (
Wer kennt noch die alten Methoden, Rosshaare dem Mörtel als Armierung beizugeben, damit auch steile Grate aufgesetzt werden konnten?
Aber eine andere Frage beschäftigt mich schon noch. Kann es sein, dass der Alchemist ein wenig Unkenntnis in Sachen der Fachregeln des DDH hat?
Kann es sein, dass von ihm ein neuer Baustil vermieden/ignoriert wird (was nicht grundsätzlich falsch sein muss)?
Grundsätzlich: ja, man kann den Verstrich ausbessern. Und ja, er wird vielleicht über ein zwei Jahre halten, vorausgesetzt, es betritt niemand das Dach und keine Windböe setzt dem Traum ein Ende.
Mit liebenswürdigen Grüßen an den Chefchemiker
Stefan Ibold

und vor allem nicht versuchen eine Zwischendämmung einzubringen und damit die Hinterlüftung der guten alten Dachziegel zu verschließen. Denn dann ist es aus mit der alten Dachdeckung ...

wie gern ich Ihren Schilderungen alter Handwerkskunst lausche! Aber lese ich zwischen den Zeilen, dass Sie Ihre, ich darf sagen  -  radikale  -  Haltung zu PU-Schäumen zwischen Dachziegeln aus dem Jahre 2002 (Betrag 570) nunmehr ein wenig relativieren?
Trotz meiner Vorliebe für Gebräue und Tinkturen möchte ich jenen klebrigen Schaum einem vollvermörtelten Sarstedter Ziegeldach, das Kyrill selbstverständlich schadlos überstanden hat, nicht zumuten. Untermalt von den Klirrgeräuschen der nachbarlicher Ziegel leitete die gute alte Hohlpfanne Kyrills Wassermassen in dicken, windbeständigen Strömen zielsicher in die Rinne. Welche Flachpfanne bietet diesen ästhetischen Anblick? Und, mein lieber Chefmeister Ibold, da sie mich nach neumodischen Regeln befragten, sollte diesen nicht jener Berliner Hauptbahnhof genügen?
Nun denn, wie auf jenem defekten Flachdach, dass ich  -  ich darf es erwähnen  -  trotz eines entmutigenden "nee" von Ihrer Seite mit einer geschlossenzelligen Zellkautschukmatte und ehernen Gewichten während eines Regensturms vollständig abdichtete, schweben mir hier sensationelle alchemistische Lösungen vor!
Bei der Inspektion des Daches machte ich die interessante Entdeckung, dass der üppig eingebrachte Speis in aller Regel nur gelockert ist und via mechanischer Verklammerung weiterhin festsitzt! Nur scharfes Ruckeln erlaubt es, ihn unter dem sich dann bewegenden Ziegel hinwegzuziehen. Auch dieses gute alte Handwerksprodukt sollte nicht leichtfertig geopfert werden!
Daher folgende Versuchsanordnung: Bohrlochsuspension werde mit Lastoflex vergüldet und in die Risse im Mörtelbett und Hohlräume zwischen Mörtel und Ziegel eingebracht!
Die Versuche beginnen im Morgengrauen ...

Lieber Chefchemiker,
... dass so herüber gekommen sein sollte, ich würde meine radikale Meinung zu PU-Schaum auf und unter Deutschlands Dächern relativiren, so bitte ich das zu entschuldigen. Nein, an meiner Meinung dazu hat sich nichts geändert, im Gegenteil, sie hat sich gefestigt.
Ja, das Trauerspiel des "Vorzeige Gebäudes" der Deutschen Bahn hat was. Eine Schraube, ein kleiner Schweißpunkt hätte das Unglück verhindert. Ist analog zu den Dachziegeln/-Steinen die Klammer oder die Spachtelmasse, die die Abreise vom Dach verhindert. Der Mörtel jedenfalls, verhindert sie nicht.
Und sicherlich ist der Querschlag bei einem Dachziegel mit einer Kopffalz besser "verkrallt" als es bei einem Hohlziegel der Fall wäre. Insofern sind Ihre scharfen Beobachtungen durchaus richtig.
Tja, eines meiner kleinen Probleme ist, dass ich mich leider nicht an Ihren ursprünglichen Beitrag oder Ihre ursprüngliche Fragestellung, bei der ich ein entmutigendes "nee" herausgebracht habe, erinnern kann. Da wäre ein Link recht hilfreich.
Nun denn, ich freue mich für Sie, dass Ihre Experimente so durchweg positiv verlaufen sind. Sie verstehen aber sicherlich dennoch, dass ich Ihnen als Chefmeister nur solche Ratschläge geben kann, bei denen ich
a) später Geld verdiene
b) die Fachregeln einhalte
c) zumindest den kleinsten Standard deutscher Handwerkskunst einhalte.
Sie verstehen, dass hier ständig an meinem Stuhl gesägt wird, was dazu führt, dass ich sehr wachsam sein muss, damit mich niemand vom Thron stürzt. Sie können es mir glauben, es ist kein leichter Job so als kleiner dicker König dazustehen.
Ein Hoch auf die Chemie
Stefan Ibold